Die Gäste in der U11 haben oft alle eines gemeinsam: Einen ziemlich hohen Alkoholpegel. Foto: Fotoagentur Stuttgart/Andreas Rosar

Während des Cannstatter Volksfestes verwandelt sich die U-Bahn in einen bunten Partyzug, in dem viel gelacht und gesungen wird.

Ohne Frage gehört die U11 zu den kurzweiligsten Bahnstrecken im Land, wenn nicht sogar der Welt. Der Sonderzug bringt Menschen aus aller Herren Länder vom Stuttgarter Hauptbahnhof auf direktem Weg zu einem riesigen Spielplatz für Jung und Alt, in ein Eldorado der Ekstase und Unbekümmertheit, kurz: den Cannstatter Wasen. Hier auf dem Festgelände und im Bierzelt können die Feierwütigen ihren Emotionen freien Lauf lassen, den Kopf ausschalten, die Welt vergessen.

Steigt man in den Sonderzug in Richtung Cannstatt, blickt man in ausgelassene Gesichter und funkelnde Augen. Es fällt schwer, sich nicht von der Vorfreude mitreißen zu lassen, die im ganzen Zug zu spüren ist. Da sind Seb und Nico, die jedes Jahr aus Strasbourg anreisen, um ihre Liebe zu Schlagermusik und deutschem Bier auszuleben. „Wir konnten dieses Jahr 17 Freundinnen und Freunde überzeugen mitzukommen. So ein Volksfest muss man im Leben mindestens einmal im Leben erlebt haben,“ sagt Nico. Sie hätten im Vorfeld sogar Songtexte geübt. „Hodiodioooodiooodie . . . “ grölt er.

In diesem Jahr haben sich Seb und Nico auch karierte Hemden und Lederhosen gekauft. „Wir sind echte Wasen-Fans,“ so die Elsässer. Keine Frage, die Begeisterung nimmt man beiden ab. Überhaupt sind Dirndl, Lederhosen und Karohemden bei den jungen Besuchern beliebt. Aber Vorsicht: Die Tracht sollte nicht zu bayrisch aussehen, das Cannstatter Volksfest ist schließlich ein württembergisches Volksfest. Durch die vielen Karohemden verwandelt sich die U-Bahn in einen bunten, lustigen Partyzug, in dem viel gelacht und gesungen wird. Schon bevor es richtig losgeht haben viele Alkohol getrunken, das Cannstatter Volksfest ist nichts für Abstinenzler.

Auf der Rückfahrt dürfte der durchschnittliche Alkoholpegel locker über 1,5 Promille liegen, so manch einer muss festgehalten werden, damit er in der Stadtbahn nicht vom Sitz kippt. Trotzdem ist die Stimmung gut, auch die Ordner am Bahnsteig wirken noch zu später Stunde überraschend entspannt und gut gelaunt.

Dass im Trubel auch der ein oder andere Feiergenosse mal verloren gehen kann, Schwamm drüber. „Wir sind zu fünft gekommen, einen haben wir aber wohl verloren. Ich hoffe er hat Spaß,“ sagt Laurenz lachend. Sorgen scheint er sich nicht allzu viele zu machen. „Wir kommen aus der Pfalz, da hält man einiges aus. Wir gehen schließlich oft aufs Weinfest,“ so der Landauer.

Nach all den Maß fällt es dem manchem Bierfan auf dem Rückweg jedoch schwer, die richtige Bahn zu finden. Weil sie zunächst in die falsche Richtung gefahren sind, hätten Massimo und sein Onkel aus Italien ihren Zug nach Heilbronn verpasst.

„Es war unglaublich. So etwas gibt es in Italien nicht,“ berichtet der Mailänder. Gleich zwei Volksfeste haben sie während seines Aufenthalts in Deutschland besucht: Vergangene Woche waren sie auf dem Oktoberfest, diese Woche auf dem württembergischen Pendant. „Die Atmosphäre auf dem Wasen ist entspannter als in München,“ so Massimos Fazit. Auch Luria und Lukas aus Rosenheim sind lieber auf dem Wasen als auf dem Münchner Volksfest. „Auf dem Oktoberfest ist noch mehr los und in Stuttgart ist die Stimmung besser. Nur das Bier ist nicht ganz so gut.“

Bei aller Euphorie gibt es aber auch Enttäuschungen: Michi und Marco aus Ulm sind angereist, um „fürs Oktoberfest zu trainieren“ und „Mädels aufzureißen“. Das Training war erfolgreich, das mit den Mädels weniger. „Nicht schlimm, wir kommen wieder,“ sagt Marco und lacht, als die Bahn in die Endhaltestelle einfährt. Was für ein wilder Ritt!

Fahrzeiten

Fahrzeiten
Die Stadtbahnlinie U11 fährt während des Volksfestes in regelmäßiger Taktung ab Stuttgart Hauptbahnhof direkt zum NeckarPark. Die Fahrzeit beträgt 20 Minuten.