Veljko Stanimirovic feierte mit dem SV Cannstatt den ersten Saisonsieg. Foto: Tom Bloch

Die Bundesliga-Wasserballer des SV Cannstatt feiern überzeugenden 15:4-Sieg über den SV Poseidon Hamburg. Der serbische Routinier Veljko Stanimirovic steuert einmal mehr – dieses Mal drei – Tore bei.

Nach 67 Monaten Wartezeit haben die Wasserballer des SV Cannstatt am Samstag wieder ein Spiel in der höchsten deutschen Spielklasse gewonnen. Drei Wochen nach dem 11:7 gegen den SC Wedding Berlin am 29. April 2017 hatte sich der Traditionsverein seinerzeit als Absteiger aus der ersten Bundesliga (Gruppe B) verabschiedet. Am vierten Spieltag der aktuellen Saison gab es nun für den Wiederaufsteiger mit einem 15:4-Sieg im heimischen Sportbad im Neckarpark gegen Poseidon Hamburg die ersten Zähler auf das Konto.

Erster Schritt Richtung Klassenverbleib

Für das Team von Trainer Lennart Löscher war das nach drei Niederlagen zum Start ein erster wichtiger Schritt in Richtung Klassenverbleib. „Wir haben zwei Ziele. Nicht gleich wieder den Weg nach unten antreten zu müssen und unsere sehr junge Mannschaft an diese Spielklasse zu gewöhnen und weiterzuentwickeln“, sagt Veljko Stanimirovic. Der 24-jährige Serbe ist in einem Team, in dessen 13-köpfigem am Samstag sechs Akteure zwischen 16 und 19 Jahren ins Wasser gingen, einer der erfahrensten Spieler und eine Führungsfigur. Zehn Treffer hat der Mann aus der 260 000-Einwohner Stadt Nis, der zu Beginn dieses Jahres vom benachbarten Erstligisten SV Ludwigsburg nach Cannstatt gekommen war, in den ersten vier Punktspielen der Saison erzielt, deren drei waren es am Samstag. „Wie oft ich treffe, interessiert mich nicht. Wichtig ist, dass wir gewinnen und ich der Mannschaft helfe“, sagt der auf verschiedenen Positionen einsetzbare ehemalige serbische Jugendnationalspieler, der schon mit 17 Jahren für seinen Heimatclub VK Nais in der höchsten nationalen Spielklasse der Männer zum Einsatz kam. Anstatt aber die Karriere im Heimatland voranzutreiben, kam Stanimirovic vor fünf Jahren – angelockt durch einen in Deutschland tätigen ehemaligen Jugendtrainer – zum ASC Duisburg.

Über die Stationen Bayer Uerdingen und eben SV Ludwigsburg ging es weiter zum SVC. Die Verbindung in die Barockstadt ist aber noch immer vorhanden, denn neben dem Wasserball arbeitet der Serbe von Montag bis Freitag in Ludwigsburg mehrere Stunden am Tag als Schwimmtrainer für vier- bis zehnjährige Kinder, das Ganze in Zusammenarbeit mit örtlichen Kindergärten und Grundschulen. „Es gibt in Deutschland bei den besten vier Mannschaften der Bundesliga einzelne Topspieler, die als Vollprofi vom Wasserball leben können. Beim Rest der Liga ist das aber utopisch“, sagt Stanimirovic, dem sein derzeitiger Nebenberuf mit dem Nachwuchs so viel Spaß macht, dass er deshalb auf absehbare Zeit nicht an eine Rückkehr nach Serbien denkt.

Mit Handball angefangen

Wenn es die Zeit erlauben würde, dann würde er sogar am liebsten noch ein drittes Standbein haben, nämlich als Jugendtrainer beim SV Cannstatt, etwas was er beim SV Ludwigsburg schon mit viel Erfolg ausgeführt hat. „Im Moment sind meine Tage leider komplett ausgebucht, aber für die Zukunft kann ich mir das als Option vorstellen“, sagt der 1,90 Meter lange Hüne, der vor fünf Jahren komplett ohne Deutschkenntnisse in die Bundesliga kam, mittlerweile aber die Sprache fast schon akzentfrei beherrscht. Zwischen dem morgendlichen Schwimmtraining mit Kindern und dem Spiel gegen Poseidon Hamburg am Samstag, hat Veljko Stanimirovic wieder einmal seine ganz persönliche Marotte gepflegt, ohne die er sich nie auf den Weg zu Punktspielen macht. Er hat sich in der heimischen Küche eine Portion Pasta gekocht, wie vor jedem Punktspiel. „Andere hören in der Kabine noch Musik oder brauchen einen Spaziergang. Mein Ritual ist das Nudelkochen“, sagt Stanimirovic.

Ein weiterer wichtiger Termin steht für ihn am heutigen Montag um 11 Uhr auf dem Programm: Das Spiel der serbischen Landsleute bei der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Kamerun. Die Prognose des Wasserballers: „Der Einzug ins Achtelfinale ist Pflicht, aber ich glaube, da wird für uns diesmal noch nicht Endstation sein, wir werden noch ein Stück weiter kommen“, sagt der Mann, der seine Sportlerkarriere einst als Handballer begonnen hat.

SV Cannstatt: Spasojevic – Philipp Hartmann (1), Boskovic (2), Tick (2), Reizis (2), Vogel, Färber, Stanimirovic (3), Plackovic (3), Wottschel (2), Wörn, Draskowitsch, Marin.