Anker auf: Nach der Weinprobe legt die Gorch Fock im Hafen von Cadiz in Richtung Atlantik ab. Foto: Harald Beck

Remstalwein-Supercup nennt sich die außergewöhnliche Weinprobe, die am Freitag Weltpremiere hatte. Zeitgleich wurde an verschiedensten Orten auf der Welt Remstalweine eingeschenkt. Unter anderem durfte die Crew der Gorch Fock probieren.

Cadiz - „Wir haben hier schon einiges erlebt, aber so etwas noch nicht“, sagt Florian Risse, Kapitänleutnant und Schiffsversorgungsoffizier auf der Gorch Fock, im Jargon der Marine kurz SVO genannt. In der Hand hält er ein Weinglas mit dem elften Kandidaten der ganz speziellen Weinprobe auf dem Segelschulschiff der Bundesmarine – der Cuvee Remsus. Mit der Aktion auf dem Hauptdeck des imposanten Dreimasters, direkt neben den drei riesigen Steuerrädern, sind gut 50 Besatzungsmitglieder beim Remstalwein-Supercup mit dabei, der Premiere einer außergewöhnlichen Weinprobe. „Das ist mein Favorit“, sagt spontan der SVO zum finalen Remstal-Cuvee des Weinguts Wolfgang Haidle aus Kernen-Stetten.

Die Gorch Fock liegt allerdings keineswegs in für sie sowieso zu flachen Gewässern im Remstal oder am Neckar vor Anker, sondern unter herbstlicher Mittelmeersonne am Hafen der südspanischen Stadt Cadiz. Und sie ist einer von einem Dutzend internationaler und 40 regionaler Veranstaltungsorte der Mammut-Weinprobe namens Remstalwein-Supercup. Zeitgleich gibt es an diesem Freitag die Proben mit mindestens neun Remstalweinen unter anderem in Windhuk,Namibia, London, Südfrankreich, Zürich, auf Sylt oder in Braunschweig. Insgesamt ein voller Erfolg verkündet der Hauptorganisator und bekennende Remstalwein-Fan Karl-Heinz Donner, der den Supercup in Cadiz repräsentierte: 10 700 Weinproben sind am Freitagabend an gut 50 Orten eingeschenkt worden, bei gut 1000 Supercup-Teilnehmern weltweit.

Per Internet Kontakt mit anderen Probiergruppen

In Cadiz hat am Freitagabend der Kommandant der Gorch Fock, Kapitän zur See Nils Brandt, zur Probenhalbzeit seine ersten Favoriten gefunden. Der eingangs eingeschenkte Riesling hat ihn mit Frische und lebhafter Struktur überzeugt. Ganz begeistert sei er aber vom Chardonnay des Schwaikheimer Nachwuchswengerters Christian Escher, sagt der Kommandeur der 211 Seeleute auf der Gorch Fock.

In Weinstadt hat sich derweil eine Probiergruppe im Architektenbüro Auch und Binder in die Videokonferenz eingeschaltet, mittels der diverse Remstalwein-Probenorte miteinander verbunden sind. Thema sind dort die Weinsorten aus den Zeiten vor der Flurbereinigung in den 1970ern, berichtet aus Endersbach Daniel Seybold. Vor allem ein trockener Gewürztraminer des Altmeister Hans Haidle habe dort für angenehme Überraschung gesorgt, wird per Internet an die anderen Probiergruppen berichtet.

Beeindruckt von schwäbischer Sortenvielfalt

Auf der Gorch Fock ist es bei den Roten zunächst der Knaußsche Spätburgunder, der Aufsehen erregt. Anschließend zeigt sich ein seefester Weinfreund aus Baden bei Merlot, Zweigelt und Lemberger beeindruckt von der schwäbischen Sortenvielfalt bei den Roten. „Wir proben einfach weiter“, heißt es etwas später aus Namibia und aus Le Band nahe der Ardeche. Aus Braunschweiger Studentenkreisen verlautet, die Weinaktion sei einfach Klasse.

Am Samstagmorgen berichtet Daniel Seybold: „Wir hatten noch viel Spaß mit London, Frankreich und Braunschweig“ – nachdem die Gorch Fock aus übertragungstechnischen Gründen multimedial etwas frühzeitig abgehängt war. Zur gleichen Zeit zieht Cup-Organisator Donner Bilanz, während er im Cadizer Hafen zusammen mit Lebensgefährtin Ute Funke der ablegenden Gorch Fock nachwinkt: „Eines haben wir auf jeden Fall erreicht – viel Aufmerksamkeit für unseren Remstalwein!“