Außergewöhnlich viel Niederschlag und dazu niedrige Temperaturen haben die erste Augustwoche geprägt. Foto: imagebroker/imago stock&people

Anfang August erreichen die nächtlichen Temperaturen in Stuttgart den tiefsten Stand seit siebzig Jahren. Zählt man die warmen Tage, dann ist es bislang trotzdem ein ganz normaler Sommer.

Wer nachts in Stuttgart unterwegs ist, darf sich fühlen wie in den 1950ern. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurde in der Innenstadt an einem 8. August nur ein einziges Mal, 1953, eine niedrigere Temperatur gemessen – 8,7 Grad waren es in der Nacht auf Dienstag. Und auch die Tageshöchsttemperaturen waren in den letzten Tagen ungewöhnlich niedrig gewesen – der August fühlt sich herbstlich an.

Insgesamt war es in der vergangenen Woche kälter als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Das zeigen die Daten unserer Klimazentrale, mit denen wir das aktuelle Wetter und historische Werte vergleichen. Zwischen 1991 bis 2020 waren in den ersten Augusttagen Tageshöchsttemperaturen zwischen 22 und 32 Grad normal. In der zurückliegenden Woche war es durchweg kühler als im Schnitt, vielfach auch kühler als 22 Grad. Am Sonntag betrug die Tageshöchsttemperatur gerade einmal 17,6 Grad.

Auch die weiterhin relativ starken Niederschläge tragen zum Herbstgefühl bei: Freibadwetter geht anders. Darüber sind gerade zum Ferienbeginn viele enttäuscht. Der Natur immerhin verschafft das Wetter eine Verschnaufpause. Der Beginn des Sommers war außergewöhnlich heiß und trocken. Fast überall war der Boden ausgetrocknet. Gras wurde gelb, Temperaturen deutlich über 30 Grad setzten Menschen und Tieren zu.

Kam der Regen zu spät?

Die kühlen Temperaturen und überdurchschnittlichen Niederschläge der vergangenen zwei Wochen haben die Lage wieder verbessert, wie auch aus dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums und der Bodenfeuchteanalyse des Deutschen Wetterdiensts (DWD) hervorgeht. Demnach steht den Pflanzen im Oberboden mittlerweile deutlich mehr Wasser zur Verfügung, die Bodenfeuchte in der Region Stuttgart liegt wieder im langjährigen Normalbereich. Für die Landwirtschaft kam der Regen jedoch womöglich zu spät, wie die Klagen der Getreidebauern auf den Fildern nahelegen.

Der Sommer 2023 ist nicht so mies, wie es scheinen mag, sondern eher einer der Extreme: mal viel zu warm und zu trocken, dann rekordmäßig kühl und zu feucht. Die bislang 14 heißen Tage mit 30 Grad und mehr liegen ziemlich genau im Normalbereich der vergangenen Jahrzehnte. Die Zahl der Sommertage mit mindestens 25 Grad liegt mit 57 sogar darüber. Ganz vergessen sollte der Stuttgarter Sommer also noch nicht sein.