Langsam, aber stetig rücken auch Frauen in die Dax-Vorstände. Der Anteil der weiblichen Vorstandsmitglieder liegt mittlerweile bei 11 Prozent. 2005 war es gut ein Prozent. Foto: dpa

Wie lässt sich der typische Dax-Vorstand beschreiben? Die Werdegänge folgen einem ähnlichen Muster, wobei Wirtschaftswissenschaftler dominieren. Auch Frauen holen langsam auf.

Stuttgart - Der typische Dax-Vorstand ist männlich, hat Wirtschaftswissenschaften studiert, war einige Jahre im Ausland, hat stetig innerhalb seiner Branche Karriere gemacht und selten das Unternehmen gewechselt. Bevor er im Alter von 48 Jahren in den Vorstand berufen wurde, hat er schon elf Jahre im Unternehmen gearbeitet. Heute ist er 53 Jahre alt und verdient im Schnitt 3,4 Millionen Euro pro Jahr. Das ist das Ergebnis einer Studie der internationalen Personalberatung Odgers Berndtson, die nun zum fünften mal die Lebensläufe aller Vorstandsmitglieder der Dax-Unternehmen – der größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands – analysiert hat. „Trotz vielfältiger Krisen und technologischer Herausforderungen sind die Entscheidungskriterien bei der Besetzung der wichtigsten deutschen Vorstandsposten in den letzten zehn Jahren weitgehend unverändert“, sagt Klaus Hansen, Geschäftsführer von Odgers Berndtson Deutschland und Leiter des Dax-Vorstands-Reports.

Die meisten Vorstände werden aus internen Positionen rekrutiert

Fast 90 Prozent der Dax-Vorstände haben einen Hochschulabschluss, wobei Wirtschaftswissenschaftler auf dem Vormarsch sind, während in den letzten Jahren Ingenieure und Juristen dominierten. Die meisten Vorstände haben im eigenen Unternehmen Karriere gemacht, sind also so genannte Eigengewächse. Der Anteil derer, die vor ihrer Berufung mehr als die Hälfte ihrer Karriere im Unternehmen verbracht hat, ist 2016 auf über 58 Prozent gesteigen. Bei den Dax-Chefs liegt die Quote sogar bei 70 Prozent. Immer größere Bedeutung hat auch die Branchenzugehörigkeit der amtierenden Vorstände. 80 Prozent der Vorstandsmitglieder haben ihre Karriere zum größten Teil innerhalb derselben Branche gemacht, bei den Vorstandschefs sind es sogar mehr als 90 Prozent. „Quereinsteiger wie jüngst Kasper Rorsted, der von Henkel zu Adidas gewechselt ist, sind die Ausnahme“, sagt Hansen.

13 der 30 Dax-Konzerne haben keine Frau im Vorstand

Einblicke gibt die Studie auch, was den Frauenanteil anbelangt. Da wandeln sich die Vorstandsgremien langsam. Derzeit sind 20 der 197 Vorstandsmitglieder in Dax-Konzernen weiblich. Das sind rund elf Prozent, 2005 lag der Frauenanteil bei gut einem Prozent. Die Mehrheit der Frauen ist für Zentralbereiche wie Personal, Compliance und Recht verantwortlich. Eine Quote, wie sie in Aufsichtsräten gilt, gibt es für Vorstandsgremien bisher nicht. Dennoch sei davon auszugehen, dass der Frauenanteil in Dax-Unternehmen weiter steigen werde, so die Studie. Das bestätige ein Blick auf die betrieblichen Zielgrößen, die sich die Unternehmen seit Oktober vergangenen Jahren für den Frauenanteil in ihren Vorstands- und Führungsetagen setzen müssen. 16 der 30 Dax-Unternehmen hätten ihre teils anspruchsvollen Ziele für die erste und zweite Führungsebene schon erreicht, acht davon sogar übererfüllt. Bislang gibt es noch 13 Dax-Konzerne, die keine Frau im Vorstand haben.

Wegen gestiegener Anforderungen an die Unternehmensführung und eines deutlich verschärften Verhaltenskodex für Aufsichtsräte haben Dax-Vorstände weniger Zeit für parallele Aufsichtsratsposten. Die Zahl der Aufsichtsratsmandate, die ein Vorstandsmitglied parallel zu seinem Vorstandsjob ausübt, sind in den letzten zehn Jahren von durchschnittlich fünf auf zwei gesunken.