Gradraus proben einmal wöchentlich in einem kleinen Raum im Gewerbegebiet – oft bis weit in die Nacht. Foto: Gottfried Stoppel

Der Name der Band ist Programm: Gradraus spielen Akustik-Folkrock mit tiefgründigen Texten. Der nächste Gig der achtköpfigen Gruppe geht am Neujahrstag unter freiem Himmel vor dem R athaus in Gschwend über die Bühne. Der Eintritt zum Konzert ist frei.

Welzheim - Ein kühler, schmuddeliger Winterabend hoch oben im Schwäbischen Wald. Im ersten Stock des schlichten Firmengebäudes in dem winzigen Gewerbegebiet am Ortsrand von Welzheim-Breitenfürst ist es mollig warm. Kein Wunder, der Proberaum ist für die achtköpfige Combo eigentlich ein bisschen zu klein. Egal. Gradraus treffen sich für eine Probe, denn am Neujahrstag steht der nächste Gig an. Die Gruppe spielt am Nachmittag des 1. Januar unter freiem Himmel vor dem Rathaus in Gschwend. Der Eintritt ist frei.

„I flieg zu Dir“ – ruft Anke Hagner in die Runde. Und die anderen Musiker nicken in Richtung ihrer Sängerin und Texterin. Alle greifen zu ihren Instrumenten, legen los. Dann schmettert die Frau, die im Hauptberuf als Sonderschullehrerin in Waiblingen arbeitet, die Liedzeilen ins Mikro. „I flieg zu dir“ ist der erste Song auf der zweiten CD der Band. „Augablick“ heißt der neuste Silberling, der kürzlich erschienen ist.

Akustik-Folkrock mit tiefgründigen Texten

Mit ihrer markanten Stimme singt Anke Hagner: „han de g’sucht in älle Gassa, han de g`fonde wo du jetzt bisch“. Christoph Kinkel hat den Song komponiert. Er steht in einem Eck des kleinen Raumes, zupft an der Gitarre, grinst. Spielfreude pur, auch wenn das hier nur eine kleine Probe ist. Kinkel komponiert alle Lieder von Gradraus, im Hauptberuf ist er Informatiker. Zur Gruppe gehören zudem Michael Hammer an der Gitarre, Patrick Haufe am Bass, Matthias Schock am Schlagzeug, Andreas Stadelbacher (Saxofon), Sarah Haufe (Geige) und Alex Hannemann (Percussion). Die Musiker wohnen alle im Raum Welzheim, viele kennen sich seit ihrer Jugend.

Der Name der Band ist Programm. Gradraus spielen Akustik-Folkrock, die Texte sind tiefgründig. In den Liedern geht es um die Liebe, um das Leben, um Gott und die Welt. Manche Textpassagen seien autobiografisch, andere frei erfundene Geschichten, die ihr spontan in den Kopf gekommen seien, erzählt Anke Hagner in einer Pause dieser Session, die vermutlich insgesamt drei Stunden dauern wird. Die Sängerin lacht und ergänzt dann noch: „Viel mehr sag ich dazu lieber nicht.“ Nur noch das: „Ich führe ein sittsames Leben, bin verheiratet und habe vier Kinder.“

„Der neue Stern am schwäbischen Musikhimmel“

Der nächste Song. In „Lass se doch Schwätze“ geht es um Vorurteile. Der Schlusssatz dieses Lieds: „halt dei Gosch“. Macht euch nichts draus, was die Leute sagen, macht euer eigenes Ding, lebt euer Leben, so wie ihr es wollt – mit diesen Worten lässt sich die Haltung der Musiker aus dem Schwäbischen Wald vermutlich ganz gut auf den Punkt bringen. Die Kumpels müssen nicht von der Musik leben, sagen, sie wollten das auch gar nicht unbedingt. Auch nicht in Zukunft. Alle haben einen festen Job. Als Hausverwalter zum Beispiel, als Chemiker oder als Logistiker. Gradraus spielen nur, wenn ihnen die Location passt – und gegen Gage, versteht sich.

Der Leader der Gruppe Wendrsonn, Markus Stricker, hat den Welzheimern kürzlich ein großes Kompliment gemacht: Gradraus seien „der neue Stern am schwäbischen Musikhimmel“. Wendrsonn, sagt Anke Hagner, hätten Gradraus enorm geholfen. Sei es mit dem Tipp, am Bühnenoutfit zu feilen. Oder mit dem Angebot, als Vorgruppe bei einem Konzert aufzutreten.

Gradraus spielen bereits Songs für die dritte CD ein, die 2018 fertig werden soll. Zunächst aber gehen die Proben für den Gig am 1.1. in dem winzigen Raum weiter.