Ein Schild am Weinberg weist auf den neuen Betrieb hin: Heslach Heights hat Stephanie Türk ihr Weingut genannt. Foto: /Stephanie Türk

Not bad nennt Stephanie Türk ihren Rosé aus Trollinger- und Spätburgundertrauben vom Schimmelhüttenweg. Alles andere als schlecht findet auch unsere Testerin Kathrin Haasis den Wein von Stuttgarts neuen Mikroweingut.

Wie jeder Trend ist auch der Hype um den Garagenwein abgeflacht. In den 1990er Jahren stritten sich das Bordeaux und das Napa Valley, wer den Begriff für sich verbuchen kann. Damit war ein cooles Image verbunden – vom genieartigen Weinmacher, der in einer Garage Spitzenwein produziert. Vom Microsoft-, Apple- und Google-Mythos zapften sich die Winzer etwas ab, die ebenfalls aus kleinen Umständen Riesenkonzerne schafften. Auch wenn neue Trends gekommen sind, hat sich am Geist der Sache nichts verändert: Kleine Produzenten können großartige Weine machen. Anders als in den 1990er Jahren kann Stuttgart bald den Titel als Landeshauptstadt des Garagenweins beanspruchen. Denn die Liste der Start-ups wird immer länger.

Nach der Sinnkrise in den Weinberg

Heslach Heights heißt die neueste Bereicherung. Hinter dem Ein-Frau-Betrieb steckt Stephanie Türk, die früher als Ökotrophologin im Lebensmittelbereich gearbeitet hat und nach einer „großen Sinnkrise“ in den Weinbau wechselte. Im Jahr 2016 absolvierte sie eine Winzerlehre, und am Schimmelhüttenweg übernahm sie einen Terrassenweinberg mit einem Viertel Hektar. Der Jahrgang 2021 ist das Debüt der 46-Jährigen, die Natural Wine produziert, also biologisch und interventionsarm – und zwar bei ihr zu Hause im Hinterhof, ziemlich „hemdsärmelig“, wie im Fall eines klassischen Garagenweins.

Nicht schlecht, ein hervorragender Rosé

Vier Weine sind von ihr auf dem Markt: ein Riesling, ein Spätburgunder, ein Trollinger und ein Rosé. „Not bad“ heißt Letzterer, weil Stephanie Türk zunächst dachte, die Trauben würden sich nicht für einen Wein eignen. „Gar nicht so schlecht“ seien sie, stellte sie dann bei der Lese fest. Ganz großartig ist der Rosé, den sie aus Trollinger und Spätburgunder daraus gemacht hat – nicht die fruchtige, gefällige Variante des Sommerweins, sondern die frische, leicht herbe, mit Noten von Schießpulver und Rhabarber. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass von den Heslach Heights bald mehr kommt: Stephanie Türk hat um einen halben Hektar aufgestockt und zieht bald aus der Garage aus.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Mostig, trüb, furztrocken: Das ist ein trendiger Naturwein und absolut nichts für Traditionalisten. Nach dem dritten Schluck hab ich Spaß daran.

Michael Weier Absolut außergewöhnlich. Der Wein hat den mostigen Geruch von Naturwein, ist aber schön schlank, mit feinem Fruchtaroma. Elegant sogar!

Harald Beck Nicht nur der Duft ist aggressiv mostig, das geht im Mund grad so weiter. Spaßig finde ich da wenig. Not bad? Trockener Humor reicht nicht immer.

Not Bad Rosé trocken 20/21, 20,50 Euro, Stephanie Türk, Heslach Heights, bei Instagram zu finden und bei https://offgrid.wine zu kaufen.