Enttäuschung für Kevin Kuranyi: Der Stürmer darf nicht mit zur WM. Foto: AP

Joachim Löw verzichtet bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika auf Kevin Kuranyi.

Stuttgart - Das tut weh. Vor vier Jahren wollte ihn Jürgen Klinsmann nicht dabei haben, diesmal zeigt ihm Joachim Löw die kalte Schulter. Kevin Kuranyi und die Fußball-Weltmeisterschaft - das passt einfach nicht zusammen. Was macht der Bursche nur falsch?

Die Zeiten, als Kevin Kuranyi (28) noch im Wolkenkuckucksheim wohnte, sind längst vorbei. Deshalb fiel er auch nicht vor Schreck ins Koma, als am Montagmorgen der Bundestrainer bei ihm durchklingelte. Er muss es irgendwie geahnt haben: Joachim Löw hatte keine guten Nachrichten für den Torjäger von Schalke 04. Es wird wieder nichts mit dem Traum von der Fußball-Weltmeisterschaft. Die deutsche Nationalmannschaft spielt vom 11. Juni an ohne ihn um den vierten WM-Stern auf dem Trikot mit dem Adler.

Und wenn es stimmt, was ihm der Chefcoach schonend beibrachte, dann hat bei der Entscheidung keine Rolle gespielt, dass Kuranyi im Oktober 2008 beim Länderspiel gegen Russland während der Halbzeit das Stadion verließ, im Mannschaftshotel seine Siebensachen packte und sich aus dem Staub machte.

"Kevin kann mit jedem Stürmer in jedem System spielen"

Löw nennt strategische Ziele als ausschlaggebende Kriterien. "Bei allen Überlegungen in unserem Trainerteam sind wir zum Ergebnis gekommen, dass wir taktisch und personell andere Vorstellungen für die Zusammenstellung des WM-Aufgebots haben", teilte der Bundestrainer mit. Das klingt weise, lässt aber reichlich Spielraum für Interpretationen. Und es ist in der Branche ja kein Geheimnis: Zwar schoss Kevin Kuranyi in dieser Saison bislang 18 Tore, aber Felix Magath hatte das Schalker Spiel - wie einst beim VfB Stuttgart - komplett auf den Stürmer zugeschnitten. Das ist in der Nationalmannschaft so nicht möglich. Beobachter äußern überdies Zweifel, ob die technischen Qualitäten des Stürmers reichen, um bei einer Weltmeisterschaft mitzuhalten. Womöglich hat auch eine Rolle gespielt, dass seit Wochen darüber spekuliert wird, wo Kuranyi in Zukunft spielen wird. Sein Vertrag auf Schalke läuft aus, bisher hat ihm Felix Magath kein neues Angebot auf den Tisch gelegt. Aber kein Trainer der Welt schätzt es, wenn während eines großen Turniers ständig über einzelne Spieler spekuliert wird.

Das alles muss Kevin Kuranyi nicht mehr kümmern. "Mein WM-Traum ist jetzt zum zweiten Mal geplatzt, es ist klar, dass mich das sehr traurig macht", sagte er am Montag. Er hatte alles dafür getan, um die zweite Chance im Nationaltrikot zu bekommen. Vergebens. Wenn Joachim Löw am kommenden Donnerstag im Mercedes-Museum in Stuttgart den vorläufigen WM-Kader bekanntgibt, dann werden voraussichtlich die Namen von Klose, Podolski, Kießling und Gomez fallen. Und nach der Absage für Kuranyi kann wohl VfB-Stürmer Cacau seinen Sommerurlaub schon mal umbuchen. Der vielseitig einsetzbare Stürmer dürfte in Südafrika mit am Ball sein.

Karlheinz Förster, neben Roger Wittmann der Berater von Kuranyi, reagierte mit Unverständnis auf Löws Argumentation. "Kevin kann mit jedem Stürmer in jedem System spielen. Das hat er schon oft bewiesen", sagte ser ehemalige Nationalspieler, "ich halte ihn gemeinsam mit Stefan Kießling in dieser Saison für den besten Stürmer." Schalkes Trainer Felix Magath hielt sich dagegen zurück: "Jeder Trainer muss sich allein entscheiden. Darum beurteile ich die Entscheidung von Joachim Löw nicht. Jeder hat sie zu akzeptieren."

Auch Kevin Kuranyi. Er wäre allerdings klug beraten, jetzt nicht ganz und gar seinen Verzicht auf die Nationalmannschaft zu verkünden. Denn niemand weiß, ob Joachim Löw nach der Weltmeisterschaft seinen Vertrag als Bundestrainer verlängert. Und sein Nachfolger könnte Felix Magath heißen.

www.kevin-kuranyi.de