Hans-Martin Schempp erfüllt sich mit den Baumhäusern einen Traum. Foto: factum/Bach

Im nächsten Frühjahr möchte Hans-Martin Schempp seine alternativen Unterkünfte eröffnen. Auch eine Veranstaltungshalle ist bald fertig. All das soll Teil eines Kultur-und Freizeitzentrums zum intellektuellen Austausch werden.

Weil im Schönbuch - Sie tragen Namen wie Klabautermann, Flaschengeist und Wipfelträumer. Acht Häuschen stehen zwischen Bäumen auf dem 16 Hektar großen Areal unweit der ehemaligen Deyhle-Villa in Weil im Schönbuch. Der Medienunternehmer Hans-Martin Schempp hatte das Gelände samt Villa und Nebengebäuden, zu dem ein Reiterhof gehört, Anfang 2009 für einen „Schnäppchenpreis“ von 2,5 Millionen Euro erworben. Seit etwa sechs Jahren plant und baut er in der „Oase Weil“, wie er sein Anwesen nennt, ein Baumhaushotel. Zu diesem Zweck hat er die acht skurrilen Häuschen über Treppen, Stege und Plattformen miteinander verbunden. Eigentlich sollte die Eröffnung schon vor Jahren stattfinden. Doch musste Schempp für jedes Haus eine gesonderte Baugenehmigung beantragen sowie hohe Brandschutz- und Sicherheitsauflagen erfüllen. Auch Naturschutzbedenken hatte er zu zerstreuen. Nun hofft Schempp, dass er im nächsten Frühjahr die ersten Gäste begrüßen kann.

Die Idee für das Projekt kam dem 65-Jährigen, nachdem er vor einigen Jahren selbst in einem Baumhaushotel unweit der deutsch-polnischen Grenze genächtigt hatte. „Das ist ein Geburtstagsgeschenk gewesen. Ich war sehr angetan“ berichtet Schempp. Zwei Millionen Euro machte er locker, um seinen Traum vom alternativen und schöneren Wohnen zu verwirklichen – in einem Landschaftsgebiet und am Rand eines besonders geschützten Flora-und Fauna-Habitats.

Vorhaben mit Naturschutz vereinbar

Im Gemeinderat von Weil im Schönbuch stieß das Vorhaben nicht bei allen auf Zustimmung, dennoch fand sich eine Mehrheit. Ein begeisterter Fürsprecher ist der Schultes Wolfgang Lahl, der seine Kommune als „Pforte zum Schönbuch“ bezeichnet und das Baumhaushotel als „geradezu ideal“ empfindet. Trotzdem konnten sich während der Jahre nicht immer alle in der knapp 10 000 Einwohner zählenden Gemeinde mit dem Unterfangen anfreunden. Einige befürchteten, der Autoverkehr am Ortsrand könnte zunehmen, andere sahen auch die Natur in Gefahr. Vor vier Jahren hatte ein Bürger sogar eine Petition im Stuttgarter Landtag eingereicht, um gegen die Baugenehmigung vorzugehen. Sie wurde jedoch abschlägig beschieden mit dem Hinweis, dass sowohl der Natur- wie auch der Artenschutz mit dem Bauvorhaben vereinbar seien.

Die kritischen Stimmen sind inzwischen nahezu verstummt, „jedenfalls hat es zuletzt keine Beschwerden im Landratsamt gegeben“, erklärt der Bauamtsleiter Thomas Wagner. Die Untere Naturschutzbehörde habe ihre Erlaubnis zum Bau erteilt, jedoch wurde ein Baumhäuschen weniger genehmigt als ursprünglich vorgesehen. Es mussten zudem Gutachten eingeholt werden über Vögel, Fledermäuse und Zauneidechsen. Bei Letzteren sei kein Vorkommen nachgewiesen worden, erklärt Wagner. Für die entfallenden Brutmöglichkeiten mussten in der Umgebung Nistkästen angebracht werden. Um die Vögel beim Brüten nicht zu stören, mussten die anfänglichen Bauarbeiten in den Herbst und den Winter verlegt werden.

Fluchtwege geschaffen und Brandschutzvorschriften erfüllt

„Wir hatten zudem fast eineinhalb Jahre Stillstand, weil unsere Handwerksfirma in Konkurs gegangen ist“, sagt Schempp. Inzwischen hat er einige Mitarbeiter bei sich angestellt. Er hat an drei Häuschen Fluchtwege schaffen und die Brandschutzvorschriften umsetzen lassen. Momentan werden Restarbeiten vorgenommen.

Im nächsten Jahr soll zudem eine Veranstaltungshalle für 250 Gäste fertig werden. Schempp lässt zudem ein Wohnhaus bauen, in das er zum Jahreswechsel einziehen möchte. In die Deyhle-Villa, in der Ayurveda-Seminare für angehende Therapeuten stattfinden, soll zusätzlich ein Restaurant kommen. Dem 65-Jährigen schwebt ein Kultur-und Freizeitzentrum zum intellektuellen Austausch vor, eine „Ideenschmiede für eine bessere Welt“. Er will Wissenschaftler zu Vorträgen einladen, Lebensberatung anbieten – und dass sich seine Gäste zwischen den Wipfeln in den bunten Häuschen wohl fühlen.