Peter Brandl auf der Empore seines Zelts auf dem Cannstatter Volksfest Foto: Max Kovalenko/Lichtgut

Er ist der Exot unter den Wasenwirten. Peter Brandl (59) ist waschechter Bayer – und schenkt badisches Bier aus. Seit zehn Jahren ist er als Patron der Fürstenberg-Brauerei beim Wasen. Und er hat seine Nische gefunden: Bei ihm im Zelt geht es gediegener zu.

Er ist der Exot unter den Wasenwirten. Peter Brandl (59) ist waschechter Bayer – und schenkt badisches Bier aus. Seit zehn Jahren ist er als Patron der Fürstenberg-Brauerei beim Wasen. Und er hat seine Nische gefunden: Bei ihm im Zelt geht es gediegener zu.

Stuttgart - Es muss etwas ganz Besonderes haben, dieses Leben. Wer es einmal geschmeckt hat, der kann ihm nicht entkommen. Oder um es mal ganz flapsig zu sagen: Einmal Rummelplatz, immer Rummelplatz. Die Lichter, die Musik, der Geruch, das lässt einen nicht mehr los. Peter Brandl hat es versucht, er war Taxifahrer, Autohändler und Hotelier, verdiente gutes Geld. Doch seiner Bestimmung konnte er nicht entkommen. Jetzt ist er Festwirt: Wie sein Uropa und sein Vater. „Das sind halt doch die Gene“, sagt er und grinst. So wie er jetzt dasitzt, des Mittags in seinem Zelt bei einem Sprudel wirkt er mit sich und der Welt im Reinen.

Dabei ist er als junger Kerl geflüchtet aus dieser Welt. Mit dem Vater reiste er damals mit drei Festzelten durch Deutschland. Aufbau, Abbau, alles musste fix gehen, nächtelang zu wenig Schlaf, kaum Pausen. „Ich habe mich kaputt gemacht“, erinnert er sich, „und musste die Notbremse ziehen.“ Also ging er seine eigenen Wege. Um doch wieder zurück zu kehren. Nach klarer Absprache mit dem Vater, Peter Brandl übernahm 1985 den Betrieb und bestimmte fortan die Geschicke.

Die Reiserei gab er auf, konzentrierte sich auf wenige Standorte. Er betreibt ein Festzelt beim Maimarkt in Mannheim, versorgt die Besucher bei der Südwestmesse in Schwenningen und ist seit 2005 auf dem Wasen. Als Nachfolger von Walter Weitmann. Der war jahrzehntelang der Zampano auf dem Wasen, ehe er im Streit mit Hofbräu schied und aus Rache die Fürstenberg-Brauerei auf den Wasen brachte. Das war zu einer Zeit, als man noch erbittert darum stritt, ob das Volksfest fünf Zelte vertrage. Mittlerweile sind es acht.

Weitmann wurde krank, Fürstenberg wollte ihm einen sanften Weg in den Ruhestand anbieten. Brandl: „Unser Betrieb arbeitet seit 46 Jahren mit Fürstenberg zusammen. 2003 ist die Brauerei auf mich zugekommen, ob ich Interesse am Volksfest hätte. Ich hätte das Zelt pachten sollen, und der Herr Weitmann hätte repräsentiert.“ Doch Weitmann „wollte sein Zelt zu einem horrenden Preis verkaufen“. Also baute sich Brandl sein eigenes. Er ist gelernter Zeltbauer.

Zehn Wochen vor dem Wasenauftakt kommt er her. Und errichtet mit seinen zehn Leuten aus dem Material von 32 Tiefladern das Zelt. „Ich war der erste, der hier eine Galerie gebaut hat“, sagt er stolz, „jetzt haben fast alle nachgezogen.“ Doch solche Visionen zahlten sich zunächst nicht in Heller und Pfennig aus. „Der Start war schwer“, sagt Brandl, „ich war der Neue.“ Dem der Alte noch ein Ei ins Nest gelegt hatte. Weitmann hatte haufenweise Biermarken verteilt, die die Leute nun bei Brandl einlösen wollten.

Am Anfang wären viele nur durchs Zelt gelaufen, mittlerweile bleiben sie aber da, trinken und essen. Auch weil Brandl „nicht auf Ballermann setzt“. Klar, des Abends und am Wochenende kommt auch er um Party nicht herum. „Aber nicht bis zum Abwinken.“ Er klettert schon mal auf die Bühne und bekundet der Band, dass AC/DC jetzt nicht passend sei. „Man muss aufpassen, dass man nicht überzieht“, sagt er. Deshalb spielt bei ihm tagsüber Blasmusik, heute holt er die Geschwister Hofmann ins Zelt. „Ein Volksfest muss volkstümlich bleiben“, sagt er, „das ist mir wichtig, und wenn man so will, meine Geschäftsidee.“ Die immer besser funktioniert. Bis 2018 hat er Vertrag mit der Brauerei. Ob er dann weitermacht? Brandl: „Das hängt von der Gesundheit ab.“ Die Gene sind gut. Sein Uropa hat mit 76 Jahren ein Festzelt auf dem Oktoberfest übernommen. Und betrieb es, bis er 84 wurde. Es hat etwas Besonderes, dieses Leben.