DDR Fahne Foto: dpa

"Der Spion, der aus dem Schwarzwald kam"; ein Alemanne, der als IM "Schwabe" geführt wurde

Er ist "der Spion, der aus dem Schwarzwald kam"; ein Alemanne, der in der DDR vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als IM "Schwabe" geführt wurde; ein Schwenninger aus kommunistischem Elternhaus, der es zum Professor brachte und doch an seiner Heimat hängt, in der er als Sportler populär ist bis heute: Walter Wangler, Jahrgang 1935.

November 1956: Wangler will in der DDR Journalistik studieren - nach Abitur und geforderter "Produktionserfahrung". Doch an der Universität Leipzig wird der Genosse "umgedreht" - zum Studium im Westen mit Unterstützung der Partei. Wangler wird zum "Perspektivagenten" des MfS, der freilich mit belanglosen Mitteilungen keinem schadet. Sein Weg führt über manche Station zur Professur für Sozialpolitik in Düsseldorf. Vom "real existierenden Sozialismus" wendet er sich der Sozialdemokratie zu.

Januar 1979: Werner Stiller, Oberleutnant im MfS, läuft in den Westen über. Wangler, inzwischen Dekan seiner Fakultät, holt die Vergangenheit ein. Die Untersuchungshaft erweist, dass Wangler aus DDR-Sicht eine Fehlinvestition war. Die Haftzeit gibt ihm Gelegenheit, sein Leben zu bedenken. Am Ende steht ein spannender gesamtdeutscher Bildungsroman mit tiefgründendem soziologischem und philosophischem Hintergrund.

Den aufgeweckten, bildungshungrigen Arbeitern Württembergs setzt er darin ein Denkmal, Menschen mit aufrechtem Gang im Dritten Reich (und danach!), die "ohne jede Übertreibung gebildeter waren und ,breitere' Interessen hatten als manche universitären Fachkollegen".

Stets scheint Schwenningen auf als Mikrokosmos: eine besondere Stadt, die nach dem Ende der Nazi-Diktatur eine Blüte erlebt - nicht zuletzt der aus dem Exil zurückkehrenden Linken wegen; ein kleines Berlin am Neckar dank seiner Politiker und Bildungsträger, seiner Literaten, bildenden Künstler, Verleger; eine politisch geteilte Stadt mit starkem bürgerlich-liberalem und sozialistischem Lager.

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