Auf Stimmenfang am Straßenrand: Klicken Sie sich durch eine Analyse ausgewählter Wahlplakate der fünf großen Parteien. Foto: dpa

Wie Wähler die Wahlplakate der Parteien bewerten, und was der Experte dazu sagt.

Stuttgart – Wahlkämpfer im Endspurt: Die Spitzenkandidaten fahren jeden Tag etliche Kilometer durchs Land.  Von einer Wahlkampfveranstaltung zur nächsten. Doch egal wohin sie kommen, sie sind schon da. Überall lächeln sie sich selbst von den Plakatwänden an.

Dabei geht des den Wahlkämpfern wohl nicht anders als ihrem Wahlvolk. Sie schenken ihrem Konterfei auf den Wahlplakaten vermutlich keine allzu große Aufmerksamkeit. "Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die Wahlplakate durchschnittlich nur etwa 1,5 bis zwei Sekunden betrachtet werden", sagt Jan Kercher, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Hohenheim.

Unterbewusstsein spielt große Rolle

Dennoch sind die Plakate ein wirkungsvolles Mittel im Kampf um die Wählergunst. "Kein anderes Mittel in der Wahlkampagne erzielt eine so große Reichweite wie die Plakate", sagt Jan Kercher. Kein Wähler kann sich dagegen wehren. Doch was bringt diese plakative Dauerpräsenz am Straßenrand?

In der von Jan Kercher geleiteten Studie der Universität Hohenheim wurden jüngst 419 Bürger zu den Plakaten der fünf großen Parteien befragt. Viele der Befragten seien davon überzeugt, erzählt Kercher, dass die Plakate keinerlei Wirkung auf ihr Wahlverhalten hätten. Doch da täuschen sie sich, meint der Kommunikationswissenschaftler.

Bei Wahlplakaten spielt das Unterbewusstsein eine große Rolle. Die Plakate wecken Emotionen, auch wenn der Betrachter ihre Wirkung nicht unbedingt bewusst wahrnehme, sagt Kercher. Zwar räumt er ein, "dass Plakate es nicht schaffen werden, aus einem CDU-Wähler einen SPD-Wähler zu machen". Darauf seien Plakatkampagnen aber auch nicht ausgerichtet. Sie zielen viel mehr darauf ab, die eigenen Anhänger zu mobilisieren. Darüber hinaus buhlen die Parteien mit den Plakaten um die Gunst unentschlossener Wähler und versuchen, im selben politischen Lager zu wildern. Also aus einem FDP-Anhänger einen CDU-Wähler zu machen oder aus einem SPD- einen Grünen-Wähler.

Schulnoten für die Wahlplakate

Und wie erreichen sie das? Mit guten Plakaten. Doch was macht ein Wahlkampfplakat zu einem guten Wahlkampfplakat? "Zunächst einmal muss das Plakat zum Hingucken anregen", sagt Kercher. Das erreicht man mit einem guten Fotomotiv, am besten eines, das Menschen zeigt. Der Blick des Betrachters sollte im nächsten Schritt auf die Botschaft gelenkt werden. Wobei der Slogan zum Bildmotiv passen und verständlich sein sollte. Generell gilt: "So kurz wie möglich."  Schließlich müssen 1,5 bis zwei Sekunden ausreichen, um die Botschaft zu vermitteln. 

Zudem sollte das Plakat auch noch so gestaltet sein, dass der Betrachtet es der jeweiligen Partei zuordnen kann, auch ohne das Partei-Logo wahrzunehmen. Denn häufig werde dieses Logo gar nicht beachtet.

Inwiefern es den Parteien gelungen ist, diese Vorgaben zu erfüllen und die Wähler mit ihren Plakaten zu überzeugen, hat Kercher in seiner am Dienstag veröffentlichten Studie untersucht. Die 419 befragten Bürger sollten ausgewählte Plakate der Parteien mit Schulnoten bewerten. Damit die Partei mit den meisten Anhängern nicht automatisch die besten Noten bekommt, wurden die Befragten in Anhänger der jeweiligen Parteien und in ungebundene Wähler aufgeteilt. Die Gesamtnote ergab sich somit aus sechs Durchschnittsnoten der einzelnen Wählergruppen.

In unserer Bildergalerie erfahren Sie, wie einzelne Themenplakate bei den Wählern abgeschnitten haben und was der Experte Jan Kercher von den Plakatkampagnen der fünf großen Parteien hält. Klicken Sie sich oben durch die Plakat-Analyse.