Wilhelmadirektor Thomas Koelpin, Michael Hörrmann und Patricia Peschel freuen sich über die Neuwerbung. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Wilhelma und die Landestochter Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg präsentieren neu erworbene Zeugnisse aus dem 19. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um zwei außergewöhnliche historische Dokumente.

Stuttgart - Durch die Fensterfront der Wilhelmaschule fällt der Blick auf das Maurische Landhaus. Bis vor Kurzem befand sich dort zwischen zwei Gewächshausanbauten das Nachttierhaus. Dabei war der Ort ursprünglich als Platz an der Sonne gedacht: als Sommerresidenz König Wilhelms I. von Württemberg.

Wie das Gebäude und das Terrain mit den heute noch sichtbaren, großen goldenen Kandelabern und Tierskulpturen zu Lebzeiten des Landesherrn aussahen, davon zeugt eine Fotografie aus den 1870er Jahren – eines von zwei neu erworbenen historischen Zeugnissen aus der Geschichte der Parkanlage, die am Montag von der Wilhelma und den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg (SSG) der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.

Porzellanbild aus dem Besitz Wilhelm I.

Das zweite Exponat ist eine kleinformatige Porzellanmalerei, die einst in der Galerie des Landhauses oberhalb des Festsaals zu sehen war – als Teil der privaten Kunstsammlung des Königs. Das Motiv: eine büßende Maria Magdalena. „Das Gemälde ist eines von mehreren Porzellanbildern aus dem Besitz Wilhelms I.“, erklärt Patricia Peschel, Konservatorin der SSG, die das Bild aufgespürt hat. Die Arbeit des Bambergers Carl Meinelt ist nicht nur meisterlich ausgeführt, sondern auch ein glänzendes Beispiel für den Historismus und damit typisch für den Zeitgeist Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. Vor allem aber ist die Kopie des Ölgemäldes ein Zeugnis aus der Geschichte der Wilhelma, die künftig neben dem Renommee als Zoo und Botanischer Garten auch die Herkunft als royales Refugium stärker ins Bewusstsein rücken will.

Direktor Thomas Kölpin spricht von einem „Dreiklang der Exotik aus Tieren, Pflanzen und Baukunst“, der pünktlich zum 2021 anstehenden 175. Gründungs-Jubiläum stärker ausgespielt werden soll. In diesem Zusammenhang ist eine engere Zusammenarbeit mit den SSG geplant. „Die Präsentation der Neuerwerbungen ist die erste Konkretisierung einer langfristigen Strategie“, ergänzt deren Geschäftsführer Michael Herrmann. Da die Einrichtungen der Wilhelmszeit im Neuen Schloss oder im Schloss Rosenstein seit dem Zweiten Weltkrieg verloren seien, habe die Kooperation eine besondere Bedeutung. Projekte wie die digitale Rekonstruktion der Innenräume in den historischen Bauten der Wilhelma sollen dazu beitragen, die historischen Wurzeln der orientalisch geprägten Anlage zu würdigen.