Ein neues Auto plus 108 000 Euro Preisgeld für Sieger Thiem (li.), Verlierer Kohlschreiber kassiert die Hälfte Foto: Baumann

Dominic Thiem gewinnt auf dem Stuttgarter Weissenhof das Finale gegen Philipp Kohlschreiber in drei Sätzen – gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Regen.

Stuttgart - Bange Blicke richteten die Spieler und die Turnierverantwortlichen gen Himmel, als es gegen Ende des dritten Satzes schon wieder zu tröpfeln begann. Sollte das auf Montag verschobene Finale einer neuerlichen Regenunterbrechung zum Opfer fallen und Gefahr laufen, gar nicht zu Ende gespielt werden zu können? Am Montag musste das Endspiel auf Grund diverser Verpflichtungen auf jeden Fall zu einem Schlusspunkt kommen, soviel stand schon vorher fest.

Doch der Wettergott hatte ein Einsehen. Gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten großen Regen verwandelte Dominic Thiem (22) seinen Matchball zum 6:7, 6:4, 6:4-Ergfolg gegen die deutsche Nummer eins, Philipp Kohlschreiber. Und konnte sein Glück kaum fassen – schließlich war der junge Österreicher fast ohne Rasenvorbereitung auf dem Weissenhof an den Start gegangen. „Ich glaube, ich bin im Moment der glücklichste Mensch im Tennis“, sagte die Nummer sieben der Welt und tröstete seinen Kumpel Kohli, der in einem starken Finale in den entscheidenden Momenten den Kürzeren zog. So musste der Augsburger mit ansehen, wie Thiem den Schlüssel in das Siegerauto, ein rotes Mercedes-Cabrio stecken durfte. „Aber ich bin ja noch jung, ich werde es sicher noch ein paar Mal probieren“, scherzte der unterlegene 32-Jährige.

Nochmal 1000 Fans zum Montagsfinale

1000 Zuschauer hatten dem Finale am Montagvormittag noch einmal einen würdigen Rahmen verliehen. Das Spiel fand auf einem Nebenplatz des Center-Courts statt, wo das Wasser nach der Regenwoche schon von unten durchdrückte. Auf dem voll besetzten Court kam dann sogar so etwas wie Endspielatmosphäre auf. Es war das erste Mal seit 1987, dass das Finale an einem Montag ausgetragen werden musste. Damals siegte der Tscheche Miloslav Mecir. Die leidgeplagten Zuschauer, die für Sonntag eine Finalkarte besaßen, werden mit Tickets für den nächstjährigen Qualisonntag oder den Montag entschädigt.

Neben Thiem hatte am Montag auch Turnierdirektor Edwin Weindorfer Grund zur Freude. 58 000 Zuschauer bedeuteten zum Jubiläum der 100. Ausgabe einen neuen Zuschauerrekord. Diesen Umstand hat man auch der Zusatztribüne zu verdanken, die man vor allem wegen des Auftritts von Roger Federer installiert hatte. Von Donnerstag an war das Turnier ausverkauft.

Auch Sponsor Mercedes, der bis mindestens 2019 weiter machen wird, ist zufrieden. „Der Mercedes-Cup ist ein kleines, aber unverwechselbares Event, dessen Teilnehmerfeld alljährlich besser wird“, sagte Bettina Haussmann, die Vorsitzende Branded Entertainment des Autobauers: „Der Umschwung ist geschafft. Wir kommen bald wieder dahin, wo wir in den glorreichen achtziger und neunziger Jahren waren.“

Zuschauerrekord dank Federer

Dem Turnierchef Weindorfer ist dagegen der internationale Anspruch sehr wichtig. „Wir sind sehr gerne familiär, aber nur global können wir überleben“, sagte der Manager aus Graz, dessen Event sich dank des Auftrittes von Federer über eine immens gestiegene internationale Aufmerksamkeit freuen durfte.

Auch der Umstand, dass Phil Brook, der Vorsitzende des All England Clubs aus London in Stuttgart war, machte Weindorfer stolz. „Es zeigt, dass wir Teil der Wimbledon-Familie sind“, sagte der Turnierchef, der im nächsten Jahr erneut Federer am Start hat – und seinem Publikum zusätzlichen Appetit macht: „Ich gehe davon aus, dass Novak Djokovic in den nächsten fünf Jahren auch mal hier spielen wird.“