Begehrter Arbeitsplatz: vier Bewerber wollen den Weilheimer Schultes Johannes Züfle aus dem Amt kegeln. In Hochdorf muss sich Gerhard Kuttler eines Kontrahenten erwehren. Foto: Rudel

Sowohl unter der Teck, als auch über dem Filstal sind die Einwohner am Sonntag aufgerufen, den Rathauschef zu wählen. Beide Amtsinhaber, Johannes Züfle in Weilheim und Gerhard Kuttler in Hochdorf, haben einen schweren Stand

Weilheim/Hochdorf - Der Sonntagsspaziergang in Weilheim und Hochdorf führt ins Wahllokal. Sowohl in d er Stadt unter der Teck als auch in der Gemeinde über dem Filstal steht am 29. Januar die Bürgermeisterwahl auf der Tagesordnung. Und Spannung ist garantiert: In beiden Rathäusern wackelt der Stuhl des jeweiligen Amtsinhabers bedenklich. Beiden Platzhirschen, Johannes Züfle in Weilheim und Gerhard Kuttler in Hochdorf, bläst der Wind heftig ins Gesicht.

Johannes Züfle muss sich dabei sogar gegen ein Herausforderer-Quartett behaupten. Hendrik van Woudenberg, Michael Holz, Sibylle Karle und Jörg Bauer sind angetreten, den seit acht Jahren amtierenden Schultes zu beerben.

Die Frontlinien, die sich im Weilheimer Wahlkampf aufgetan haben, sind klar gezeichnet. Züfle versucht, mit der Bilanz seiner bisherigen Arbeit im Rathaus zu punkten. Die Gemeinde sei finanziell gut aufgestellt und habe an Arbeitsplätzen enorm hinzugewonnen, so lautet seine Botschaft. Unter seiner Ägide seien 28 Millionen Euro investiert worden, ohne neue Schulden aufzunehmen. Er trete an, um das Begonnene fortzusetzen.

Das „weiter so“ kommt nicht bei allen Wahlberechtigten gut an

Eben dieses „Weiter so“ stößt seinen Widersachern sauer auf. Sie setzen auf den Wechsel und hoffen, dass sie der Rückenwind eines Bürgerentscheids, bei dem sich im vergangenen Jahr immerhin zwei Drittel der Weilheimer gegen die von Züfle und dem Gemeinderat verfolgten Pläne zum Neubau einer Stadthalle im Zentrum ausgesprochen hatten, ins Rathaus trägt. Eine Sachentscheidung sei das damals gewesen, die er akzeptiert habe, sagt Züfle. Eine Fingerzeig für die Wechselstimmung in der Stadt, sagen dagegen die Kontrahenten.

Gleich zu Beginn der Bewerberfrist hat Hendrik van Woudenberg den Hut in den Ring geworfen. Der geborene Niederländer, als Geschäftsführer der Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte im Umgang mit einer schwierigen Klientel geübt, ist angetreten, die Gräben in Weilheim wieder zuzuschütten. Neben seiner pädagogischen und organisatorischen Kompetenz verweist van Woudenberg auf seine Erfahrung in der Kommunalpolitik, die er als parteiloser Gemeinderat auf der Grünen Liste in Bad Boll (Kreis Göppingen) gesammelt hat.

Als Lokalmatador tritt Michael Holz an. Der ehemalige Wirt der Kirchheimer Kultkneipe Bären ist in Weilheim aufgewachsen und mit Weilheim verwachsen. Auch er hat kommunalpolitische Erfahrung vorzuweisen – als langjähriger Gemeinderat im benachbarten Kirchheim.

Für die Tierwirtschaftsmeisterin Sibylle Karle und den Fliesenlegermeister Jörg Bauer war der Bürgerentscheid die Initialzündung dafür, bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag zu kandidieren. Entsprechend steht bei ihren Wahlversprechen eine Politik der Transparenz, des Gehörtwerdens und der Bürgernähe ganz oben.

Zweikampf in Hochdorf

In Hochdorf muss sich der Amtsinhaber Gerhard Kuttler zwar nur eines Kontrahenten erwehren, doch auch er kann sich seiner Sache nicht sicher sein. Denn auch in Hochdorf weht der Wind des Wechsels durch den Ort. Für den Aufbruch steht Benjamin Haar, ein 37 Jahre alter Sportwissenschaftler. Mit seiner Aussage anlässlich der Kandidatenvorstellung, „eigentlich hätte in Hochdorf in den letzten Jahren mehr laufen müssen“, trifft der kommunalpolitische Frischling den Nerv seiner Anhängerschaft. Dem Vorwurf begegnet Gerhard Kuttler mit einer langen Liste der Projekte, die er in seiner ersten Amtszeit angestoßen hat. Daran, so der 39 Jahre alte Amtsinhaber, wolle er in den nächsten acht Jahren gerne anknüpfen.