Stück für Stück wird die üppige Holzmenge per Bagger aus dem Wasser geholt. Foto: Stadt Steinheim

Der Bauhof der Stadt Steinheim muss immer häufiger Stämme und Äste aus der Murr holen, um Hochwasser zu vermeiden.

Steinheim - Die Murrbrücke in Steinheim hat schon viel Holz vorbeischwimmen sehen. 1603 erbaut, war sie bis 1882 auch ein Durchgangspunkt für das Holz, das aus dem Schwäbisch-Fränkischen Wald bis in die Nachbargemeinde Murr geflößt wurde. Das liegt also 140 Jahre zurück – doch das Thema Holz wird an der Brücke auch heute noch immer wieder aktuell. Nicht durch Flößerholz, dafür durch Treibgut. So auch jetzt wieder. Vier bis sechs Tonnen an Material holten die Mitarbeiter des Bauhofs in der zweiten Januarwoche aus dem Wasser.

Ziel der Aktion ist es, ein mögliches Hochwasser zu vermeiden. Denn das Schwemmgut beeinträchtigt den Wasserabfluss an der Brücke. „Bei normalen Wasserständen ist das kein Problem. Sollten aber weitere Niederschläge zu Hochwasser führen, bestünde die Gefahr, dass es vor der Brücke zu einem Aufstau kommt, der Wasser über die Ufer treten lässt“, teilt die Stadtverwaltung in Steinheim mit, deren Aufgabe es ist, die Anlandungen zu beseitigen. Daher habe schnell gehandelt werden müssen.

Niederschlagsverteilung und Eschentriebsterben spielen Rolle

Dass das Phänomen des Treibguts aus Stämmen und Ästen jetzt auftritt, hängt mit den lang anhaltenden Niederschlägen zu Jahresbeginn zusammen, der den Wasserstand hat anschwellen lassen. Überflutungen gab es in Steinheim keine. Das Material hat sich aber, wie so oft nach hohen Wasserständen, an den Pfeilern der Brücke gesammelt. Dass dabei derart viel Holz zusammenkommt, ist auch darauf zurückzuführen, dass flussaufwärts die Schweißbrücke, die Brücken in Kirchberg sowie die beiden Brücken in Burgstall keine Pfeiler im Wasser haben. Das Holz hat zwischen Backnang und Steinheim also freien Lauf.

Der Umweltbeauftragte der Stadt Steinheim, Eric Hirsch, erklärt auf Nachfrage, dass ein Eingreifen dieser Art in den vergangenen Jahren vermehrt angefallen ist. Inzwischen muss der Bagger zwei- bis dreimal im Jahr anrücken. „Die Einsätze werden häufiger weil sich die Jahresniederschlagsverteilung zunehmend ändert. Längeren Trockenperioden mit geringem Wasserstand, in denen sich Treibgut in den Uferbereichen sammelt, folgen starke Niederschläge, die das Treibgut abspülen.“ Dazu komme, dass an hiesigen Gewässern viele Eschen stehen, die durch das Eschentriebsterben der vergangenen Jahre zunehmend zusammenbrechen. „Das erleben wir auch an den Bächen wie Bottwar, Ottenbach oder Beutenmühlebach in Höpfigheim. Auch dort nimmt die Menge an Schwemmgut zu.“

Häckselgut kommt ins Holzhäckselheizkraftwerk

Mit einem Greifer ist das Holz schnell aus dem Wasser geholt. Der Bagger dafür muss aber erst von einer Firma ausgeliehen werden, was sich in der ersten Woche des Jahres aufgrund der Betriebsferien schwierig gestaltete. Letztlich gelang es dem Bauhof aber nach einigen Telefonaten, für die zweite Januarwoche einen Bagger zu organisieren. So konnte das Schwemmgut entfernt, auf einen Lastwagen geladen und auf eine städtische Lagerfläche gebracht werden.

Dort wurden die vielen Flaschen, Tüten und sonstigen Abfälle aussortiert. Das übrige Holz, nachdem es etwas abgetrocknet ist, wird gehäckselt. Der Clou: Das Häckselgut sorgt künftig als Brennstoff im städtischen Holzhäckselheizkraftwerk für Strom und Wärme in den Sporthallen und den Schulen auf dem Campusgelände.

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