Im Packaging-Werk in Waiblingen bangen 950 Mitarbeiter um ihren Arbeitsplatz. Foto: Gottfried Stoppel

Die Ankündigung der Firma Bosch zur geplanten Trennung von der Sparte Verpackungstechnik stößt im Waiblinger Werk auf heftige Kritik. Was Mitarbeiter, Gewerkschafter und der Oberbürgermeister dazu sagen.

Waiblingen - Der Bosch-Konzern will sich komplett aus dem Geschäft mit Verpackungsmaschinen zurückziehen, das hat das Stuttgarter Unternehmen am Wochenende mitgeteilt. Diese Nachricht ist auch in Waiblingen wie eine Bombe eingeschlagen. Schließlich arbeiten hier 950 Menschen für die Bosch Packaging Technology GmbH. Die Mitarbeiter wurden bereits seit einigen Wochen von existenziellen Sorgen geplagt. Hatte der Konzern erst im Mai angekündigt, dass in Waiblingen bis zu 170 Arbeitsplätze wegfallen werden – obwohl die Geschäfte mutmaßlich gut laufen. Nun folgt die Botschaft, die Verpackungssparte mit ihren insgesamt 6100 Mitarbeitern in 15 Ländern gehöre nicht zum Kerngeschäft und brauche eine andere Aufstellung auf ihrem mittelständisch geprägten Markt.

Ungläubigkeit, Wut und Tränen

Trotz der Versicherung seitens des Konzern, dass angestrebt werde, alle Mitarbeiter zu übernehmen, setzt es seitens der Gewerkschaft und der Beschäftigten im Waiblinger Werk heftige Kritik. Zwischen Ungläubigkeit und Wut und bis hin zu Tränen hätten die ersten Reaktionen der Beschäftigten gelegen, die am vergangenen Freitag unter ausdrücklichem Hinweis auf Anwesenheitspflicht zu einer Mitarbeiterinformation zusammengetrommelt worden seien, berichtet der Geschäftsführer der IG Metall in Waiblingen, Matthias Fuchs. Das bestätigt auch eine Beschäftigte, die nicht namentlich in der Zeitung genannt werden will: „Ich bin seit 30 Jahren bei Bosch, die Ankündigung fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht.“

Auf große Skepsis stößt die Aussage von Stefan Hartung, dem Bosch-Spartenchef Industrietechnik, der als Ziel versichert hat, „dass alle Mitarbeiter und Standorte von einem Bewerber übernommen werden“. Denn offenbar ist zum Zeitpunkt der Verkündigung der Verkaufspläne noch kein konkreter Interessent in Sicht. Stefan König, einer der Geschäftsführer der Bosch Packaging GmbH ist trotzdem zuversichtlich, dass die Verpackungsparte als „starker, stabiler Bereich und als bewährtes Team auch unter einem neuen Eigner“ zusammenbleiben werde.

Auch der Oberbürgermeister ist überrascht, rät aber zur Gelassenheit

„Es ist gut, das wir so früh informiert worden sind“, sagt der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky zu der überraschenden Verkaufsankündigung für die Bosch-Verpackungssparte. Eine gewisse Überraschung kann er allerdings dennoch nicht verhehlen, schließlich sei man der Firma, mit der die Stadt traditionell gute Kontakte pflege, bei ihrem Gelände im Waiblinger Westen weit entgegen gekommen. Andererseits übt er sich in gebremstem Optimismus: „Ich möchte nicht sagen, dass in jeder Veränderung eine Chance steckt, aber Beispiele dafür gibt es.“

Es sei „niveaulos“, wie Bosch den Mitarbeitern die Entscheidung mitgeteilt habe, schimpft hingegen der IG-Metall-Funktionär Fuchs. „Aus meiner Sicht ist das ein nicht zu heilender Vertrauensverlust, den Bosch schulterzuckend in Kauf nimmt“, sagt er mit Hinweis auf den millionenschweren Verzicht, den die Beschäftigten in den vergangenen Jahrzehnten für Standortsicherungsverträge und die Weiterentwicklung auf sich genommen hätten. Im Werk hätten Mitarbeiter begonnen, Boschplakate und Logos unter anderem durch den Schriftzug „Wir sind Packaging“ zu ersetzen. Eins sei klar, heißt es seitens der IG Metall und der Betriebsräte: „Wir werden von Bosch eine ordentliche Mitgift für die Zukunft einfordern.“