John Cage gilt als einer der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Und das, obwohl - oder besser weil - er sogar ein Musikstück ohne eine einzige Note geschrieben hat.

Kann man ein Musikstück für Konservendosen und Schallplattenspieler schreiben? Oder ein Konzert geben, das vier Minuten und 33 Sekunden lang dauert, ohne dass ein einziger Ton erklingt? All das und noch viel mehr zuvor Unvorstellbares hat der US-amerikanische Musiker und Komponist John Cage getan (sprich: "Dschon Käidsch"). Dafür ist er weltberühmt geworden.

Sein Leben begann am 5. September 1912 in der Stadt Los Angeles an der Westküste der USA. Sein Geburtstag war also vor etwas mehr als 100 Jahren. John Cages Vater war ein Ingenieur und Erfinder. Seine Mutter arbeitete als Redakteurin bei der Tageszeitung "Los Angeles Times" (sprich: "Los Äinscheles Taims").

Als John acht Jahre alt war, lernte er Klavier spielen. Unterricht hatte er bei einer Tante, die Sängerin und Pianistin war. Der Junge war sehr begabt. Und zwar auf vielen Gebieten. In seiner Schulzeit gab er zum Beispiel eine Schülerzeitung in französischer Sprache mitheraus. Und nie zuvor in der Geschichte seiner Schule hatte ein Schüler einen so guten Abschluss gemacht wie er.

Wie vielseitig John Cage war, sieht man auch an seinen Studien. Er begann mit Literatur und wollte erst Dichter werden. In Paris studierte er dann Architektur und Klavier. Zurück in Los Angeles, lernte er dann viel über Komposition und Harmonielehre.

In Großstädten wie New York traf John Cage viele begabte Künstler, Schriftsteller, Tänzer und Musiker und freundete sich mit ihnen an. Gemeinsam waren sie ganz heiß darauf, in der Kunst Neues zu wagen. Neu war zum Beispiel die enge Zusammenarbeit zwischen Künstlern verschiedener Sparten. Unter Sparten versteht man die einzelnen Bereiche der Kunst: Tanz, Malerie, Musik und so weiter. Diese Trennung hoben John Cage und seine Freunde auf.

Weißt du was ein Happening ist? John Cage gilt als Erfinder dieser Art, Kunst zu zeigen. Bei einem Happening passiert etwas: It happens (sprich: "it häpens"), sagt man auf Englisch für: es passiert. Es kommen viele Leute in einem Raum zusammen. Für eine bestimmte Zeit passiert in diesem Raum etwas: jemand hält eine Rede, schreit oder zappelt, umschreitet einen Gegenstand oder begießt sich mit Farbe. Das Ur-Happening von John Cage, also das Erste überhaupt, fand im Sommer 1952 statt. Dabei durften Künstler in vorgegebenen Zeitspannen tun, was sie wollten. Dazu wurde ein Film gezeigt, und John Cage hielt eine Rede mit vielen Pausen.

Es gab Leute, die meinten, John Cage spinne. Doch es gab auch viele andere, die sehr beeindruckt waren von der Freiheit, die er sich nahm. So fand er zu ganz neuen Ausdrucksformen.

Berühmt wurde sein Stück 4'33" - es steht für vier Minuten und 33 Sekunden Stille. Das Stück ohne einen einzigen Ton wurde so dargeboten, als wäre es ein Konzert. Und je nachdem wo das Konzert stattfand, hörte man andere Hintergrundgeräusche. Und diese Hintergrundgeräusche - so die Idee - waren dann das eigentliche Musikstück. Die Stille war nötig, damit man die diese Hintergrundgeräusche überhaupt wahrnahm.

Auch dem Zufall gab John Cage eine Chance: Oft ließ er das Los entscheiden, welche Töne gespielt werden sollten. Und er brachte nicht nur normale Instrumente zum Kingen, sondern auch Metall, Gummi, Papier, Glas, Plastik und Konservendosen. Und noch etwas war John Cage: Ein Experte für Pilze. Die sammelte er im Wald.