Bis zu vier Milliarden Euro haben die acht WM-Spielstätten gekostet. Ein Stadion soll abgebaut und recycelt werden, für die anderen sind die Pläne ziemlich unklar.
Das Stadion 974 am Hafen von Doha ist etwas Besonderes. Es besteht aus 974 Schiffscontainern in unterschiedlichen Farben, wie Lego-Bausteine zusammengesetzt, und ist das erste der Welt, das komplett zerlegt werden kann. Nach dieser Fußball-WM sollen seine Einzelteile bei Stadionbauten im Ausland wiederverwendet werden.
Das recyclebare Stadion war immer eines der Hauptargumente gegen alle Kritiker, die hier in Katar keine Nachhaltigkeit sehen wollten. Doch einen Abnehmer für die Arena gibt es eben auch jetzt noch nicht. Was den ökologischen Unfug belegt, acht Sportstadien für bis zu vier Milliarden Euro für eine Veranstaltung in den Sand zu setzten, für die es nach dem 18. Dezember 2022 kaum eine vernünftige Verwendung mehr gibt.
Zukunftskonzept angedeutet
Der Weltfußballverband (Fifa) hatte vor der WM für jedes Stadion zumindest eine Art Zukunftskonzept angedeutet. Am einfachsten ist das noch beim Khalifa International nachzuvollziehen: Der Ort der Leichtathletik-WM 2019 war vorher das Nationalstadion Katars, es wird es auch nach der WM bleiben.
Vier Stadien, das Al-Thumama, das Al-Janoub, das Ahmad Bin Ali und das Education-City-Stadion, sollen grundsätzlich weiter als Fußball-Arenen genutzt werden, allerdings soll die Kapazität bei allen von 40 000 auf 20 000 Plätze reduziert werden. Während es für Al-Janoub und Ahmad Bin Ali zumindest Erstliga-Clubs gibt, die dort spielen sollen, reicht die Ankündigung beim Al-Thumama nur soweit, dass „zwei lokale Vereine“ dort heimisch werden sollen. Insgesamt gibt es in dem Land, das kleiner ist als Schleswig-Holstein, lediglich 33 Fußball-Clubs (zwölf in der QuatarStarsLeague, acht in der zweiten Liga und 13 in der Amateur League). Sehr wahrscheinlich ist Katar das Land mit der höchsten Stadiendichte der Welt.
Das Education-City-Stadion soll das neue Nationalstadion der katarischen Frauennationalmannschaft werden, wobei das letzte offizielle Länderspiel des Teams 2014 stattfand. Der Termin für das nächste Frauenspiel? Fehlanzeige.
Viele Fragezeichen
Bleiben die beiden größten Arenen dieser WM. Das Al-Bayt-Stadion im Norden von Katar, das einem Beduinenzelt nachempfunden ist, soll ebenfalls von 60 000 auf 30 000 Plätze reduziert werden, das Stadion soll Gemeinschaftsräume beherbergen, genauere Angaben gibt es nicht. Beim Final-Stadion in Lusail reicht die Ankündigung nur soweit, dass man „verschiedene Optionen“ in Erwägung ziehe. Von Schulen bis zu einer Art Klinik sei angeblich alles denkbar.
Die Pläne bleiben vage, klar ist nur, dass die Sportstrategie des Emirats, offiziell 2008 ins Leben gerufen, mit der WM nicht endet. 2030 finden die Asienspiele in Doha statt, eine Art Kontinental-Olympia. 2036 sollen es dann die Olympischen Sommerspiele sein,