Foto: Sascha Baumann/ZDF

In seiner zweiten Ausgabe der ZDF-Show „Wetten, dass . . .?“ macht Moderator Markus Lanz müde Witze und verliert Zuschauer.

Bremen - Tom Hanks erträgt einfach alles mit Würde. Der Hollywood-Star lässt sich den Daumennagel mit Glitzer lackieren, steht mit einer dämlichen Katzenmütze auf dem Kopf als einer der Bremer Stadtmusikanten allein gelassen da, während Markus Lanz mit einem Sack um ihn herum hüpft, und er isst seelenruhig ein Stück Kuchen, als ihm bei einer der Wetten die Tischdecke mit einem Jo-Jo weggezogen wird.

Zum zweiten Mal trat Markus Lanz mit „Wetten, dass . . .?“ am Samstagabend in Bremen gegen die RTL-Show „Das Supertalent“ an – und somit gegen seinen Vorgänger Thomas Gottschalk, der dort in der Jury sitzt. Lanz siegte. Obwohl er im Vergleich zur Premiere fast drei Millionen Zuschauer verlor, durchbrach er erneut die Zehn-Millionen-Marke: 10,74 Millionen Seher, das gelang Gottschalk in seinen letzten „Wetten, dass . . .?“-Jahren längst nicht immer. Die gute Quote erklärt sich natürlich auch durch das für die ganze Familie taugliche Showkonzept. Und durch die Gäste.

Die Stars werden in die Wetten eingebunden

Denn in der zweiten Sendung mit dem braven Moderator Lanz wird noch deutlicher, was die eigentliche Neuerung bei „Wetten, dass . . .?“ ist: Die internationalen Superstars – in diesem Fall die entzückende, aber doch manchmal ziemlich verwirrt dreinschauende Halle Berry und der sehr entspannte Tom Hanks – dürfen sich nicht mehr früher verabschieden, weil sie auf den Flieger müssen. Zudem werden sie in die Wetten eingebunden. Für den Zuschauer ist das Ergebnis irgendwo zwischen Unterhaltung, Mitleid und Fremdscham anzusiedeln.

Nur Robbie Williams, der darf früher gehen, weil er nicht als Wettpate auf der Kuschelcouch sitzt. Dafür eröffnet er fulminant den langen Fernsehabend im Zweiten Deutschen Fernsehen. Er singt „Let Me Entertain You“ – und man wünscht sich, er würde bleiben. Aber nein, er untermalt erst einmal nur den Auftritt von Markus Lanz, der nun bewiesen darf, dass er auch Klavier spielen kann. Was für ein Streber!

Lanz wirkt entspannter als bei der Premiere in Düsseldorf – und ist furchtbar gut gelaunt. „Wow! Wow“, ruft er. Und: „Eine phänomenale Wette“, „wirklich spektakulär“, „sensationell“, „der Wahnsinn“. Glaubt man Lanz, ging es im Fernsehen noch nie so großartig zu wie an diesem Samstagabend. Nur seine vorgeschriebenen Witze gehen einmal mehr ins Leere. Etwa als ihm bei einer der Wetten der Daumennagel grün lackiert wird und er gleich zweimal betont, dass er nun der Mama beweisen kann, dass er einen grünen Daumen hat.

Nächstes Mal ist Cindy wieder dabei

Auf der Couch begrüßt Lanz neben Hanks und Berry, die ihren Film „Cloud Atlas“ bewerben, Moderator Oliver Welke, der seine „heute-Show“ bewirbt, Jutta Speidel, die ihren Lebensgefährten Bruno Maccallini und ihren gemeinsamen ZDF-Film bewirbt, David Garrett, der seine Geigenkunst bewirbt, und die hochschwangere Moderatorin Barbara Schöneberger, die sich um die Stelle als eine der tatsächlich lustigsten Personen im deutschen Fernsehen bewirbt. Und die Kinderwette betreuen darf.

Ein durchtrainierter 13-Jähriger zieht mit einem Pömpel am Bauch ein Auto durch die Halle in Bremen. Lanz witzelt müde: „Mach nicht so schnell, sonst wirst du geblitzt.“ Überhaupt die Wetten: Alle Kandidaten haben viel trainiert, um zu gewinnen. Erzieherin Angie kann 230 Nagellacke auseinanderhalten, Tom springt mit seinem Fahrrad über Hürden – und das schneller als ein Hürdenläufer, Ralph kann Zahnarztbohrer am Klang erkennen, Milan zerschlägt Wassermelonen mit einem Regenschirm, und Dennis zieht mit seinem Jo-Jo Tischdecken vom Tisch und lässt das Geschirr dabei stehen. Er wird mit großem Abstand Wettkönig.

Zugegeben. Es gibt spannendere Fragen als jene, ob die Komikerin Cindy aus Mahrzahn in der Premierensendung ein einmaliges Gastspiel hatte oder die neue Assistentin von Lanz wird. Dennoch war es das Thema, das vor der zweiten Sendung am häufigsten diskutiert wurde. Statt Cindy, die angeblich Rückenprobleme hat, tritt dann ihr Kollege Atze Schröder im pinkfarbenen Nicki-Trainingsanzug auf. Aber das Versprechen steht: Nächstes Mal ist Cindy wieder dabei.

Tom Hanks muss leiden

Es gibt viele zähe Momente an diesem dreistündigen Abend im ZDF. Die Bohrer-Wette ist so ein Beispiel, bei der Tom Hanks mal wieder leiden muss, weil er Pate ist. Zum Glück gibt es Barbara Schöneberger, die mit ihrer voluminösen Föhnfrisur vielleicht von ihrem voluminösen Babybauch ablenken will. Wie sehr wünscht man sich, sie hätte „Wetten, dass . . .?“ übernommen. Sie staunt, dass Halle Berry nach 18 Uhr noch Kohlenhydrate zu sich nimmt, und verspricht die Niederkunft ihres Kindes noch während der Sendung, „wenn es der Quote hilft“.

Ach, ist das alles nett hier. Es ist wie bei einem Kindergeburtstag. Der Gastgeber ist etwas überdreht, manchmal ist er lustig, oft aber nur gewollt. Tom Hanks zeigt Fotos auf seinem Smartphone: Er beim Besuch in Eisenhüttenstadt, Bilder von Gebäuden und Trabis. Ach, ist das alles nett hier. Und es zeigt sich immer wieder: Gäste, Kandidaten und auch die Zuschauer – alle müssen hier gemeinsam durch. Nur Markus Lanz, dem scheinen all die Längen und die Langeweile gar nichts auszumachen. Vielleicht ist es das, was ihn als Moderator der Sendung auszeichnet und Gottschalk keine Sekunde lang vermissen lässt.

Lanz kann sogar mal nicht nett sein: Bei der „Lanz-Challenge“ schlägt der sportliche Moderator den Gast im Sackhüpfen und lässt ihn nicht nach Las Vegas fliegen. Er ist und bleibt eben ein sympathischer Streber. Immerhin, ein Gefühl ist immer noch dasselbe wie bei Gottschalk: Am Ende ist man froh, dass es wieder mal geschafft ist. Und bei der nächsten Sendung wird die Fernsehnation dann erfahren, dass Lanz bei seiner Wetteinlösung als Chippendale-Tänzer auch noch mit nacktem Oberkörper top aussieht.