Am heißesten Tag des Monats stieg das Thermometer auf 29,8 Grad Foto: dpa

Nach dem meteorlogischen Sommeranfang zieht der Deutsche Wetterdienst Bilanz: Der Mai und der Frühling insgesamt waren trockener als sonst. Das sorgt für Unmut beim Landesbauernverband.

Stuttgart - Wenn der diesjährige Monat Mai eine Persönlichkeit wäre, dann mit Sicherheit keine besonders temperamentvolle. Ein Durchschnitts-Typ eher. „Der Monat war im Mittel ein bisschen wärmer als sonst. Außerdem hatten wir genau zwei Sommertage, was exakt dem Durchschnitt entspricht“, sagt Klaus Riedl, Leiter der Stuttgarter Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes. Von einem Sommertag sprechen Meteorologen ab einer Temperatur von 25 Grad Celsius. Diese Grenze überschritten der 11. und 12. Mai. Eine weitere Eigenschaft des Monats: „Ihn kennzeichnet überdurchschnittliche Trockenheit“, so Riedl.

In der nüchternen Zahlensprache heißt das: Es fielen lediglich 51 Liter pro Quadratmeter über den gesamten Monat, was wiederum nur 61 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags ist. „Der Tag mit dem höchsten Niederschlag war ausgerechnet einer, an dem es viele Leute wohl nach draußen zog: der Feiertag 1. Mai“, so der Meteorologe.

Bauerverband beklagt Trockenheit

Einen Rekord erzielte der Mai dann doch. Am 12. Mai zeigte das Thermometer 29,8 Grad an – ein neuer Tagesrekord in diesem Monat im Vergleichszeitraum seit 1961. Über alle Tage verteilt relativiert sich der Ausreißer: „Mit einer Mitteltemperatur von 14,7 Grad war der Mai um 1,4 Grad zu warm“, sagt der Forscher von der Wetterstation am Schnarrenberg. „Die Sonne schien 183 Stunden, das sind 92,5 Prozent des 30-jährigen Mittelwerts.“

Somit setzt sich ein Trend fort, der sich schon in den vergangenen Monaten vor dem meteorlogischen Sommerbeginn am gestrigen Montag abzeichnete. „Alle Frühlingsmonate des laufenden Jahres waren jeweils trockener als sonst“, sagt Riedl.

Der Landesbauernverband Baden-Württemberg beobachtet das vor allem in den nördlichen Regionen des Bundeslandes. „Wir haben die Beobachtung gemacht, dass es im Süden Württembergs hingegen an einigen Tagen auch sehr viel Niederschlag geben hat, ganz zum Schaden der Äcker“, sagt Ariane Amstutz, Sprecherin des Verbands.

Spitzenwert am 1. Mai

Ein Beispiel dafür ist der 1. Mai, wie der Wetterexperte Riedl bestätigt: „Das war der Tag mit dem höchsten Niederschlag im gesamten Frühjahr diesen Jahres: 10,5 Liter fielen auf einen Quadratmeter.“ Der Spitzenwert aus dem vergangenen Jahr toppt diese Zahl jedoch: Da prasselten allein am 1. Mai 16,2 Liter auf einen Quadratmeter.

Und was sagen all diese Zahlen aus über den Sommer, der nun vor der Tür steht? Wie es in der Natur von Prognosen eben so liegt: wenig bis überhaupt nichts, wie der Experte vom Deutschen Wetterdienst hervorhebt. „Wir brechen die Prognose ab dem siebten Tag ab, weil die Treffsicherheit der Vorhersage von dort an unter 60 Prozent rutscht. Solche Aussagen sind unseriös. Da kann man auch gleich die Würfel nehmen.“, sagt Riedl.

Immerhin für die nächsten Tage aber wagt er einen Ausblick. Und der lässt Hoffnung aufkeimen. „Wir rechnen mit sehr viel warmer Luft aus dem Südwesten. Das dürfte am Feiertag, Donnerstag, zu Temperaturen um die 28 Grad führen.“ Und noch höher dürfte die Anzeige auf dem Thermometer zum Wochenend-Auftakt steigen: „Freitag erwarten uns wohl rund 30 Grad und sehr viel Sonne. Der Sommer ist also im Anmarsch, wenn man so will.“ Am Wochenende rechnen die Experten vom Wetterdienst im Südwesten mit Hitzegewittern. Die spülen auch die Trockenheit davon.