Vier Sterne auf dem WM-Laster Foto: Peter Petsch

Wir sind Weltmeister! Wir alle, ganz Deutschland. Was liegt da näher, als auch den zahllosen Mit-Champions einen Moment auf jenem Truck zu vergönnen, der die Nationalelf durch Berlin fuhr? Noch parkt er vor dem Mercedes-Benz Museum.

Stuttgart - Da steht er, der von vier Sternen gezierte, schwarze Mercedes-Benz Actros 1863 LS. Von oben winken am Samstagmittag allerdings nicht die Fußballhelden herunter, sondern junge Chinesen in rosa Regencapes. Eigentlich ist die Reisegruppe hier, um sich das Mercedes-Benz Museum anzusehen. Dass der WM-Truck und der begleitende Mercedes-Benz SL auf dem Vorplatz stehen, wird als zusätzliche Attraktion aber gerne zum Anlass genommen, ein paar Erinnerungsfotos extra zu schießen.

Andere Besucher sind eigens gekommen, um sich das Gefährt, das die deutsche Elf über die Berliner Fanmeile kutschierte, aus der Nähe anzusehen. Während ein Junge im Hintergrund johlt, „Jetzt sind wir Stars!”, analysiert Daniel Palfi nüchtern, es sei zwar schon etwas Besonderes, auf dem Meister-Mobil zu stehen, man dürfe aber nicht mit zu hohen Erwartungen herkommen: „Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man im Grunde eben doch nur ein großes Fahrzeug sieht“, sagt der 17-jährige Schüler aus Gmünd. „Wenn man nicht beim Empfang in Berlin dabei war, ist es aber auf jeden Fall eine schöne Sache, hier ein Foto mit dem Truck schießen zu können. Vor allem weil es gratis ist.“ Besonders haben es ihm die Details angetan: „Ich hatte keine Ahnung, dass da oben, wo die Mannschaft stand, Kunstrasen verlegt ist. Sogar ein Anstoßkreis ist vorhanden.“ Der ist schon etwas mitgenommen von feiernden Fußballerfüßen. Man kann der Plattform nicht absprechen, dass sie besonderes Flair verströmt.

Besonders die jungen Besucher sind ganz aus dem Häuschen, wenn sie die elf Stufen erklommen haben, die auf die Party-Plattform führen. Eva Wegner freut sich stiller. Sie schwelgt in Erinnerungen: „Ich habe noch als Zeichnerin an den Entwürfen für den ersten Actros mitgearbeitet“, verrät sie, „und wenn ich diese Zahlen sehe, ’54, ’74, ’90, 2014, dann steht mir 1954 wieder lebendig vor Augen. Ich war damals 15 und wir waren erstmals zu Besuch in der DDR. Das Endspiel erlebten wir vor einem einzigen Radio in einer größeren Menschenmenge. Eigentlich war verordnet worden, dass alle Ungarn anfeuern sollten. Am Ende jubelte aber jeder für Deutschland. Die Rückfahrt im Zug war ein einziges ausgelassenes Fest.“

Nadja Cagnetta und ihre Familie haben zunächst Italien die Daumen gedrückt. Ihre Eltern kamen in den 60er-Jahren nach Deutschland, aber auch die dritte Generation, die beiden Söhne, fieberten mit den Azzurri mit, bis sie ausschieden. Nun ist die 41-jährige Stuttgarterin samt Familie zum Fanmeilen-Truck gekommen. „Die Jungs spielen selbst Fußball und wollten sich die Chance nicht entgehen lassen, einmal da droben zu stehen“, sagt sie. „Wenn man die Aufnahmen aus Berlin gesehen hat, ist das schon ein Erlebnis. Mein Mann hat auch die Sonderseiten zur WM aus der Zeitungen aufbewahrt. Da ist ein Foto mit dem Truck eine schöne Ergänzung.“

Kurzentschlossene können dem Meister-Mercedes am heutigen Montag von 9 bis 18 Uhr nochmals einen Besuch abstatten. Der mit dem 4-Sterne-Motiv beklebte Mercedes-Benz SL ist noch bis zum 17. Ausgust im Mercedes-Benz Museum zu sehen.