In der Remstaler Senfmanufaktur steht der Chef persönlich an der Rührmaschine Foto: Gottfried Stoppel

Vor zwölf Jahren haben Kai und Brigitte Schärtel aus Plüderhausen ihre Leidenschaft für das Senfmachen entdeckt und eine Firma gegründet. Ein Besuch in ihrer Remstaler Senfmanufaktur, die ihren Sitz in Welzheim hat.

Welzheim - Senf ist gleich Senf – nicht jedoch bei Kai Schärtel. 40 verschiedene Sorten hat der Plüderhäuser in den vergangenen zwölf Jahren kreiert: vom Aprikosen- bis zum Zwiebelsenf. Letzterer ist seine jüngste Variation. Diabolo nennt er sie. Der Name ist mehr als passend. Man braucht nur an dem geöffneten Senftopf zu riechen, den Kai Schärtel einem unter die Nase hält, und weiß: Dieser Senf ist scharf – teuflisch scharf. Kai Schärtel ist gespannt, wie er bei der Kundschaft ankommt. Beim Festival der Weingenüsse der Fellbacher Weingärtner am Sonntag will er ihn den Besuchern präsentieren.

Wie gut seine vorangegangenen Kreationen angekommen sind, und was aus ein paar Senfkörnern so alles werden kann, hat Kai Schärtel selbst überrascht. 2004 hat er mit seiner Frau Brigitte die Remstaler Senfmanufaktur gegründet. Inzwischen hat die Firma acht Mitarbeiter und neben einem Onlineshop auch ein Ladengeschäft in Schorndorf sowie einen Kundenstamm, der von Norddeutschland bis Österreich reicht, darunter auch der Sternekoch Vincent Klink. Ein enormes Wachstum, das an das biblische Gleichnis vom Senfkorn erinnert – wenngleich die Betriebsstätte in Welzheim natürlich kein Reich Gottes ist. Doch ist sie zumindest zum Reich des experimentierfreudigen 53-Jährigen geworden, in dem der Chef nach wie vor persönlich an der Rührmaschine steht.

Die Manufaktur bietet auch Bio-Sorten an

Und genau das macht die Remstaler Senfmanufaktur aus. „Ich produziere und meine Frau vermarktet“, sagt Kai Schärtel über die bewährte Arbeitsteilung, an der nicht gerüttelt wird. So gibt es keine Zutat, die nicht durch Kai Schärtels Hände gegangen ist. Der Firmenchef achtet genau darauf, was in seine Senfe reinkommt. „Überwiegend beziehen wir die Zutaten aus der Region, etwa die Gelbsenfsaat aus dem Hohenloher Land“, erklärt Kai Schärtel, der zudem großen Wert darauf legt, dass seine Produkte nach Möglichkeit weder Bindemittel noch Farb- und Konservierungsstoffe enthalten. „Wir sind auch biozertifiziert.“ Unter seinen rund 40 Senfkreationen sind acht rein ökologische.

Und wie macht man nun Senf? „Das ist ganz einfach. Dazu braucht man nur Essig, Wasser, Salz, etwas Zucker und gemahlenen Senf“, sagt Kai Schärtel und legt sofort los, wiegt die Zutaten ab und füllt sie in die Schüssel einer großen Rührmaschine. Aber über das genaue Mischungsverhältnis schweigt sich der Senfmacher aus. Nur so viel verrät er: „Jede Sorte hat ihr eigenes Rezept.“ Eine Grundmasse, der lediglich noch Gewürze beigegeben werden, komme ihm nicht in die Schüssel. Zum Beweis blättert er durch sein Rezeptbuch, eine Sammlung von DIN-A4-Blättern in einem schwarzen Ordner, großteils handschriftlich verfasst. Mit jeder Seite, die Kai Schärtel umblättert, schlägt einem der Duft unterschiedlichster Gewürze entgegen.

Vom Hobbykoch zum Senfproduzenten

Mehrfach seien seine Senfe schon von der DLG mit Goldmedaille prämiert worden, berichtet der Unternehmensgründer nicht ohne Stolz. Zum Senfproduzenten ist er mehr durch Zufall geworden – und zwar durch seine Leidenschaft, das Kochen. Für ein französisches Rezept habe er Basilikumsenf gebraucht, erzählt er. Weil ein solcher aber nirgends zu bekommen war, habe er sich in der heimischen Küche selbst an die Herstellung gemacht. Das Ergebnis fand Anklang – nicht nur in der Familie, sondern auch bei Nachbarn. Die Geschäftsidee war geboren und aus dem vormaligen angestellten Versandleiter wurde ein selbstständiger Senfproduzent, der ständig auf der Suche nach Anregungen für neue Kreationen ist und sich dabei auch von Kunden und Mitarbeitern inspirieren lässt.

Seminare und Präsentationen

Firma:
Die im Jahr 2004 gegründete Remstaler Senfmanufaktur produziert in Welzheim. Neben Senfen stellt sie inzwischen auch Würzmischungen und Essigkreationen her. Ihr Ladengeschäft, die Schorndorfer Genussmanufaktur, ist in der Schlichtener Straße 10 in Schorndorf zu finden. Bei Senfseminaren gibt sie Einblick in die Geschmacksvielfalt ihrer Variationen. Nähere Informationen zu Terminen und Anmeldung unter www.remstalsenf.de.

Kostproben
: Vielfach präsentiert die Senfmanufaktur ihre Produkte auch auf Messen und Märkten, das nächste Mal am Sonntag, 3. April, beim Festival der Weingenüsse, das die Fellbacher Weingärtner von 11 bis 19 Uhr in der Alten Kelter in Fellbach, Untertürkheimer Straße 33, veranstalten. Zudem wird sie beim Bärlauchfest vertreten sein, das am 24. April im Hof des Klosters Lorch von 10 bis 18 Uhr stattfindet.