Klaus Breitenbücher (links) und Matthias Hammer von der Bewässerungsgesellschaft inspizieren den Standort des künftigen Technikgebäudes für die Wasseranlage. Foto: Werner Kuhnle

Damit die Reben auch in trockenen Jahren nicht verdursten, lassen Weingärtner eine Anlage bauen, über die die Pflanzen mit Wasser versorgt werden können. Ziel ist auch, dem Klimawandel zu trotzen.

Marbach/Erdmannhausen - Für Wengerter ist die Arbeit in den Weinbergen im Gewann Altenberg speziell in den trockenen Phasen kein Zuckerschlecken. Dann müssen die Reben mit aufwendigen Methoden bewässert werden, sagt Matthias Hammer, Vorstandsvorsitzender der Marbacher Weingärtner. Entweder man verlege Hunderte Meter Schläuche, um an Ort und Stelle für Feuchtigkeit sorgen zu können. Oder man karre das Nass per Schlepper zu den Trauben in dem Gebiet, das grob gesagt in dem Dreieck zwischen Labag, Huober-Brezel und Galgen liegt. „Da verbraucht man Diesel ohne Ende“, erklärt er. Gut also für Natur und Weinbauern, dass diese Zeiten bald zu Ende sind. Die Wengerter in dem Areal haben sich nämlich dazu entschlossen, eine Tröpfchenbewässerungsanlage zu installieren.

Die Idee dazu ist im Rahmen der Rebflurbereinigung in dem Gebiet entstanden, das sich auf Marbacher, aber teils auch auf Erdmannhäuser Gemarkung befindet. Hierbei wurden die zuvor verschachtelten Parzellen so neu geordnet und zugeschnitten, dass sie sich leichter bewirtschaften lassen. In dem Zusammenhang dachten sich die Wengerter: Wenn wir schon dabei sind, das Gebiet für die Zukunft zu rüsten, können wir doch gleich noch einen Schritt weitergehen und mit der Bewässerungsanlage sicherstellen, dass die Qualität der Trauben langfristig gut bleibt und man gegen die zunehmend trockeneren Phasen gewappnet ist, erläutert Hammer.

Um das Projekt zu realisieren, schlossen sich mehr als 25 Wengerter zusammen und gründeten die Bewässerungsgesellschaft Altenberg GbR. Hammer ist einer der beiden Vorsitzenden der Initiative, in der Weinbauern vereinigt sind, die in der Gegend ein Stückle gepachtet haben oder besitzen. Mit im Boot sind nicht nur Winzer, die von der Rebflurbereinigung betroffen waren, sondern auch solche, deren Reben westlich des neu geordneten Gebiets wachsen. Die Kosten werden unter allen Beteiligten aufgeteilt. Und die sind kein Pappenstiel, wie Matthias Hammer feststellt. Man müsse rund 200 000 Euro in die Hand nehmen, um das Vorhaben zu schultern. Ein Teil der Ausgaben soll über Zuschüsse finanziert werden. Wobei es eine Förderung nur für jene Areale gibt, die sich innerhalb des Gebiets befinden, in dem die Rebflurbereinigung stattfand. Der Rest der Summe muss von den Weinbauern selbst finanziert werden. Pro Quadratmeter Fläche steuere jeder Wengerter einen Euro bei, sagt Hammer. Dafür kann dann unter anderem das Technikgebäude gebaut werden, das gewissermaßen das Herz des ganzen Systems sein wird und gegenüber dem Wengerterhäusle auf der anderen Seite des Viehwegs entstehen wird. Es soll auf einer Grundfläche von drei auf vier Metern mit einer Traufhöhe von drei Metern und einem nochmal etwa halb so hohen Dach obendrauf errichtet werden. In dem Häuschen wird ein Tank mit einem Fassungsvermögen von 5000 Litern eingebaut sein. „Der puffert das Wasser. Man braucht ja mal mehr, mal weniger“, erläutert Matthias Hammer. Zudem ist im Innern die Steuerung angesiedelt. Das Wasser werde von dem Gebäude aus über Leitungen zu den Reben gepumpt, sagt der Vorsitzende der Bewässerungsgemeinschaft. Angedacht sei, dass die einzelnen Sektoren auf einer Fläche von alles in allem zehn Hektar nach einer Art übergeordnetem Masterplan berieselt werden. Die Wengerter hätten aber auch die Möglichkeit, die Bewässerung individuell zu steuern.

Umgesetzt werden soll das Ganze im Frühjahr. Der Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats hat sich mit dem Projekt bereits befasst und seinen Segen gegeben. Barbara Eßlinger interessierte sich allerdings dafür, wie die übergeordneten Behörden das Projekt einschätzen. „Viereinhalb Meter hören sich nicht so hoch an, aber das ist doch eine relativ prägnante Stelle“, meinte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Hinblick aufs Technikgebäude. „Die Stellungnahme vom Landratsamt liegt uns noch nicht vor“, sagte Laura Bader vom Bauamt in der Sitzung. Mittlerweile hätten aber Gespräche mit der Naturschutzbehörde des Kreishauses zu dem Thema stattgefunden, sagte Bader am Freitagmorgen auf Nachfrage. Demnach sei keine Eingrünung vorgesehen. Das Gebäude solle eher den Charakter eines typischen Wengerterhäusles haben und sich dadurch in die Landschaft einfügen. Zudem sei es möglich, zwei oder drei Rosen zu pflanzen, um diese angestrebte Wirkung zu unterstreichen.