Stuttgart 21: Parkschützer gründen Rechtshilfefonds, um Blockierer zu unterstützen.
Stuttgart - Den Protest gegen das Milliardenprojekt organisiert das Aktionsbündnis gegen den Tiefbahnhof über Internet und E-Mail. Finanziert wird er über Spenden, die künftig auch dazu dienen sollen, Prozesskosten und Strafbefehle zu zahlen.
Auf den ersten Blick kämpft David gegen Goliath. Während die Projektpartner von Bahn, Bund und Land in diesem Jahr 1,6 Millionen Euro zahlen, um Bürgern Stuttgart 21 nahezubringen, sind die Gegner des Tiefbahnhofs auf Almosen angewiesen. "Wir finanzieren uns aus Spenden", sagt Axel Wieland vom Naturschutzbund Deutschland (BUND), der Mitglied im Aktionsbündnis ist.
Dabei geht der Widerstand ins Geld. Drucksachen und Veranstaltungstechnik sind die Kostentreiber im Kampf gegen das Schienenprojekt, das mit 4,1 Milliarden Euro kalkuliert ist. 7000 Euro sagt Gangolf Stocker, SÖS-Stadtrat und Bündnissprecher, hätten die Montagsdemos und Flyer bisher monatlich gekostet. Seit die Bahn den Nordflügel des Bonatz-Baus abreißt, brauche man mehr Geld. "Wir haben fast täglich Aktionen", begründet Stocker den Mehraufwand.
Zwischen der Öffentlichkeitsarbeit der Gegner und des S-21-Projektsprechers Wolfgang Drexler liegen finanzielle Welten. 550.000 Euro zahlte das S-21-Kommunikationsbüro bislang für die Kampagne der besseren Argumente, die eine Werbeagentur auf dem Killesberg ersann. Eine Million Euro kostete die mittlerweile teils ausgemusterte Herz-Kampagne einer Berliner Agentur. "Unser K-21-Logo haben Stuttgarter Werber kostenlos entwickelt", betont Stocker. Den gängigen Schlachtruf "Oben bleiben!" setzte Agenturchef Rainer Benz gratis dazu. "Ich liebe Stuttgart", begründet er sein unentgeltliches Engagement. Auch Christoph Wertz, der für den guten Ton auf Kundgebungen sorgt, stellt seine Arbeitskraft kostenlos zur Verfügung. Auch für seine Mitarbeiter verlangt er nur wenig. Personalkosten fallen so kaum an.
Ehrenamtliche Unterstützung vieler trägt den Protest und dessen Organisation. Mehr als ein Dutzend Menschen gehören zum engsten K-21-Lenkungskreis, der Kundgebungen oder Aktionen wie die Menschenkette um den Hauptbahnhof koordiniert. "Alle Künstler treten ohne Honorar auf", erwähnt Gangolf Stocker, wie weit die Solidarität reicht. Mehrere Hundert Menschen zählt ein aktiver Unterstützerkreis, der die Protestaktionen mit Tausenden Teilnehmern erst ermöglicht.