Ein Feuerwehrmann steht vor dem Flammenmeer in einem Athener Vorort. Foto: Imago/Xinhua/Marios Lolos

Griechenland kommt nicht zur Ruhe. Die Brände im Nordosten des Landes toben weiter. In vielen Regionen entstehen neue Feuer, viele werden nicht sofort gelöscht und weiten sich zu Flächenbränden aus. Ein Überblick über die aktuelle Lage.

In mehreren Regionen Griechenlands haben auch am Donnerstagmorgen (24. August) kleinere und größere Wald- und Buschbrände getobt. Allerdings gibt es Hoffnung, wie zahlreiche Feuerwehrleute und Bürgermeister aus den betroffenen Regionen im griechischen Rundfunk (ERT) sagten. "Sieben Löschhelikopter sind mit dem ersten Tageslicht eingesetzt worden. Und die Winde haben endlich nachgelassen", erklärten übereinstimmend zwei Bürgermeister der Region rund um das Parnitha-Gebirge im Norden Athens.

Den Menschen macht auch ein beißender Geruch verbrannten Holzes zu schaffen, der über der Millionenstadt Athen und zahlreichen anderen Regionen liegt. "Bleiben Sie zu Hause bei geschlossenen Fenstern", rät der Zivilschutz immer wieder. Die Empfehlung gilt vor allem für Kinder, Ältere und für Menschen mit Herz- und Lungenproblemen.

Wo brennt es aktuell in Griechenland?

Größere Brände toben auch in Mittelgriechenland nahe der Ortschaft Distomo und an der griechisch-türkischen Grenze im Raum der großen Hafenstadt Alexandroupolis. Dort brennt es auf einer Strecke von etwa 40 Kilometern.

Die Brände erreichten auch die Region der weiter westlich liegenden Stadt Komotini.Wie der Staatssender ERT berichtet, brennt es nun auch in Richtung der Stadt Komotini.

Die größte Feuerfront tobt weiterhin im Nationalpark Dadia in Richtung türkischer Grenze – nunmehr den sechsten Tag in Folge. Dort wurden am Dienstag 18 Leichen gefunden, die offenbar in Folge der Brände starben.

Auch in Athen blieb die Situation angespannt. Dort brennt es seit Dienstag westlich in der industriellen Vorstadt Aspropyrgos. Nachts waren von dort Explosionen zu hören, Werkshallen wurden von den Flammen zerstört.

Zudem brannte es weiterhin nordwestlich der Stadt in Richtung des Gebirges Parnitha. Dort kämpfte die Feuerwehr die ganze Nacht über, um das Übergreifen der Flammen auf die Berge zu verhindern. Parnitha gilt als grüne Lunge Athens und ist außerdem Nationalparkgebiet. Die Feuerwehr war mit 65 Löschzügen im Einsatz, im Morgengrauen begann wieder massiv der Einsatz aus der Luft mit sieben Löschfliegern und acht Hubschraubern.

Ein weitere großer Brandherd wütet auf Euböa, der zweitgrößten Insel des Landes. Betroffen sind die Orte Psachna und Nea Artaki, wie die Feuerwehr mitteilt. Die Ränder der Ortschaften, die in Richtung Feuer gelegen sind, wurden vorsorglich evakuiert.

Weitere große Brandherde lodern auf der Insel Kythnos und nahe der nordgriechischen Hafenstadt Kavala. Viele Ortschaften wurden vorsorglich evakuiert, ein Ende ist zunächst nicht in Sicht.

Die Warnung der Feuerwehr vor extremer Brandgefahr für mehrere andere Gebiete gilt weiterhin. Betroffen ist unter anderem die Region Attika im Zentrum des Landes. Auch für die Argolida-Gebiete auf der Halbinsel Peloponnes besteht nach Angaben des Katastrophenschutzes extreme Brandgefahr, ebenso wie für die Landschaft um Korinth.

