Weil’s Nilpferd unsern Neckar mag, ist künftig täglich Badetag Karikatur Foto: Horsch

Mit Infografik - Kürzlich noch Vision, in einigen Jahren wahrscheinlich Realität: Die Wilhelma denkt an eine Mini-Außenstelle jenseits der Neckartalstraße. Direkt ans Flussufer soll ein neues Flusspferd-Domizil gebaut werden.

Stuttgart - Noch stauen sich Autos und Lastwagen tagtäglich auf der B 10 vor der Wilhelma. Damit allerdings wird es vom Frühjahr 2020 an vorbei sein. Durch den Bau des Rosensteintunnels reduziert sich der Verkehr dort auf ein Zehntel. Lediglich einige Tausend Fahrzeuge werden auf dem dann zurückgebauten Abschnitt mit nur noch einer Spur pro Richtung unterwegs sein. Das bedeutet mehr Ruhe und Entspannung für die Wohngebiete wie auch für die Tiere im Zoo. Und die neue Situation ermöglicht Verbesserungen im Umfeld der Wilhelma. Beispielsweise durch eine neue Haltestelle der Stadtbahn direkt am Haupteingang. Oder durch ein neues Gehege für die Nilpferde.

Die Idee hierfür forciert Georg Fundel schon seit längerem. Hauptberuflich ist er Chef der Stuttgarter Flughafen GmbH, ehrenamtlich agiert er als Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Wilhelma. Bereits bei der Eröffnung des neuen Menschenaffenhauses im Mai 2013 sprach er von der „historischen Chance, den Zoo zum Neckar hin zu erweitern“. Dies sei im Übrigen keine langfristige Vision für eine entfernte Zukunft, sondern habe durchaus konkreten Charakter. Denn, so Fundel seinerzeit: „Ich bin kein Fantast.“

Flusspferde

Eine Selbsteinschätzung, an der man ein starkes Jahr später noch weniger Zweifel haben kann. Denn hinter den Kulissen wird ernsthaft an einer Umsetzung gebastelt. Dies bestätigt Wilhelma-Sprecher Florian Pointke. Die Flusspferde in Richtung Neckar zu versetzen sei „kein Wunschschloss“, sondern eine realistische Option. „Es gibt Gespräche mit allen Beteiligten“, doch diese würden „ergebnisoffen geführt“, für weitergehende Ausführungen sei es noch zu früh.

Einige Details wurden aber bereits untersucht. So soll das neue Gehege nicht direkt mit der Wilhelma verknüpft sein. Eine Öffnung der historischen Maurischen Wände kommt für den Denkmalschutz nicht infrage, ebenso darf der Eingangspavillon nicht tangiert werden. Stattdessen befände sich das Flusspferd-Areal „außerhalb des Geländes der Wilhelma“ – für jedermann zugänglich, ohne Eintritt bezahlen zu müssen. Nachts werde das Areal geschlossen und gegen Eindringlinge gesichert. Die Hippopotamus-Anlage wäre, so Pointke, „als Schaufenster für die Wilhelma“ zu sehen, „als Aushänge- und Werbeschild“.

Die positive Resonanz bei den Wilhelma-Verantwortlichen freut wiederum den Vorsitzenden des Freundeskreises, überrascht ihn freilich auch nicht. „Die waren begeistert“, sagt Fundel. Der neue Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin erklärte bereits zu Jahresbeginn im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten, für das Flusspferdepaar Rosi und Mike sei „auf dem jetzigen Gelände zu wenig Platz“. Zum Umzugsvorstoß der Freunde und Förderer meinte Kölpin: „Die Grundidee ist super, wir müssen aber mit dem Verein prüfen, ob das realistisch ist. Ohne das Geld des Fördervereins wird nichts gebaut, ich bin froh, dass er so stark ist.“

Fundel verweist im Übrigen auf die Vorarbeiten, die der Ingenieur Professor Werner Sobek mit seinen Diplomanden am Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren der Universität Stuttgart geleistet hat. „Die Fläche wurde am Anfang eher belächelt, weil sie niemand kannte“, sagt Fundel. Doch da er dort oft mit dem Fahrrad unterwegs sei, wisse er, dass es „ein sehr schönes, großes Gelände ist“, das sich hervorragend eigne. Konkret handelt es sich um jenen Bereich, auf dem derzeit die weithin sichtbaren gelben Container der Bauleitung für den neuen Rosensteintunnel stehen. Weil die Stadt die Straßen zurückbaue, sei die ebenerdige Anbindung über eine ampelgesteuerte Fußgängerfurt an den Wilhelma-Haupteingang kein Problem.

Fundel spricht von einem „Eyecatcher“, also einem Hingucker oder Blickfang, der zudem noch Werbung für die Wilhelma mache. Womöglich lässt sich dadurch gar die Besucherzahl von zuletzt 2,3 Millionen noch steigern. Gespräche mit Rathausvertretern, speziell vom Stadtplanungs- und Gartenbauamt, habe es bereits gegeben, mit wohlwollender Aufnahme. Fabian Schlabach, Pressereferent der Stadt, bestätigt, dass der Vorschlag des Fördervereins der Wilhelma besprochen wurde. Demnächst folge „die ergebnisoffene Prüfung, ob eine Realisierung möglich ist“, indem man etwa das Areal an der Wilhelma genauer unter die Lupe nehme, um zu sehen, „ob so etwas überhaupt umsetzbar wäre“.

Fundel jedenfalls hat keine Zweifel. Zwar müsse vorher noch das ebenfalls geplante neue Elefantenhaus gestemmt werden, wofür der Verein bereits eine millionenschwere Unterstützung zugesagt hat. Dennoch sei im Anschluss auch die neue Flusspferd-Anlage machbar – wobei Funkel das „Zeitfenster 2020“ nennt. „Wir sind gut unterwegs“, sagt er, „wir sind einer der leistungsfähigsten Vereine in Stuttgart mit mehr als 30 000 Mitgliedern.“ Zwar gebe es weder zu der möglichen Größe noch zu den sich daraus ergebenden Kosten konkrete Schätzungen. „Es ist sicher noch viel zu tun“, so Fundel. „Aber es gibt eine realistische Chance für die Flusspferde direkt am Neckar.“