Die Kommunen im Landkreis kämpfen mit illegal entsorgtem Abfall. Dabei haben die Städte und Gemeinden vor allem eine Schwierigkeit.
In Göppingen gilt die Mozartstraße als ein neuralgischer Punkt: Immer wieder gibt es bei der Stadt Beschwerden von Anwohnern über Unrat, der illegal an den Altglas- und Dosencontainern abgelegt wird und die Gegend verschandelt. Die Anlieger sind verärgert, eine dauerhafte Abhilfe scheint nicht in Sicht zu sein.
Im vergangenen Mai wurden im Gemeinderat konkrete Zahlen vorgelegt: Sie zeigten, dass seit der Einführung der mengenabhängigen Müllgebühr durch den Landkreis zum 1. Januar 2022 der städtische Betriebshof deutlich mehr Müll entsorgen musste. Am augenscheinlichsten wurde dies im Vergleich des Jahreswechsels 2021/2022. Statt gut 21 Tonnen im Dezember waren im Januar über 40 Tonnen zu entsorgen gewesen. Mit entsprechend höheren Kosten. Sie waren innerhalb eines Jahres von knapp 69 000 auf über 100 000 Euro gestiegen. In Uhingen hat wilder Müll rund um die Glascontainer bei der Hieberschule der Stadt schon viel Kopfzerbrechen bereitet. Eine wirkliche Handhabe gegen den hässlichen Anblick dort und anderswo gibt es nicht.
Bei Sperrmüll muss die Stadt mit dem Lastwagen anrücken
Ortswechsel: Wer durch Geislingens Straßen spaziert, sieht ihn am Rand allenthalben: Müll. Egal, ob Sperrmüll oder volle Gelbe Säcke, die sich türmen, obgleich die nächste Leerung noch in weiter Ferne liegt, oder überfüllte Glascontainer: In Geislingen ist man, was wilde Müllablagerungen angeht, Kummer gewohnt. In der Fünftälerstadt stießen die Bauhofmitarbeiter während ihrer Touren immer wieder auf wild entsorgten Müll, berichtet die Pressesprecherin der Stadt, Christiane Wehnert: „Wir kämpfen im gesamten Stadtgebiet sowie an den Wanderparkplätzen und Naherholungseinrichtungen mit dem steigenden wilden Müll.“ Kleinere Mengen würden sofort mitgenommen.
Doch Wehnert weiß darüber zu berichten, dass die Bauhofmitarbeiter auch immer wieder große Mengen Sperrmüll fänden. Diese müsse die Stadt mit einem Lkw abholen und fachgerecht entsorgen lassen. Und auch das Team der Stadtreinigung sei größtenteils damit beschäftigt, die fast täglich vorkommenden wilden Müllhaufen zu entfernen.
In anderen Filstalkommunen scheint das Problem hingegen nicht allzu virulent: „Insgesamt hält sich die Vermüllung innerhalb der Gemeinde jedoch in Grenzen, weshalb das Ordnungsamt nur circa fünf Meldungen pro Jahr erhält“, berichtet etwa Deggingens Bürgermeister Markus Schweizer. Vor allem in den Sommermonaten komme es auf öffentlichen Plätzen immer mal wieder zu Müllansammlungen.
In Bad Ditzenbach berichtet deren Ordnungsamtschefin Silvia Oettinger von wildem Müll, der an vielen Orten entsorgt werde. „Letztendlich ist es so, dass in Bad Ditzenbach der Bauhof regelmäßig freitags eine ‚Ortsputzete‘ durchführt.“ Im Übrigen reagiere der Bauhof kurzfristig auf Anzeigen wegen wilden Mülls. Eine genaue Zahl, wie oft dies vorkomme, sei schwer zu sagen.
Das größte Problem für die Städte und Gemeinden scheint indes zu sein, die Müllsünder ausfindig zu machen, die sich mit ihrer Aktion im schlimmsten Fall strafbar gemacht haben, sollte der Unrat Mensch oder Natur gefährden, beispielsweise durch Giftmüll. Zumindest aber handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, die nach Anzeige durch den Landkreis verfolgt werde, wie Bad Ditzenbachs Ordnungsamtsleiterin schildert. Die Mitarbeiter des Bauhofs seien angehalten, nach Hinweisen auf den Verursacher zu suchen. Oettinger: „In Einzelfällen konnten so bereits Verursacher ermittelt werden. Dies wird dann dem zuständigen Abfallwirtschaftsbetrieb und der Polizei gemeldet“.
Doch die Erfolgsaussichten, die Müllsünder zu erwischen, scheinen gering: „In aller Regel kann der Verursacher nicht ermittelt werden. Vorhandene Adressen im Müll können Rückschlüsse auf einen Verursacher geben. Dies ist jedoch äußerst selten“, berichtet Deggingens Bürgermeister Markus Schweizer. Meistens hinterließen die Täter keine Spuren hinterließen, durch welche man auf diese schließen könne.
Kommunen fordern niedrigere Hürden für Videoüberwachung
Ein ähnliches Bild in Geislingen: „Die größere Hürde ist eher, die Täter überhaupt ausfindig machen zu können. Wird ein Täter nicht auf frischer Tat ertappt, wird die Nachverfolgung extrem schwierig und zeitaufwendig“, sagt Wehnert. Daher sei die Stadt dafür, die rechtlichen Hürden für eine Videoüberwachung zu senken, um wilden Müllablagerungen vorzubeugen. Seit Kurzem ist in Geislingen zudem eine City-Streife im Einsatz, die ebenso ein Auge auf wilden Müll werfen und diese Vorfälle melden soll.
Auch der Degginger Bürgermeister Markus Schweizer fordert: Die hohen rechtlichen Hürden bei der Genehmigung von Videoüberwachungen gelte es abzubauen. Zudem brauche es ein Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung, um nachhaltig wilde Müllablagerungen zu vermeiden. Dies könne man erreichen, indem „beispielsweise Schulen und Vereine in regelmäßige Müllsammelaktionen eingebunden werden“.