Beim Cybermobbing werden die Opfer im Internet belästigt, beleidigt und bloßgestellt. Foto: dpa

Digitale Medien sind auch bei Kindern und Jugendlichen angesagt. Doch wie früh sollten sie mit der virtuellen Welt in Berührung kommen – und wie viel?

Vaihingen - Nicht nur Erwachsene sind in der virtuellen Welt unterwegs. Auch Kinder und Jugendliche sind fasziniert von Videoplattformen, sozialen Medien und angesagten Apps. „Das Thema Medienerziehung ist sehr wichtig geworden in den letzten Jahren, verstärkt auch im Kleinkindbereich“, erklärte Filiz Tokat, freie medienpädagogische Referentin beim Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ). Vor Kurzem war sie beim Eltern-Kind-Treff Müze in Vaihingen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Die Eltern wollten wissen, wie sie ihrem Kind einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien beibringen können und wie viel Kontrolle nötig ist. „Zuerst gilt es, sich bewusst zu machen, dass Kinder spätestens in der Schule den ersten Kontakt mit Medien haben und unter anderem den Computer als Werkzeug nutzen. Manche Kinder haben bereits ein Smartphone in der Schultüte“, sagte Filiz Tokat. „Und dass die Kids scharf auf das Smartphone sind, ist klar, wenn sie sehen, dass die Eltern oder andere Menschen aus der Umgebung es nutzen.“

Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um Kinder an die Geräte zu lassen? „Am besten wartet man auf ein Signal des Kindes“, riet die Expertin. Wenn man merke, dass das Kind zunehmend seine Aufmerksamkeit auf die Geräte richte, sei die Zeit reif. „Zwischen null und drei Jahren rate ich, dass es mit so wenig Technik wie möglich in Berührung kommt“, sagte Tokat. Denn die ersten Lebensjahre dienen zum Ausbau motorischer Fähigkeiten. Kinder entdecken die Welt mit ihren Sinnesorganen und brauchen die Interaktion mit den Eltern. Der Fernseher gebe zwar Laute und Flimmerbilder von sich, aber die Interaktion bleibe aus.

Wie lange dürfen Kinder schauen?

Bei dieser Frage kommt es oft zu Diskussionen. „Regeln aufzustellen, wer, wann, was und wie lange nutzen darf, ist von Vorteil, um Konflikte zu vermeiden“, sagte Filiz Tokat, die selbst Mutter zweier Kinder ist. „Dabei hat man als Elternteil natürlich auch eine Vorbildfunktion inne und sollten mit gutem Beispiel vorangehen.“ Sie verweist hierbei auf einen Mediennutzungsvertrag für Familien online auf www.mediennutzungsvertrag.de. Regeln können hier überarbeitet werden, den Vertrag gibt es für verschiedene Altersgruppen und eine Unterschrift aller Parteien besiegelt das Ganze.

Welche Sendung passt?

Es komme ganz darauf an, wie der Charakter des Kindes sei. „Eltern kennen ihr Kind am besten – manche sind ängstlicher, manche eben nicht. Es ist zu empfehlen, dass man die Inhalte von Youtubevideos und Fernsehsendungen davor anschaut, um bedenkliche Inhalte ausschließen zu können. Ganz wichtig ist auch hier das Begleiten, die Anwesenheit“, sagte Tokat. Im Anschluss könne der Inhalt des Videos noch mal durchgegangen werden, sodass das Gesehene reflektiert werden könne. Genau hingeschaut werden sollte auch bei Altersbeschränkungen von Filmen: Diese seien keine pädagogischen Empfehlungen.

Sollten Eltern ihr Kind kontrollieren?

Dazu erklärte die Referentin: „Am besten nicht erst Verbote erteilen, wenn die Kinder Bilder bereits über einen längeren Zeitraum verschicken oder posten. Es ist ratsam, sie gezielt von Anfang an zu begleiten und sie auf die Gefahren hinzuweisen.“ Ansonsten könne es passieren, dass die Kinder alles heimlich machen. „Lieber darüber sprechen, was geteilt werden kann und was nicht. Das Kind hat auch ein Recht auf Privatsphäre, aber es sollte Bescheid wissen, dass die Inhalte und peinliche Bilder auch in falsche Hände geraten können.“

Doch auch Eltern sollten hinterfragen, was sie von ihren Kindern veröffentlichen. Das Thema Bildrechte sei generell wichtig. Kinder könnten zudem Opfer von Cybermobbing werden. Hierbei werden Heranwachsende beleidigt, bloßgestellt und belästigt, was zu großen psychischen Belastungen führen kann.