Der Skiliftbetreiber Jochen Gekeler schickt seine kleinen und großen Gäste den Berg hinauf. Foto: Horst Haas

Liftbetreiber Jochen Gekeler trotzt auf der Schwäbischen Alb dem Klimawandel. Die Arena Holzelfingen bietet Allgäu light – mit Hüttengaudi und vier Liften.

Holzelfingen - Mit dem Schnee und der anhaltenden Kälte kommen die kurzen Nächte für Jochen Gekeler. Bis drei Uhr nachts habe er die Hänge präpariert, mit der Pistenraupe die Anlage abgefahren, erzählt der 42-Jährige. Er sieht dabei so munter aus, als wäre Schlaf in homöopathischen Dosen für ihn völlig ausreichend. Gekeler ist Skiliftbetreiber in zweiter Generation auf der Schwäbischen Alb und einer der wenigen, die nicht klagen. Weder über die Winter, von denen viele sagen, dass sie ihren Namen nicht mehr verdienen, noch über die rückläufigen Einnahmen, weil ohne Schnee die Tagestouristen wegbleiben und Geschäft mit den kleinen Schleppliften vielerorts keine Zukunft hat. Im Gegenteil: „Ich bin zufrieden“, sagt er gut gelaunt, „man wird nicht reich, aber wir schreiben schwarze Zahlen.“

Der Mann, der alle zehn Minuten am Handy irgendetwas klären muss, kurz mal das Auto einer Ausflüglerin auf dem spiegelglatten Parkplatz aus der rutschigen Misere befreit und dennoch tiefenentspannt wirkt, ist einer der Chefs der Wintersport Arena Holzelfingen. Keine 20 Autominuten hinter Reutlingen gibt es Hüttengaudi in der rustikalen Herzl Alm, Gulaschsuppe, Skikurse und einen Rodelpark. „Das erste und einzige zusammenhängende Skigebiet der Schwäbischen Alb“, so wirbt das Prospekt. Und das „Allgäu light“ mit seinen vier Schleppliften, den sechs Abfahrten samt Flutlicht und der Langlaufloipe kommt bei den Besuchern bestens an.

Auf die Skipiste statt auf den Spielplatz

An der Kasse vor dem Salachlift stehen die Skifahrer an diesem sonnigen Winternachmittag Schlange. Aus den Außenlautsprechern an der Hütte kommt Partysound, drinnen sind die hölzernen Eckbänke gut besetzt, auch eine Seniorenrunde ist zu Gast. Vor allem Familien mit Kindern haben ihren Spaß auf der Piste. Manche rutschen in riesigen Reifen, sogenannten Tubes, die Hänge hinab, andere lassen sich von Papa zeigen, wie man richtig liftet, oder probieren das neue Snowboard aus. Anton und Hannes sind mit ihrer Mama im Schnee unterwegs. „Anstatt nachmittags auf den Spielplatz zu gehen, sind wir auf der Piste“, sagt Camilla Hoffmann. Im Winter kommt sie regelmäßig in das schnell erreichbare Miniskiparadies. „Ich finde es super“, sagt die Reutlingerin. Sie ist begeistert über die geschlossene Schneedecke, die seit einer Woche bei ordentlich kalten Temperaturen liegengeblieben ist.

Die Pistenpflege nimmt Jochen Gekeler ernst. Ohne sie geht es nicht. „Wir machen Snowfarming“, erklärt der Liftbetreiber und erzählt, wie er Nacht für Nacht im fünfköpfigen Team ausrückt auf die Wiesen der Umgebung. „Wir schieben den Schnee zusammen, laden ihn auf Traktoren und verteilen ihn wieder auf den Pisten.“ Nur so blieben die Hänge gut befahrbar. Von Schneekanonen und Beschneiungsanlagen hält Gekeler wenig – zu teuer, zu wenig effektiv. „Wir sind so viel schlagkräftiger und können enorme Massen bewegen.“

Viele kleine Liftbesitzer geben wegen der milden Winter auf

Während viele kleine Liftbetreiber in den vergangenen Jahren auf der Alb wegen Schneemangels aufgegeben haben, lässt sich Gekeler vom Klimawandel, den steigenden Durchschnittstemperaturen und dem immer milderen Winter nicht frustrieren. Er ist einer von fünf Gesellschaftern, die ordentlich Geld in den Ausbau der Holzelfinger Anlage gesteckt haben. „Das Drumrum ist wie in den Alpen“, sagt er. Unterm Jahr arbeitet der Holzelfinger als Kfz-Mechaniker, genau wie sein Vater. An Schneetagen wechselt er in Skikleidung und managt ein Team von bis zu 50 Teilzeitkräften. „Wintersport Arena“ steht auf seinem dicken Anorak.

Es ist der zwölfte Skitag in dieser Saison. Im Schnitt sind die Lifte der Anlage an 30 Tagen geöffnet, in manchen Wintern auch mal an 60 Tagen. Gekeler ist guter Dinge: „Wir hatten von 2000 bis 2010 bessere Lifttage als in den 80-er und 90-er Jahren.“ Er sei überzeugt, auch in den kommenden Jahren keine Angst haben zu müssen. „Das ist eine Wellenbewegung, das geht Auf und Ab“, erklärt Gekeler. Über Tage wie den vergangenen Sonntag, als der Schnee frisch und die Sonne draußen war, freut er sich: Auf 1500 Menschen schätzt er den Andrang, vom Skifahrer bis zum Wanderer. Die Parkplätze waren rappelvoll und in den Hütten jede Menge Gäste.

„Und am Sonntag“, so Gekeler, „soll es wieder schön werden.“

Ski und Rodel gut

Schwäbische Alb:
Klirrende Kälte, aber eben auch Kaiserwetter – das ist, was die Meteorologen für dieses Wochenende vorhersagen. Nach den letzten Schneefällen ist Skifahren und Boarden auch auf der Schwäbischen Alb möglich. Von Ochsenwang im Kreis Esslingen bis nach Donnstetten und Römerstein im Kreis Reutlingen sind die Lifte in Betrieb, teilweise auch bis 22 Uhr bei Flutlicht. Eher schwierig wegen der insgesamt doch eher dünnen Schneedecke ist das Langlaufen, wobei etwa bei Münsingen Loipen gespurt sind.

Wintersportmöglichkeiten in der Region:

Schwarzwald:
Ski und Rodel gut – so heißt es auch in Teilen des Schwarzwaldes für alle Freunde des gepflegten Wintersports. Nicht nur am Feldberg, sondern auch am Kniebis, am Titisee oder bei Baiersbronn können die Bretter ausgepackt werden. Wer aus der Region Stuttgart etwas weitere Wege nicht scheut, findet zudem im Allgäu weiterhin gute Bedingungen.