Leitz steht für Ordnung im Aktenschrank. Foto: Wirtschaftsarchiv Hohenheim

Das Wirtschaftsarchiv in Hohenheim erzählt Firmengeschichten. Heute: das Leitz-Unternehmen aus Feuerbach.

Hohenheim - Die wachsenden Papierberge in den deutschen Amtsstuben brachten Louis Leitz auf seine Geschäftsidee. Der Industrialisierung folgte ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung. Der wiederum spiegelte sich in der zunehmenden Bürokratisierung in staatlichen Behörden und Unternehmen wider. Und damit die Verwaltungsangestellten nicht im Chaos versinken, musste Ordnung her.

Der Name Leitz steht bis heute als Synonym für die Aktenordner, in denen sich Papiere dank des Umlegebügels fein säuberlich abheften lassen. Mit der Erfindung des Ordners und der Produktion des Lochers war Louis Leitz bereits vor dem Ersten Weltkrieg höchst erfolgreich am Markt. Die Konkurrenz war groß, weshalb das Unternehmensarchiv unter anderem viel über den Zwist in Sachen Schutzrecht erzählt.

Das Archiv lagert in Hohenheim

Das Archiv der Firma Leitz lagert in Hohenheim. Das dortige Wirtschaftsarchiv hat den Bestand 2002 bei sich eingeordnet. Zu den Nachlässen gehören neben den Unterlagen zum Schutzrecht vor allem Aufzeichnungen über Arbeit und Soziales, Verkauf und Werbung sowie Kooperationen und Aufkäufe. Das Verzeichnis der Archivalien klemmt in drei Ordnern, selbstredend in Leitz-Ordnern.

Louis Leitz ist 1846 als Johann Ludwig Leitz zur Welt gekommen. Später ließ er sich mit der französischen Version seines Vornamens anreden, der Mode wegen. Leitz war gelernter Drechsler, und er hatte seine ersten Erfahrungen mit Registraturwaren beim Stuttgarter Nähmaschinenfabrikanten Friedrich Rauh gesammelt. Rauh stellte nämlich nicht nur Nähmaschinen her, sondern auch Biblorhapte, Schnellhefter. Der schlechte Absatz von Biblorhapten spornte Leitz an. Er wollte zeigen, dass sich diese Helfer gut verkaufen lassen, wenn Qualität und Preis stimmen.

Louis Leitz war ein Tüftler

Anno 1871 hat Louis Leitz in Feuerbach eine mechanische Werkstatt gegründet, in der er die Metallteile für die neuen Ordnungshüter herstellen ließ. „Er war ein Tüftler“, sagt Jutta Hanitsch vom Hohenheimer Wirtschaftsarchiv. „Er wollte das Ordnen und Ablegen praktischer machen.“ Dafür hat er seine Produkte immer wieder verbessert und Passendes neu erfunden. Wie zum Beispiel Register und Prospekthüllen. In den ersten 20 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg verzehnfachte sich der Umsatz, Leitz war zum internationalen Schwergewicht geworden.

So erfolgreich Leitz mehr als ein Jahrhundert gewirtschaftet hatte, im Jahr 1998 hat die Geschäftsleitung das Unternehmen an die schwedische Esselte-Gruppe verkauft. „Es gab einen gnadenlosen Preiskampf im Papierbereich“, sagt Hanitsch. „Das war letztlich ruinös für Leitz.“ Die Esselte Corporation wiederum ist im Jahr 2002 von der amerikanischen Investmentgesellschaft J. W. Childs übernommen worden. Die Zeit überdauert hat indessen der Name. Leitz steht nach wie vor für Qualität im Aktenschrank.