Bilder aus den Waldbrandgebieten Griechenlands

Ein Feuerwehrmann und ein Anwohner inmitten eines Feuers. Foto: Imago/Xinhua/Marios Lolos
Angesichts des Ausmaßes der Brände zeigt sich auf diesem Bild die ganze Hilflosigkeit der Menschen. Foto: Imago/Xinhua/Marios Lolos
Das Feuer hinterlässt verkohlte Erde. Foto: Imago/NurPhoto/Giorgos Arapekos
Die Feuerwehr fährt durch verbrannte Landschaften. Foto: Imago/NurPhoto/Giorgos Arapekos
Unzählige Tiere sind den Flammen zum Opfer gefallen. Foto: Imago/NurPhoto/Giorgos Arapekos
Wer den Flammen entkommen ist, trägt zahlreiche Wunden an sich. Foto: Imago/NurPhoto/Giorgos Arapekos
Die Einsatzkräfte müssen wegen der starken Rauchentwicklung Atemmasken tragen. Foto: Imago/NurPhoto/Giorgos Arapekos
Die Feuer haben verbrannte Erde und zerstörte Häuser hinterlassen. Foto: Imago/Xinhua/Marios Lolos

Wie ist die Wetterprognose?

Insgesamt brennt es in Griechenland mindestens an 15 großen oder größeren Fronten, wie Satellitenbilder zeigten. Die Prognose der Waldbrandgefahr für Mittwoch sei geringfügig besser als noch am Dienstag, teilt der Zivilschutz mit.

Die Karte der Brandgefahr des Zivilschutzes zeigt für Mittwoch fast für das ganze Land die Warnstufen gelb über orange bis tiefrot. Wegen der anhaltenden Trockenheit und auch für Dienstag gemeldeten starken Winde bedeutet das: sehr hohe bis extreme Brandgefahr.

So soll der für die Jahreszeit typische Wind Meltemi nicht mehr so stürmisch wehen. Allerdings werde es örtlich immer noch Windgeschwindigkeiten um die 50 Kilometer pro Stunde geben, teilte der griechische Wetterdienst mit. Entsprechend blieb die Waldbrandgefahr in vielen Landesteilen weiterhin hoch bis sehr hoch.

Wie wirkt sich der Rauch auf die Luftqualität aus?

Wegen der zahlreichen großen Wald- und Buschbrände in Griechenland hat sich die Luftqualität in den vergangenen Tagen in weiten Teilen des Landes massiv verschlechtert. Einem Bericht der Tageszeitung „Kathimerini“ zufolge sollen zwischenzeitlich bis zu 80 Prozent der Landesfläche von Rauchwolken bedeckt gewesen sein.

Das Problem betreffe fast das ganze Land, sagt Nikos Michalopoulos, Wissenschaftler am Nationalen Observatorium von Athen. Laut griechischem Wetterdienst zog der Rauch der gewaltigen Brände im Nationalpark Dadia im Nordosten des Landes am Dienstag mehr als 950 Kilometer weit bis zu den Inseln im Ionischen Meer. Er bedeckte demnach eine Fläche von rund 110 000 Quadratkilometern, was rund 80 Prozent des griechischen Territoriums entspräche.

„Es ist einer der beeindruckendsten Rauchtransporte, die wir in den letzten Jahren gesehen haben“, erklärt  der Direktor des Nationalen Observatoriums von Athen, Kostas Lagouvardos. Der griechische Verband der Pneumologen empfiehlt den Bürgern, sich so weit wie möglich in Innenräumen aufzuhalten und Fenster und Türen geschlossen zu lassen.

Wie gefährlich ist der Rauch für die Gesundheit?

Konkret wurden am Dienstag etwa in der von Bränden fast umzingelten Stadt Alexandroupolis zwischenzeitlich Werte von 106 Mikrogramm Feinstaub der Größenkategorie PM2.5 (Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer) pro Kubikmeter Luft gemessen. Gerade solche kleinen Partikel gelten als schädlich und als Verursacher von Schlaganfällen, Krebs und Atemwegserkrankungen. Sie können teils bis in die Lungenbläschen und in die Blutbahn vordringen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Grenzwert für PM2,5-Feinstaub von 5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – allerdings für die mittlere jährliche Belastung. Tageswerte können dabei deutlich höher liegen.