Mitglieder aus drei Ellwanger-Familien Foto: Max Kovalenko

Der Urahn wirkte im Jahr 1514 bei der Befreiung von eingesperrten Rebellen des Bauernaufstands Armer Konrad mit. Jetzt feiern die Wengerterfamilien Ellwanger ihre nachweisbare 500-jährige Geschichte.

Weinstadt/Remshalden - „Ich bin durchaus stolz auf meine Vorfahren“, sagt Jürgen Ellwanger. Der 72-Jährige ist Seniorchef des in Winterbach beheimateten gleichnamigen Weinguts (26 Hektar Anbaufläche). Daneben gibt es noch das Weingut von Bernhard Ellwanger (58) in Weinstadt-Großheppach (27 Hektar). Und das sieben Hektar umfassende Weingut Doreas in Remshalden Grunbach von Dorothee Wagner-Ellwanger und Andreas Ellwanger, dem 45-jährigen Sohn von Jürgen Ellwanger. Das Wengerter-Trio gehört zu den renommiertesten Rebensaftproduzenten in Württemberg. Und sie haben nicht nur den gleichen Nachnamen, sondern sind auch miteinander verwandt – zumindest weitläufig.

15 Generationen sind auf jenem Stammbaum aufgelistet, der eigens zum Jubiläum gedruckt wurde. Und der Beginn dieser Familiengeschichte ist mit einem anderen historischen Ereignis verknüpft – dem Bauernaufstand Armer Konrad im Sommer 1514. Seinerzeit zettelten die armen Landwirte aus dem Remstal mit dem Tagelöhner Peter Gais, genannt „Gaispeter“, aus Beutelsbach an der Spitze eben jene Revolte an. Ihren Anfang nahm sie mit einer sogenannten Wasserprobe, als die von Herzog Ulrich neu eingeführten Maßgewichte in der Rems landeten – und es endete mit der Hängung ihrer Rädelsführer in Schorndorf.

Nikodemus Ellwanger gehörte damals nicht direkt zu den Rebellen, sympathisierte aber wohl mit ihnen. Er war Weingärtner und Schultheiß von Großheppach. Kraft seines offiziellen Amtes versuchte er, die aus seinem Ort stammenden Aufständischen aus dem Kerker zu befreien. „Es fiel ihm sicher nichtleicht, als er anno 1514 mehreren Sträflingen das Tor aus dem Schorndorfer Gefängnis öffnete“, vermutet Andreas Ellwanger. „Es ist gut möglich, dass er mit seiner mutigen Tat den Delinquenten die Hinrichtung ersparte.“ Unter den Begnadigten befand sich wohl auch sein Sohn Martin.

Dieser „unerhörte Vorgang, die unbotmäßige Freilassung von rebellischen Bauern“, so Andreas Ellwanger, hatte zur Folge, dass die Wengerterfamilie 1514 erstmals in einem amtlichen Dokument erwähnt wurde. „Für uns ein Glücksfall, haben wir doch ein amtliches Siegel für diese lange Tradition.“ Die entsprechende Urkunde befindet sich im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart.

Am Schicksal der Familie Ellwanger lässt sich die wechselvolle Geschichte des Weinbaus im Remstal gut nachvollziehen. Jürgen Ellwanger erinnert an den mühsamen Bau der Weinbergmauern durch seine Ahnen und an die Reblandumlegung, als in 20 Jahren alles zerstört wurde, was zuvor in Jahrhunderten an Terrassen angelegt worden war.

Anfang des 20. Jahrhunderts kamen dann die Krankheiten aus Amerika, die alle Rebstöcke vernichteten. „Alles musste rausgehauen werden, drei Jahre gab es keinen Ertrag.“ Johannes Ellwanger gehörte 1923 zu den Gründern der Weingärtnergenossenschaft Großheppach, zudem folgte auch im Remstal die Gründung von selbst vermarktenden Betrieben. „Holzfässer, Betonfässer, Edelstahlfässer, neue Holzfässer – kein Schritt im Weinbau, den die Familie nicht miterlebt, miterlitten oder gar selbst geprägt hätte“, sagt Andreas Ellwanger. Und heute: „Wir haben alle ein Super-Verhältnis.“

Zum Jubiläum gibt es in den nächsten Monaten etliche kulinarische Weinproben sowie vom 18. bis 20. Juli ein Sommerfest im Großheppacher Schloßgarten. Dazu wurde noch eine Jubiläums-Rotwein-Cuvée bestehend aus Trauben vom Zweigelt, Merlot und Lemberger produziert, in der Magnumflasche (1,5 Liter) zu 59 Euro