Eine Informationsveranstaltung der Grünen im Ebersbacher Veranstaltungszentrum „Credo“ stellt die windkraftkritische Bürgerinitiative Pro Schurwald nicht zufrieden. Erneuerbare Energien stehen im Widerstreit zum Erhalt des Naherholungsraums.
Bis auf den letzten Platz war das Gemeindezentrum Credo in Ebersbach belegt. Viele wollten hören, was die Grünen-Landtagsabgeordnete Ayla Cataltepe, der Grünen-Staatssekretär Andre Baumann und Matthias Pavel vom Windkraftanlagen-Bauer Uhl zum Protest aus Ebersbach und Uhingen gegen Windräder auf dem Schurwald zu sagen hatten.
Ayla Cataltepe führte in das Thema Energiepolitik ein, die eine echte Klimawende sei. „Wir wollen weniger Energie verbrauchen und dort einsetzen, wo sie wirklich gebraucht wird und damit weniger CO2 ausstoßen, um eine gesunde Umwelt zu bewahren“, betonte die Politikerin. Ihr geht es hierbei vor allem um schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Sie prognostiziert, dass der Ausbau von erneuerbarer Energie neue Arbeitsplätze schaffen würde.
Genehmigungsverfahren sollen deutlich verkürzt werden
Der Informationsabend sollte einen Beitrag für gemeinsame, respektvolle Lösungen bieten. „Voraussetzung hierfür seien Dialoge, bei denen man zuhört und andere Meinungen in einem angenehmen Raum respektiert“, leitete Moderator Michael Kühn zum Vortrag des Staatssekretärs im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft über. Baumanns wichtigste Forderung: „Wir müssen aus der Kohle raus und in die erneuerbare Energie rein.“
Auch große Firmen hätten seit etwa einem Jahr ihre Einstellung zur erneuerbaren Energie geändert. Neue Unternehmen würden sich eher im Norden ansiedeln, da hier die Energiekosten niedriger seien. Für Baumann ist es wichtig, dass der Ministerpräsident das Ziel vorgegeben habe, das Planungs- und Genehmigungsverfahren von sieben auf dreieinhalb Jahre zu verkürzen, was auch eine Forderung von Ayla Cataltepe ist. „In der Zukunft werden in Baden-Württemberg 1200 Windkraftanlagen gebraucht, die auch für die Kommunen interessant sind, da sie selbst daran verdienen – aber irgendwo müssen sie ja stehen“, so Baumann.
Matthias Pavel von der Firma „Uhl Windkraft“, die den Windpark „Königseiche“ in Ebersbach-Büchenbronn projektiert und betreiben will, stellte die technischen Daten einer Windkraftanlage vor, die eine Nabenhöhe von 164 Metern, einen Rotordurchmesser von 149 Metern und eine Nennleistung von 4,5 Megawatt hat. Pavel stellte dem Publikum dar, wie mit verschiedenen technischen Maßnahmen und auch gesetzlichen Vorgaben auf die Einwände und Argumentationen der Windkraftgegner reagiert wird. Diese beziehen sich vornehmlich auf die Zerstörung des Waldes, den Lärm, den Schattenwurf, die Nachtbeleuchtung, die Eisbildung, den Infraschall und besonders auf den Natur- und Artenschutz. Der Vertreter der Initiative „Pro Schurwald“ Michael Haueis ging nicht auf die von Pavel angesprochenen Kritikpunkte ein, seine Initiative möchte den Schurwald als Erholungsraum bewahren und dieser soll nicht zu einer Industrielandschaft werden. Der Redner beklagte anhand von Beispielen bereits bestehender Windkraftanlagen im Schurwald die geringe Windhäufigkeit und den daraus resultierenden geringen Stromertrag.
Der ehemalige Ortsvorsteher von Baiereck, Diegelsberg, Nassach und Nassachmühle, Eberhard Hottenroth, bedauerte, „dass die Bevölkerung erst jetzt mitgenommen wird“. Er fand aber ausgleichende Worte und dankte Michael Haueis und seiner Initiative, „von denen keiner auf Krawall gebürstet ist.“
Die Fragen aus dem Publikum bezogen sich vor allem auf das Naherholungsgebiet, die Wirtschaftlichkeit, die Windprognose, die Feuergefahr und den späteren Abbau der Windkraftanlagen. Trotz mancher Bedenken sprachen sich die beiden Besucher Helmut Kraus, 14 Jahre Vorsitzender der Ebersbacher SPD, und Bülent Tekdal für die Windkraftanlage aus. Bülent Tekdal lobte die Veranstaltung: „Das war sehr interessant, denn man muss auch auf die Menschen Rücksicht nehmen, die eine andere Meinung haben.“
AfD-Kundgebung gegen „windlosen Windpark“
Kundgebung
Vor der Info-Veranstaltung hielt der AfD-Kreisverband Göppingen neben dem Credo eine Kundgebung gegen den Bau der beiden Windkraftanlagen im Schurwald ab mit dem Motto „Kein windloser Windpark im Schurwald!“
Redner
Etwa 20 Anwesende folgten den Ausführungen des Kreisvorsitzenden der AfD Göppingen, Sandro Scheer, und weiterer Redner. Auf Plakaten wurde die „Zerstörung der Natur“ durch die Windkraftanlagen beklagt.
Argumentation
Die während der Kundgebung der AfD vorgetragenen Kritikpunkte wurden in der nachfolgenden Informationsveranstaltung im Credo von den Experten sachlich und mit Fakten belegt weitgehend ausgeräumt.