Kein Marketing-Gag: Anfang Mai schmückte Daniel Kurrle seinen Weinberg mit einem Herz für seine Töchter Lotte und Ida. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Ein globaler Trend lokal gemacht: Daniel Kurrle und Friederike Schmidt haben sich dem Natural Wine verschrieben. Auf ihrem kleinen Gut in Stuttgart-Uhlbach wirtschaften sie biologisch und produzieren Wein ohne Zusatzstoffe. Unserer Testerin Kathrin Haasis schmeckt’s.

Im Kleinen Gut geschieht alles aus Liebe. Das Herz aus Stroh hat Daniel Kurrle nicht als Marketing-Gag in den Weinberg arrangiert, sondern „aus reiner Liebe“ zu seinen Töchtern Lotte und Ida. „We do natural wine from grapes and love“, heißt es auch auf der Homepage des jungen Stuttgarter Weinguts, das Daniel Kurrle mit seiner Frau Frederike Schmidt betreibt. Auf Englisch ist die Homepage gehalten, obwohl Französisch die Sprache der Liebe und eigentlich auch des Weins ist. Aber der Hype um Natural Wine ist so international wie die neue Generation an Weinmachern, die erst am Atlantik surfen und dann in allen möglichen Ecken der Welt zum Studieren und Arbeiten war.

In Stuttgart widmet sich das Geschäft Off Grid dem Natural Wine

Dass solche Leute dann zurückkehren, ist für Stuttgarts Weinszene ganz großartig. Zumal sie beim Natural Wine auf den Geschmack gekommen zu sein scheinen: Mit Off Grid haben Daniel Fels und Philipp von Lintel in Stuttgart einen Shop allein für diese Art von Wein eröffnet. Nur Flaschen von Winzern gibt es dort, die ihre Weinberge „ohne Pestizide und andere Zusatzstoffe bewirtschaften und einen ganzheitlichen Ansatz beim Weinmachen verfolgen“, heißt es (natürlich auf Englisch) auf der Internetseite des Geschäfts. Das Kleine Gut gehört auch zum Sortiment des Ladens im Lehenviertel.

Cool climate vibes aus Uhlbach

Auf ihren zwei Hektar in Uhlbach produzieren Daniel Kurrle und Frederike Schmidt fünf verschiedene Weine. Bei der Benamsung bemühen sie dann doch das Französische: Rouge heißt der Rote, der aus Merlot, Lemberger und Zweigelt besteht. Die Maischevergärung fand in offenen Fässern statt, abgepresst wurde „sehr langsam“, bevor der Wein ein Jahr lang in gebrauchten Fässern reifte. Haltbar machender Schwefel wurde ihm nicht zugeführt. Das Ergebnis hat für einen Roten mit 11,5 Prozent wenig Alkohol. Er wirkt saftig und frisch durch seine Säure, duftet ein wenig nach Schokolade, hat ein bisschen Pfeffer zu bieten. „Cool climate vibes“ attestiert die neue Generation der Weinmacher diesem Roten, in dem gleichzeitig viel heiße Liebe steckt.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Der Merlot sticht hervor in dieser schlanken Cuvée, an die man sich erst gewöhnen muss. Das liegt an den grünen Tönen. Mein Favorit wird’s nicht.

Michael Weier Ein wilder Geselle ist dieser Wein im Moment noch, aber mit einer sehr klaren, strahlenden Frucht. Ein Wein mit Charakter.

Harald Beck Der etwas geschmacksarme Tropfen vom Kleinen Gut kommt leicht unreif daher, finde ich. Kein größeres Problem, lässt sich trotzdem gut trinken.

Rouge 2021, 21 Euro, Kleines Gut, Götzenbergstraße 14, Stuttgart, Telefon 01 77 / 2 57 49 13. www.kleines-gut.de