Anfangs war das Publikum noch verhalten – doch taute später auf und forderte mehrere Zugaben. Foto: ©thomas fritsch/©thomas.fritsch

Die österreichische Band sorgte beim Klostersommer für gute Stimmung. Und sie spielten sogar länger, als eigentlich erlaubt war.

Am frühen Abend hörte der Regen auf, ins Kloster kamen 1400 Besucher, der Himmel klarte auf – es war am Donnerstagabend alles angerichtet für Wanda. Deren Sänger stellte nach ein paar Liedern fest: „Ihr seid viel besser als Hermann Hesse“. „Die Calwer haben Swag“, meinte er. „Es ist heiß, da muss man schon sitzen“, rief er scherzhaft den Menschen auf der Tribüne zu.

Die österreichische Band schaffte mit dem Song „Bologna“ vom ersten Album „Amore“ vor knapp zehn Jahren ihren Durchbruch in Deutschland. Zu der Zeit gab es im alpinen Nachbarland eine ganze Reihe an neuen Künstlern, die auf Deutsch sangen und auch hierzulande große Erfolge feierten. Die Bands Granada oder Bilderbuch sind weitere bekannte Vertreter dieser nicht mehr ganz so neuen Welle des Austro-Pops.

Wanda ist von diesen österreichischen Bands wohl die, die sich am kompromisslosesten dem Rock’n’Roll verschrieben hat. Und genau das brachte ihr eine große Fangemeinde. Die Leser des Rolling-Stone-Magazin kürten Wanda zur Band des Jahres 2015. Der Musikexpress beschrieb sie im gleichen Jahr als „vielleicht letzte wichtige Rock’n’Roll-Band unserer Generation“.

Seltenheit in der Branche

Und es stimmt auch. Wandas Musik ist: Gitarren, Schlagzeug, Bass, Gesang, Keyboard – alles ohne viel Schnick-Schnack. Das hat in der heutigen auf Vermarktbarkeit in den sozialen Medien ausgerichteten Musikbranche Seltenheitswert, gerade bei neuen Bands. Die Songstruktur scheint simpel. Dem Schlagzeuger könnte man unterstellen, dass er nur einen Beat im Repertoire hat.

Aber die Lieder haben ihre Wirkung. Das liegt auch daran, dass man dem Sänger Marco Wanda seine mit wienerischen Touch performten Texte über Liebe, Tod, Drogen und unerfüllte Wünsche abkauft. Hier hat niemand für eine Zielgruppe formuliert. Man glaubt ihm, wenn er in „Va Bene“ seine Trauer hinaus schreit. So ist der Keyboarder der Band Christian Hummer vergangenen September nach langer schwerer Krankheit gestorben. „Es sterben immer die Besten, also passt’s auf euch auf“, rief der Sänger der Menge zu.

Zum Mitmachen animieren

Mit Weinglas in der Hand und Zigarette im Mund kam er am Donnerstag standesgemäß auf die Bühne – und verteilte auch Bier, Zigaretten und Wein ins Publikum. Das brauchte etwas, bis es auf auftaute. Aber die Energie der Band übertrug sich letztlich auf die Menge, auch weil Wanda nach jahrelangem Touren weiß, wie es geht: Erst ein paar Hits, dann das Publikum zum Mitmachen animieren. So hallte ein variantenreich gesungenes „Amore“ durchs Kloster. „Das kannst’ nicht lernen“, stellte Marco Wanda zufrieden fest. Ein Running Gag des Abends: Immer wenn „nur die Calwer“ singen sollten, wurde es plötzlich sehr leise. „Das ist so süß“, amüsierte sich der Sänger.

Nach etwa eineinhalb Stunden forderte die Menge dann eine Zugabe, die die Band gerne lieferte. Zu „1,2,3,4“ kam sogar nochmal die Vorband „The Leftovers“ auf die Bühne. Und dann war Schluss – fast zumindest. Denn das Publikum rief die Band erneut auf die Bühne. „Wir dürfen eigentlich nicht, aber was heißt das schon“, so der Sänger, bevor die Band noch einmal eine kurze Version von „Lucia“ spielte.

Und dann war es um halb elf wirklich vorbei. Denn die Anwohner müssen ganz und gar nicht Rock’n’Roll-mäßig am nächsten ja Tag arbeiten. Teile der Band kamen dann aber noch am Merchandise-Stand mit den Fans ins Gespräch – Autogramme und Fotos inklusive.