Die Stuttgarter Zauberkünstlerin Roxanne und VfB-Präsidenten Claus Vogt im Gespräch mit den Moderatoren Axel Graser (l.) und Tom Hörner. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Im Wein-Treff von Stuttgarter Nachrichten und SWR zeigten am Mittwoch die Zauberkünstlerin Roxanne und der VfB-Präsident Claus Vogt, wie nah sich Zauberei und Fußball sind.

Stuttgart - Zauberin und Fußballfunktionär: eine eigenwillige Paarung ohne viele Gemeinsamkeiten, mag manch einer am Mittwochabend geunkt haben. Denn zum Weindorf-Treff hatten die Moderatoren Tom Hörner (StN) und Axel Graser (SWR4) die Stuttgarter Zauberkünstlerin Roxanne und VfB-Präsidenten Claus Vogt in die Laube vor der Alten Kanzlei geladen.

Gemeinsamkeiten und Parallelen gibt es aber zuhauf, wie sich bald herausstellte, angefangen mit dem Zauberkasten, den der 51-jährige Vogt als Kind geschenkt bekam. Zum großen Künstler hätten ihm aber wohl Talent und Geduld gefehlt, so Vogt. Stattdessen gründete er sein eigenes Unternehmen und wurde Präsident seines Lieblingsvereins, mit dem er im Sommer endlich wieder ins Oberhaus aufgestiegen ist.

Meisterambitionen hat der gebürtige Nürtinger ebenfalls, wenngleich besonders bodenständige: „Toll wäre, wenn wir jedes Jahr einen Platz besser wären als im Vorjahr“, so Vogt. Voraussetzung dafür ist hartes Training, ein Konzept, dass auch Zauberinnen wohlbekannt ist. Jahrelang übe sie teilweise an einer Nummer, so die Künstlerin, die viele von ihrem spektakulären Schwebeauftritt über dem Königsbau kennen.

Zauberkünstlerin international unterwegs

Als Frau vertritt Roxanne eine Minderheit in der Zauberei. Warum eigentlich? „Vielleicht liegt es daran, dass es zu wenig Vorbilder gibt“, so Roxanne, die bürgerlich Petra Wiesehütter heißt und ihren Künstlernamen nicht bei dem gleichnamigen Song der Rockgruppe Sting entlehnt hat, sondern bei einer Figur des französischen Romanciers Cyrano de Bergerac. Mit ihrem Mann, dem Zauberer Topaz, ist sie viel international unterwegs, unter anderem in China, wo das Zauber-Business boomt. Die Fildern ziehe sie dem Mekka der Zauberei, Las Vegas, trotzdem gerne vor.

Der Fußball ist dort jedenfalls allemal besser als der amerikanische. Das weiß auch Roxannes neunjähriger Sohn, ein „Fußballfanatiker“, der gerade aber eher den Kickers aus Degerloch zugeneigt ist. Kein Affront, findet Claus Vogt, schließlich seien die Blauen ein toller Ausbilderverein. „Man kann auch beim VfB und bei den Kickers gleichzeitig Mitglied sein“, gab sich der VfB-Präsident diplomatisch. Diplomatie ist ohnehin eine Stärke des VfB-Manns, denn auf die Frage, wen er denn im Champions-League Finale zwischen Paris und Bayern die Daumen gedrückt habe, ließ er sich nicht recht ein. Sein felsenfestes Credo jedenfalls: über andere Vereine redet man nicht schlecht.

Vogt kritisiert Überkommerzialisierung des Fußballs

Für die kommende Saison jedenfalls wünscht sich Vogt für seine Mannschaft einfach nur, dass sie es nicht mit dem Abstieg zu tun bekommt. Die Voraussetzungen dafür sieht er gegeben: Zauberer habe man zwar nicht im Kader, dafür jede Menge gute Spieler. Als „guten Spieler“ würden Fans Lionel Messi eher nicht bezeichnen, denn für den Argentinier gibt es trotz momentaner Krise nur Superlative. Auf 900 Millionen Euro taxieren manche seinen Marktwert. Verrückt, findet Vogt, der die Überkommerzialisierung des Fußballs kritisiert und mit einem eigenen Verein namens FC Playfair daran arbeitet, den Fußball als Kulturgut zu schützen und die Geldfixierung einzudämmen.

„85 Prozent der Deutschen sagen laut Umfragen, dass es im Profifußball zu sehr ums Geld geht“, so Vogt, der hofft, dass die Coronakrise ein Umdenken bewirkt. In der Zauberei hat die Pandemie auch einiges durcheinandergewirbelt. Für Solo-Selbstständige ist das nicht einfach, wie viele Zauberer wissen. Wenn Shows ausfallen, geht aber nicht nur Geld flöten, sondern auch die Spannung, vor Publikum aufzutreten.

Publikum fehlt in Corona-Krise

„Der Auftritt auf dem Kulturwasen war toll, eine große Show auf großer Bühne. Wenn man das eine Weile nicht macht, fehlt einem das auch körperlich“, so die Zauberin, die auf Nachfrage gesteht, gerne bereit wäre, auch einmal einen Mann zu zersägen. Eigentlich kennt man das aus der Zauberei umgekehrt, aber auch mit diesem Klischee können künftige Zauberinnen-Generationen ja aufräumen. Mit Roxanne haben sie jedenfalls ein herausragendes Vorbild.

Auftritte vor Zuschauern vermissen freilich nicht nur Zauberinnen und Zauberer, sondern auch Fußballer. Und die Fans vermissen das Stadion. Claus Vogt wünscht sich jedenfalls eine „solidarische, gemeinschaftliche Entscheidung“ darüber, wie viele Fans wieder in die Arenen strömen dürfen. Ob sie dabei die Maske mit VfB-Wappen tragen müssen wie ihr Präsident in der Laube, wird die Zukunft zeigen.

Info

An diesem Donnerstag, 18 Uhr, begrüßen wir den Wilhelma-Chef Thomas Kölpin und den Kölner Comedian Fatih Cevikkollu in der Laube. Der Entertainer wird am Abend noch im Renitenztheater auftreten. Moderieren werden Diana Hörger (SWR) und Tom Hörner.