Whiteout in den USA: Am 13. Januar 2024 konnte man bei Store City im US-Bundesstaat Iowa aufgrund eines Blizzards nur noch wenige Meter weitsehen. Foto: Imago/NurPhoto

Nicht nur für Polarforscher und Bergsportler kann ein Whiteout gefährlich werden. Auch Autofahrer können dabei die Orientierung verlieren. Wir erklären, was es mit diesem meteorologischen Phänomen auf sich hat.

Zum Wochenstart kann es am Montag (15. Januar) in Teilen von Deutschland zu sogenannten Whiteouts kommen. In der Wetterkunde spricht man von einem Whiteout – der englische Begriff bedeutet übersetzt so viel wie „das Aushellen“ –, wenn man aufgrund von starken Schneefällen oder Lichtreflexionen bei schnee- und eisbedeckter Landschaft nichts mehr sieht.

Winter-Gewitter mit Blitz und Donner

Der Wetterdienst wetter.com erwartet dieses Phänomen für heute in Niedersachsen. Der Grund: In den atmosphärischen Höhen herrscht eisige Luft, die aus Skandinavien kommt, während es am Boden deutlich milder ist.

Bei einem Whiteout kann es auch zu einem Schneesturm mit sehr viel Niederschlägen und heftigen Winter-Gewittern mit Blitz und Donner kommen. Dabei verschmelzen Boden und Horizont optisch miteinander. Durch den extremen Schneefall wird das Sichtfeld von Menschen stark eingeschränkt. „Da sieht man stellenweise die Hand vor den Augen nicht mehr“, erklärt der Meteorologe Dominik Jung.

Umgebung verliert für den Betrachter jeden Kontrast

Der Horizont verschwindet, Himmel und Erde gehen ununterscheidbar ineinander über. Foto: Imago/Pond5 Images

Die Ausgangslage für das Zustandekommen eines Whiteout muss folgende sein: Dünne Wolken bedecken den Himmel, lassen aber noch ein wenig Sonnenlicht hindurch, das durch Wassertropfen und Eiskristalle gestreut wird.

Durch die diffuse – also unregelmäßige – Reflexion des Sonnenlichts verliert die Umgebung für den Betrachter jeden Kontrast. Der Horizont verschwindet, Himmel und Erde gehen ununterscheidbar ineinander über. Sie verschwimmen buchstäblich zu einem konturlosen grauen Raum.

Orientierungslos im Schneegestöber

Orientierungsvermögen und die Fähigkeit, Entfernungen abzuschätzen, gehen verloren. Foto: Imago/Pond5 Images

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach definiert ein Whiteout als eine extreme Tagesbeleuchtung bei bedecktem Himmel über verschneiten Gebieten. Normalerweise ist ein Whiteout durch unregelmäßige Reflexion des Lichtes zwischen der Erdoberfläche und der Wolkenunterseite vor allem in polaren Gebieten und auf höheren verschneiten Bergen zu beobachten.

„Die Unebenheiten der schneebedeckten Erdoberfläche und die Umrisse des Horizontes sind nicht zu erkennen, so dass das Orientierungsvermögen und die Fähigkeit, Entfernungen abzuschätzen, verlorengehen können“, heißt es auf der Homepage des DWD.

Unglücke aufgrund von Whiteouts

Im Winter 1911/1912 kämpften sich der Norweger Roald Amundsen und sein britischer Konkurrent Robert Falcon Scott mit ihren Expeditionen in Richtung Südpol. Den Wettlauf gewann Amundsen, Scott und seine vier Gefährten fanden geschwächt durch Hunger und Kälte auf dem Rückweg vom Pol den Tod.

Ein Whiteout war vermutlich auch die Ursache für den Absturz bislang für den Air-New-Zealand-Flug 901. Am 28. November 1979 prallte der Passagierjet gegen einen Vulkan auf der antarktischen Ross-Insel. Die Maschine vom DC-10 mit 257 Menschen an Bord befand sich auf einem Rundflug über dem südlichen Kontinent.

Mutmaßlich aufgrund eines Whiteout verlor die Cockpit-Crew die Orientierung und steuerte direkt auf den Vulkan zu. Alle Menschen an Bord kamen ums Leben. Es war das bisher schwerste Unglück auf dem antarktischen Kontinent.

Große Gefahr im Bergsport

Whiteouts sind vor allem im Bergsport eine große Gefahr: Aus Sicherheitsgründen sollten Gruppen eng zusammenbleiben und sich, wenn überhaupt, nur langsam fortbewegen.

In absturzgefährdetem Gebiet sollten sie möglichst das Ende eines Whiteouts abwarten und vorläufig auf jede Fortbewegung verzichten, da Hindernisse oder Abgründe nicht mehr erkannt und Entfernungen und die Steilheit des Untergrundes nicht mehr abgeschätzt werden können.