In den von der Stadt bereitgestellten Unterkünften gibt es bisher kein freies Internet Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Trotz früherer Bedenken richtet die erste Flüchtlingsunterkunft in Stuttgart bald einen freien Internetzugang ein. In der Böblinger Straße haben die fast 200 Bewohner ab Ende Juni freien Zugang ins Netz. Möglich macht das eine spezielle Technik.

Stuttgart - Die erste Flüchtlingsunterkunft in Stuttgart bekommt einen frei zugänglichen Internetanschluss: Vom 23. Juni an sollen die fast 200 Bewohner des Heims in der Böblinger Straße kostenlos im Netz surfen können, um so Kontakt zu ihren Verwandten im Ausland zu halten.

„Mit dem Anschluss können rund 15 Flüchtlinge gleichzeitig stabil im Internet sein“, sagt Gido Krause vom Flüchtlings-Freundeskreis Süd. Den Vertrag für die ersten 24 Monate hat ein Mitglied des Freundeskreis abgeschlossen. Zuvor hatte der Verein dazu aufgerufen, Spenden für das Projekt zu sammeln, und brachte so 700 Euro zusammen.

Prototyp für weitere Heime

„Das ist in erster Linie ein Testlauf. Wenn das Projekt gut läuft, stellt es eine Art Prototyp für weitere Flüchtlingsheime in Stuttgart dar“, heißt es seitens des Freundeskreises. Auch die Stadt selbst hatte in der Vergangenheit geprüft, ob sie in Flüchtlingsunterkünften WLAN (Wireless Local Area Network) einrichtet. Die Pläne scheiterten allerdings an rechtlichen Hürden. Insbesondere die Risiken mit der sogenannten Störerhaftung hätten die Stadt davon abgehalten, Internet für die Bewohner einzurichten, steht in einem Schreiben des Sozialamts.

Laut aktueller Rechtsprechung übernehmen die Betreiber eines drahtlosen Netzwerks die Haftung dafür, was in ihrem Netz geschieht. Das würde für den vorliegenden Fall bedeuten: Wenn ein Bewohner illegal Kinofilme herunterlädt, landet die Abmahnung des Rechteinhabers beim Betreiber, dem Mitglied des Freundeskreises. Die ehrenamtlichen Helfer umgehen diese Gefahr allerdings, indem sie das Internet über den Verein Freifunk Stuttgart laufen lassen.

Deren spezielle Technik ermöglicht ein sicheres Netzwerk, indem der Zugang über Server zum Beispiel in den Niederlanden erfolgt. „Wir sorgen durch diese technische Maßnahme dafür, dass sich die Frage nach der Haftung gar nicht erst stellt“, sagt ein Mitglied der Freifunker. Ein aktueller Gesetzesentwurf der Bundesregierung könnte jedoch das Aus für diese freien Zugänge bedeuten.