Zum Weingutsgeburtstag gönnt Jochen Beurer sich und anderen einen vergleichenden Überblick über 26 Jahrgänge aus dem eigenen Weinarchiv. Der Wengerter aus Kernen sagt: „Das macht richtig Spaß.“
Klar, so eine kleine Schatzkammer, die hat so ziemlich jedes Weingut. Aber ein echtes eigenes Weinarchiv, das pflegen die wenigsten Weinmacher, inklusive Genossenschaften. Jochen Beurer hat ein solches angelegt, und zwar von seinem ersten eigenen Jahrgang an, dem 1997er. Das Archiv wird am Wochenende geöffnet, quasi als etwas verspätetes Fest zum 25. Geburtstag des Weinguts und mit umfangreicher Auswahl aus 26 Jahrgängen. Rund 150 verschiedene Weine aus diesen Jahrgängen haben die Beurers aus ihrem Weinarchiv hervorgeholt, für das besondere Fest am Sonntag und Montag in der Stettener Glockenkelter. Am meisten freut sich Jochen Beurer selbst darauf: „Das wird eine tolle Sache.“
Erster Jahrgang 1997
Die älteren Weine, sagt der Weinmacher, der zugleich noch seine zehnjährige Mitgliedschaft bei den Prädikatsweingütern (VdP) feiern könnte, werden viel zu wenig wertgeschätzt. Oder andersrum: Die meisten Weine würden einfach zu früh getrunken. Sagt’s und nimmt einen Schluck vom 1997er Stettener Pulvermächer Riesling. Einer der Ersten zugleich, mit dem er seinen Ruf als einer der eigenwillig Unbequemen im Handwerk der Wengerter begründet hat. „Der war schon spontan vergoren und hat lange gebraucht“, erinnert Jochen Beurer sich an den Wein, für den ihm der damalige Weinprüfer bescheinigte, so ziemlich alles falsch gemacht zu haben. Seit 2003 wird im Hause Beurer nur noch spontan vergoren, zehn Jahre später hat der Weinführer Eichelmann dem Weingut zur besten Weißweinkollektion in Deutschland gratuliert.
„Ich bin ein Ausprobierer“, sagt Jochen Beurer über seinen Umgang mit Wein. Daher auch die Idee, nun ein besonders Probiererlebnis zu spendieren. „Ich mache das, weil ich es mir schon lange vorgenommen habe.“ Ihn freut vor allem die Aussicht auf Vertikalproben aus jeweils rund 20 Jahrgängen vom Schilf- oder Sandstein-Riesling. Und natürlich das Sechs-Gänge-Menü am Sonntagabend, das der Freund und kulinarische Weggefährte Bernd Bachofer auf eine Auswahl älterer Beurerweine abgestimmt hat. Dass auch bei vielen Weinfreunden die Erfahrung mit den reifen Weinen gefragt ist, zeigt ihm, dass bereits gut 100 Fans von Bachofer und Beurer dafür ein 190-Euro- Ticket gebucht haben.
Ein anderer Grad an Frucht und Reife
Und Jochen Beurers Lieblingsjahrgang aus dem eigenen Weinarchiv? Ja, der 1997er, der sei natürlich schon etwas ganz Besonderes gewesen – nicht nur, weil er der erste eigene Jahrgang war. Vor allem habe er, wenn man ihn jetzt probiere, einfach einen ganz anderen Grad an Reife und Frucht erreicht. Und das tatsächlich im stattlichen Alter von 26 Jahren. Für ideal, um auch in der Gastronomie ideale Speisebegleiter zu finden, hält der einstige Jungwinzer, der inzwischen auch den 50-zigsten hinter sich hat, die Jahrgänge um 2008 und 2009. Die hätten jetzt ihr Potenzial komplett entfaltet, seien aber in den gekauften oder privat gelagerten Beständen weitgehend ausgetrunken. Schade drum, findet Beurer. Aber klar: Genauso wie in Weingütern die Lagerfläche für derlei Bestände knapp und teuer ist, so gehe es auch dem privaten Weinfreund, der womöglich nur über einen Betonkeller verfüge.
Verkostung Sonntag, 3. Dezember, 11 bis 17 Uhr, und Montag, 4. Dezember, 14 bis 18 Uhr in der Glockenkelter. Eintritt 30 Euro. Sonntag, 18.30 Uhr, Sternemenü mit gereiften Weinen, 190 Euro. Infos: 0 71 51 / 421 90, Anmeldung: bestellung@weingut-beurer.de.