Blick in die Baumwipfel: Revierförster Rudolf Bertram zeigt Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle (links) und Botnanger Kommunalpolitikern den Schwarzwildpark. Foto: Torsten Ströbele

Der Revierförster Rudolf Bertram hat die Bezirksbeiräte durch den Schwarzwildpark geführt.

Botnang - Für viele Botnanger liegt der Wald quasi direkt vor der Haustür. Ein Blick auf den Stadtplan zeigt, dass der Bezirk wie eine Insel mitten aus einem riesigen Waldgebiet herausragt. Doch wer davon ausgeht, sich beim Joggen, Radfahren oder Spazierengehen durch den Forst auf Botnanger Gemarkung zu bewegen, der irrt. „Uns gehört kein Baum“, sagt Wolfgang Stierle und schmunzelt.

Der Bezirksvorsteher und einige Lokalpolitiker machten sich am vergangenen Dienstagabend dennoch auf den Weg in den Schwarzwildpark und somit auf nach Stuttgart-West, um sich von Revierförster Rudolf Bertram ein paar schöne Ecken in dem Naturschutzgebiet zeigen zu lassen. „Sie haben Glück, dass Sie in diesem Jahrhundert leben, sonst stünden Sie jetzt vor einem Bretterzaun“, sagte Bertram am Ende der Straße Am Buberlesbach. Hier beginne der Schwarzwildpark, der im Königreich Württemberg für die Bevölkerung nicht zugänglich gewesen sei. „Erst im Jahr 1919 ist die Absperrung gewichen“, sagte der Revierförster, der den Kommunalpolitikern einen historischen Rundgang durch den Wald versprach.

Bertram führte die Lokalpolitiker vorbei am Buberlesweiher, in dem angeblich noch ein alter Hecht seine Runden drehen soll, den Waldweg hinauf bis zur Kneippanlage, die sich laut Bertram seit ihrem Bau 1971 großer Beliebtheit erfreut. „Ich kenne jemanden, der immer wieder aus Feuerbach mit dem Rad hier her fährt. Ihm wurde bei einem Kuraufenthalt geraten, regelmäßig zu kneippen, um etwas gegen seine Krampfadern zu tun. Ihm hilft das ungemein“, sagte Bertram. Bezirksvorsteher Stierle schwärmte ebenfalls von der Kneippanlage. Er zog prompt Schuhe und Socken aus, um ins kalte Wasser zu steigen. „Ich kann das jedem nach dem Joggen nur empfehlen.“

Wildschweine haben sich angepirscht

Während Jogger im Schwarzwildpark gern gesehene Gäste sind, erzählte Bertram von anderen Sportlern, die ihm immer wieder Sorgen bereiten: die Downhill-Fahrer. Mountainbiker rasen und springen über Stock und Stein den Berg hinunter. Begegnungen mit Fußgängern bleiben dabei nicht aus. Das sei nicht ungefährlich, sagte Bertram. „Im Schwarzwildpark kommt das zum Glück eher selten vor. An der Dischinger Burg in Weilimdorf ist es wesentlich schlimmer. Da musste schon zweimal der Notarzt kommen.“ Es gebe momentan aber leider kein Mittel, um die rasenden Radfahrer zu stoppen. „Ich habe keine Möglichkeit, jemanden festzuhalten. Meiner Meinung nach ist das Problem nur lösbar, wenn es eine Kennzeichenpflicht für Räder geben würde“, sagte Bertram. So könne man genau nachvollziehen, wer da durch den Wald rasen würde. Der Förster hofft auch, dass mit dem Bau einer offiziellen Downhill-Strecke in Degerloch weniger in seinem rund 800 Hektar großen Revier gefahren wird.

Wenige Meter weiter ging es bei der Waldbegehung dann eher um Wildschweine als um gesengte Säue. Am Saufanggehege bekamen die Bezirksbeiräte zum Abschluss ihres Rundgangs einen exklusiven Einblick in die Welt der Wildschweine, die in einem vier Hektar großen Gehege leben. Die Tiere konnten mit Mais gefüttert werden und kamen bis auf wenige Zentimeter an die Kommunalpolitiker heran. „Es gibt im Schwarzwildpark auch freilaufende Wildschweine. Aber die Zahl hält sich in Grenzen“, sagte Bertram. In dem rund 200 Hektar großen Mischwald seien Schwarz- und Rehwild sowie Füchse in der Überzahl. Vereinzelt hätte er auch schon Dachsbauten gesichtet. „Wir vermuten, dass sich hier auch Waschbären angesiedelt haben. Es wurden zwar noch keine gesehen, aber sie haben schon ihre Spuren hinterlassen.“