Ludwigburg krallt sich künftig notorische Schuldnern mit einer mechanischen Wegfahrsperre.

Ludwigsburg - Bei notorischen Schuldnern kennt die Stadt Ludwigsburg künftig kein Pardon mehr: Mit einer mechanischen Wegfahrsperre krallt sich der Vollzugsdienst ab sofort die Fahrzeuge von Zeitgenossen, die Strafzettel und Steuern nicht zahlen.

Wer nicht zahlen will, kann künftig auch nicht mehr fahren: Nach dem Vorbild der Stadt Waiblingen will nun auch die Stadt Ludwigsburg die Zahlungsmoral ihrer Bürger durch eine Wegfahrsperre verbessern. Wer keine Anstalten macht, seine Strafzettel zu begleichen, oder aber Steuerschulden bei der Kommune hat, muss künftig mit dem Einsatz einer leuchtend gelb lackierten Parkkralle rechnen. "Die Wegfahrsperre wird von uns montiert, wenn alle Bemühungen, mit einem Schuldner in Kontakt zu treten, erfolglos bleiben", erklärt der Ludwigsburger Vollstreckungsbeamte Horst Watzka. Wer sich trotz mehrfacher Mahnung nicht rührt, riskiert sein Auto.

Wer gleich bezahlt spart 180 Euro Abschleppkosten

Nach Erfahrung des Vollzugsdienstes gibt es notorische Falschparker, die bis zu 80 unbezahlte Strafzettel angehäuft haben - in solchen Fällen will die Stadt ihre Forderung mit sanfter Gewalt durchsetzen. Die Sorge, dass betroffene Autofahrer die 15 Kilogramm schwere und 450 Euro teure Parkkralle übersehen könnten, hat das Rathaus nicht: "Ein grellroter Aufkleber an der Fahrertür weist auf die Wegfahrsperre hin - die Telefonnummer zur Kontaktaufnahme mit dem Vollzugsdienst steht gleich mit drauf", betont Stadtsprecherin Anja Buck.

Maximal drei Werktage haben Schuldner künftig Zeit, ihr mit der Parkkralle festgesetztes Fahrzeug auszulösen. Geschieht nichts, lässt die Stadt abschleppen. "Auch bisher wurden schon Autos gepfändet. Sie standen aber oft tagelang auf dem Gelände der Abschleppfirma, bis Bewegung in die Sache kam. Mit Parkkralle geht es meistens schneller", erklärt Buck. Die Wegfahrsperre habe freilich nicht nur für die Stadt, sondern auch für die Schuldner einen Vorteil - wer gleich bezahle, spare sich die Abschleppkosten in Höhe von etwa 180 Euro.

Waiblingen setzt die Parkkralle bereits seit Jahren ein - und hat festgestellt, dass meist schon die Drohung eine große erzieherische Wirkung hat. Auch die Stadt Stuttgart will für einen Pilotversuch drei Parkkrallen anschaffen. Mit der Ludwigsburger Wegfahrsperre müssen auch Kornwestheimer, Asperger, Remsecker und Benninger rechnen - im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit werden auch die Nachbarorte betreut. Die drei eingesetzten Beamten haben 2009 etwa 5600 Aufträge vollstreckt und fast 1,2 Millionen Euro eingenommen. Verkehrsverstöße sind nur die Hälfte der Fälle - der Rest sind nicht bezahlte Steuern.