Das Weinbaumuseum lockt Touristen und jetzt auch jüngere Leute an Foto: Max Kovalenko/PPF

Die Besucherzahlen im Weinbaumuseum Stuttgart entwickeln sich erfreulich: „Wir haben 2015 die 15 000er-Marke geknackt“, sagt die Chefin. Und das Haus in Uhlbach ziehe mehr und mehr auch junge Menschen an.

Stuttgart - Die Märzensonne durchflutet den beeindruckend weiten Raum der Alten Kelter von Uhlbach. Vom modernen Anbau, der Vinothek aus, öffnet sich durch eine gläserne Wand der Blick auf die historische Fachwerks- und Dachkonstruktion sowie die Dauerausstellung rund um die Rebe. Kein Wunder, dass die Architektenkammer Baden-Württemberg diese Fusion von Moderne und Historie im vergangenen Jahr als „beispielhaftes Bauen“ auszeichnete.

Stolz präsentiert Andrea Gehrlach die Urkunde. Auch die Besucherzahlen, die die Leiterin des Weinbaumuseums Stuttgart verkündet, sind erfreulich: „Wir haben 2015 die 15 000er-Marke geknackt. Dieses Jahr hoffen wir auf 16 000 Weinbegeisterte.“

Neue Technik für den Rundgang

Die Chancen stehen gut. Zum einen registriert Gehrlach ein zunehmendes Interesse unter den Zwanzig- bis Dreißigjährigen, zum anderen floriert der Weinbautourismus in ganz Württemberg. Ein Blick ins Gästebuch zeigt, dass das Publikum nicht nur aus dem Umland stammt: Venezuela, die USA, Finnland, Singapur und Korea sind vertreten. Eine Reaktion auf diese Entwicklung ist die neue Besucher-App mit einer Audio-Führung, die man sich gegen einen Aufpreis ab sofort wahlweise Deutsch oder Englisch aufs Smartphone laden kann, ehe man seinen Rundgang antritt. Für App-affine steht neuerdings auch eine smarte und kostenlose Version des Stuttgarter Weinwanderwegs zur Verfügung. Die physische Karte ist ebenfalls neu aufgelegt worden.

„Das Museum hat durch die Neukonzeption vor vier Jahren einen echten Aufschwung erlebt“, stellt Andrea Gehrlach fest. „Heute ist es die Anlaufstelle Nummer eins, wenn es um den Erlebnisfaktor Wein in der Region geht.“

Viele Ideen für Themenabende

Die neuen Ideen, die die Hausherrin am Donnerstag im Zuge einer Pressekonferenz vorstellt und der Ausblick auf das Programm der kommenden Monate sprechen dafür, dass dies auch künftig so bleiben wird. Neben Weintouren und -verkostungen veranstaltet das Museum fünf „Vergnügliche Themenabende“ mit Brigitte Haussler-Kimmerle, die seit 40 Jahren Stadtführungen durch Esslingen leitet und allerhand Wissenswertes „Mit ond om dr Wei“ vermittelt. Tischsitten, Redensarten, Straßennamen – die Winzertochter hat viel zu erzählen. Nebenbei darf natürlich auch getrunken werden. Die Vinothek bietet ausgesuchte Tropfen aller 21 Partner-Weingüter. Die Karte wechselt monatlich. „Dieses vielfältige Angebot an Weinen aus Stuttgart ist einmalig“, schwärmt Gehrlach. Das dürfte auch für das Gastspiel des Baritons Wolfgang Seljé gelten, der im Weinbaumuseum Sinatra-Songs auf schwäbisch präsentiert. Für weitere Konzerte haben sich die Stuttgarter Saloniker und die Internationale Bachakademie Stuttgart angekündigt.

„Wir wollen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen“, betont Gehrlach. Das betrifft auch die Präsentation der Sammlung. Der Monitor, auf dem die Flurbereinigung dokumentiert werde, sei für ein dermaßen zentrales Thema zu klein, so die Museumsleiterin. Der Film zum Hagelflieger laufe ohne Ton, auch da werde man sich etwas einfallen lassen. Qualität, so viel ist klar, hat in Stuttgart-Uhlbach oberste Priorität: beim Wein wie bei der Wissensvermittlung.