Unter der Blumenwiese brodelt es. Foto: Gottfried Stoppel

Die Stuttgarter Stadtwerke hätten gern in Waiblingen Neustadt einen Solarpark angelegt. Die Bürger dort jedoch wünschen einen richtigen Park zum Erholen. Der wurde ihnen schon vor Jahrzehnten versprochen.

Es war wohl eher versehentlich durchgesickert. Die Stuttgarter Stadtwerke hätten es gern erst mal für sich behalten, dass sie die ehemalige Mülldeponie Erbachtal als einen möglichen Standort für eine große Solarstromanlage betrachten. Doch dann sickerte die Überlegung doch durch – und sorgt jetzt für Aufregung. Die Bürger der betroffenen Ortschaften Neustadt und Hohenacker, zwischen denen sich das Gelände erstreckt, warten nämlich seit Jahr und Tag darauf, dass im Erbachtal ein Naherholungsgebiet entsteht.

Auch Waiblingens Oberbürgermeister Andreas Hesky, erneuerbarer Energie sonst zugetan ist, überraschten und verärgerten die forschen Pläne der Stadtwerke. Diese wollen mehr eigenen, grünen Strom erzeugen und untersuchen daher geeignete Dachflächen, sonnige oder zugige Gelände, die eine gute Sonnen- beziehungsweise Windernte versprechen. So ist man auch auf das Erbachtal gestoßen, wo von 1903 bis 1996 Müll aus der Landeshauptstadt abgelagert wurde.

Bei den Stadtwerken Stuttgart wehrt man sich gegen den Eindruck, man habe den Teilorten quasi ungefragt einen Solarpark vor die Haustür bauen wollen: „Projekte ohne eine Partnerschaft mit der jeweiligen Stadt kommen für uns überhaupt nicht in Frage“, sagt der Pressesprecher Markus Vogt. Zwar hat sich das Gelände in Waiblingen für die Solarstromernte als brauchbar erwiesen. Doch zu den Standortfaktoren zählten beispielsweise auch baurechtliche Fragen. Für Waiblingen gebe es „keine konkrete Planung“, sagt Vogt, nein, nicht einmal eine „Realisierungswahrscheinlichkeit“. Aus diesem Grund habe man mit der Stadt auch keine Verhandlungsgespräche aufgenommen.

Das 13 Hektar große Gelände zwischen Hohenacker und Neustadt gehört der Landeshauptstadt. In den vergangenen 15 Jahren wurden fast 20 Millionen Euro investiert, um das Gelände zu renaturieren. Der Hausmüll wurde abgedichtet und der Hügel begrünt, doch an den Rändern der abgedichteten Fläche drücken Gase an die Erdoberfläche. Aus diesem Grund ist das Gebiet bislang noch nicht freigegeben. Der Hausmüll kann im ungünstigen Fall bis zu 30 Jahren weiterhin Gase entwickeln. Momentan prüft ein Gutachter, welche Teilflächen unproblematisch sind und geöffnet werden können.

Die Entscheidung darüber obliegt letztlich dem Regierungspräsidium Stuttgart. In Waiblingen setzt man seit vielen Jahren darauf, das Erbachtal in ein Freizeitgelände zu verwandeln. Das habe man den Einwohnern versprochen, sagt Baubürgermeisterin Birgit Priebe. Es sei auch an der Zeit, dass die Bürger von Hohenacker und Neustadt, die Jahrzehnte den Müll aus Stuttgart ertragen mussten, endlich Gelegenheit bekommen, bei der Gestaltung des Geländes mitzureden, meint Priebe.

Es existiere über die Nachnutzung des Deponiegeländes ein entsprechender Vertrag, den die Oberbürgermeister von Stuttgart und Waiblingen, Manfred Rommel und Ulrich Gauss, vor knapp 30 Jahren unterzeichnet hätten. Zudem sei im Bebauungsplan die Nutzung als Naherholungsgebiet festgelegt. Wollte man jetzt plötzlich einen Solarpark bauen, müsste dieser geändert werden.

„Die Stadt hat die Planungshoheit über das Gelände“, sagt die Baubürgermeisterin. Aus ihrer Sicht ist die größere Bedrohung für den Freizeitpark das Gutachten, das sagt, ob und in welchem Umfang Flächen betreten werden dürfen.