Die veganen und vegetarischen Wurstwaren sind für viele ein Einstieg in eine Ernährung ohne Fleisch oder komplett ohne tierische Lebensmittel Foto: Fotolia/© alain wacquier

Immer mehr Hersteller bieten vegetarische Waren an. Doch eine Orientierung für den Verbraucher, wie gut Fleisch aus Soja und Rapsöl wirklich ist, gibt es nicht: Experten bemängeln fehlendes Siegel.

Stuttgart/Hamburg - Wurst, Frikadellen und Grillsteak – und das alles ohne tierische Zusatzstoffe. Lange waren diese Lebensmittel für Vegetarier und Veganer nur in Reformhäusern und Biosupermärkten erhältlich. Wer aber jetzt in den Supermarkt oder in den Discounter geht, findet auch dort ein Angebot an fleischloser Wurst – und immer mehr Menschen greifen zu.

Eine bekannte deutsche Wurstmarke erwirtschaftet bereits ein Drittel ihres Umsatzes mit fleischloser Wurst, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Die große Nachfrage nach diesen Produkten ist vor allem eine Reaktion auf den Umgang mit Tieren“, sagt sie. Viele Verbraucher wollten dafür nicht mehr die Verantwortung übernehmen. Auch Felicitas Kitali, Fachreferentin für Ernährung bei Peta Deutschland e. V., hat festgestellt, dass immer mehr Menschen darauf achten, was in ihrer Nahrung enthalten ist.

Viele Lebensmittel enthalten neben Soja oder Weizen auch Öl

Die veganen und vegetarischen Wurstwaren sind für viele ein Einstieg in eine Ernährung ohne Fleisch oder komplett ohne tierische Lebensmittel. „Geschmacksvorlieben werden über Jahre hinweg geprägt. Wenn man nicht auf alles verzichten muss, macht es das leichter“, sagt Kitali. Viele würden auch so feststellen, dass diese Form der Ernährung einfach umzusetzen sei. „Vegetarische und vegane Ernährung fängt an, etwas Normales zu werden. “

Die Nachfrage hat sich auch erhöht, weil die Wurst und die Frikadellen nicht mehr den typischen Tofugeschmack haben, sagt die Verbraucherschützerin Schwartau. „Viele Lebensmittel werden nun aus Soja oder Weizen hergestellt.“ Vegetarier können zusätzlich auf Waren zurückgreifen, in denen Eiweiß aus Eiklar verwendet wird.

Viele Lebensmittel enthalten neben Soja oder Weizen auch Öl. Gesünder wegen der ungesättigten Fettsäuren ist das Rapsöl, sagt Schwartau. „Waren mit Kokosöl sollten nur selten auf dem Einkaufszettel stehen, denn zu viel gesättigte Fettsäuren sind ungesund.“ Außerdem würden für die Kokospalmen Regenwälder gerodet – nichts für Verbraucher, die auf Nachhaltigkeit achten.

Vorsicht: Aromastoffe können tierische Bestandteile enthalten

Ein Problem gibt es jedoch: Jede Firma betitelt ihre Waren selbst als vegetarisch oder vegan. „Als Verbraucher kann man sich nicht sicher sein, ob in den Aromastoffen nicht doch tierische Bestandteile enthalten sind“, sagt Schwartau. Deswegen ist ihr Rat, sich die Liste mit den Zutaten genau durchzulesen. Orientierung bietet außerdem das Siegel des Vebu, des Vegetarierbundes Deutschland, der auch mit einigen Herstellern zusammenarbeitet. „Das Siegel hat vieles vereinfacht“, sagt Kitali von Peta. Denn hinter vielen E-Nummern auf den Lebensmitteln würden sich tierische Stoffe verbergen. Sie rät gerade Veganern, genau hinzusehen. „Denn viele Produkte sind als vegetarisch gekennzeichnet, beim genaueren Hinschauen entpuppen sie sich aber als vegan.“

Kitali stört sich auch nicht an der Bezeichnung Wurst. „Wurst heißt erst einmal nur, dass verschiedene Inhaltsstoffe miteinander vermischt werden.“ Die Arbeit der Metzger ist gleich – nur die Grundlage ist nicht Fleisch, sondern Ei, Weizen, Tofu oder Soja. Verbraucherschützer wie Silke Schwartau sehen das etwas anders. Die Bezeichnung „Mortadella“ mit dem kleinen Untertitel „vegetarisch“ verwirre die Einkäufer. Vegetarische Produkte unterscheiden sich von Fleischerzeugnissen so stark, dass sie auch eine eigene Bezeichnung tragen sollten. So schlagen sie beispielsweise eine Bezeichnung wie „vegetarischer Brotbelag mit Mortadella-Geschmack“ vor. Diese ist klar verständlich und schützt vor Verwechselungen am Supermarktregal.