Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich mit Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy in Paris getroffen. Foto: AP

Frankreich und Deutschland machen sich für eine Verschärfung der Haushaltskontrolle stark.

Paris/Rom/Berlin - Deutschland und Frankreich wollen mit einer raschen Verschärfung der Euro-Spielregeln für Stabilität in der Währungsunion sorgen - fast zwei Jahre nach Beginn der dramatischen Schuldenkrise. Schon beim EU-Gipfel Ende dieser Woche sollen nach ihrem Willen die Weichen für die nötige Änderung der EU-Verträge gestellt werden. Bis März 2012 sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein.

„Wir müssen uns beeilen, wir haben nicht so viel Zeit“, sagte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag in Paris. Notfalls kommt für die beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone auch ein Alleingang der 17 Euroländer infrage.

Merkel will rasche Entscheidung

Merkel betonte mit Blick auf den EU-Gipfel an diesem Donnerstag und Freitag in Brüssel: „Wir sind fest entschlossen, die Entscheidung jetzt genau bei diesem Rat herbeizuführen.“ Natürlich werde aber auch mit dem Europaparlament und den anderen Partnern gesprochen.

Am Mittwoch wollen Berlin und Paris ihre gemeinsamen Vorschläge in einem Brief an EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy übermitteln. In Brüssel sei dann zu klären, in welchem Rahmen Verträge geändert und die Spielregeln zur besseren Haushaltskontrolle verschärft werden sollen.

Merkel stellte klar, der „logische Weg“ sei, EU-Vertragsänderungen mit allen 27 Mitgliedstaaten anzustreben. Sarkozy und sie seien aber entschlossen, dies bei Schwierigkeiten mit Nicht-Euro-Staaten auch nur mit der Euro-Gruppe zu beschließen.

Sarkozy verspricht schnelles Handeln

Beide Länder wollten den Prozess nun beschleunigen, sagte Sarkozy. „Unser Wille ist es, dann mit voller Kraft vorauszugehen, um das Vertrauen in den Euro, die Eurozone wieder herzustellen. Wir haben keine Zeit. Die Dinge liegen klar: So schnell wie möglich wird gehandelt auf der Basis dieser Vereinbarung zwischen Frankreich und Deutschland plus den anderen.“

Merkel betonte, dass bei den geplanten Sanktionen bis hin zum Klagerecht beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) nicht jedes einzelne Budget eines Landes überprüft werden solle. Auch Sarkozy sagte, der EuGH könne nicht die nationalen Haushalte annullieren. Es gehe um die Umsetzung einer ernsthaften Schuldenbremse. Angestrebt werden auch automatische Sanktionen gegen Schuldensünder, die von den Staaten mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden sollen. Sarkozy betonte die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB).

Sarkozy und Merkel gegen Eurobonds

Gemeinsamen Staatsanleihen der Euroländer erteilten Merkel und Sarkozy eine klare Absage: Der Präsident sagte: „Frankreich und Deutschland sind sich hundertprozentig einig, dass die Eurobonds auf gar keinen Fall eine Lösung für diese augenblickliche Krise sind, auf gar keinen Fall.“ Es sei „eine komische Idee“, die Schulden vergemeinschaften zu wollen, denn Deutschland und Frankreich müssten ja für die Schulden der anderen eintreten, ohne kontrollieren zu können, wie diese Schulden dort zustandekämen.

Der geplante dauerhafte Rettungsschirm ESM soll nach dem Willen Deutschlands und Frankreichs auf Ende 2012 vorgezogen werden. Bisher soll er Mitte 2013 starten. Beide Länder einigten sich auch im Streit um die Beteiligung des Privatsektors bei eventuellen Staatspleiten. Dessen Einbeziehung im Zuge des künftigen Rettungsschirms ESM solle nach den Regeln des Internationalen Währungsfonds (IWF) erfolgen. Damit werde auf Verunsicherung der Anleger bei Euro-Staatsanleihen reagiert, hieß es.

Vertragsänderungen sind unter zahlreichen EU-Ländern umstritten. Polen pocht auf eine zentrale Rolle der EU. Nur EU-Ratspräsident Van Rompuy habe das Recht, beim Gipfeltreffen dazu Vorschläge zu machen. Dessen Bericht müsse die Grundlage sein, nicht deutsch-französische Vorschläge, sagte der polnische Europaminister Mikolaj Dowgielewicz in Brüssel. Polen führt turnusmäßig bis Jahresende die Amtsgeschäfte der EU, leitet aber nicht das Spitzentreffen am 8. und 9. Dezember. Dies ist dem Belgier Van Rompuy vorbehalten.

Monti bringt italienisches Sparpaket auf den Weg

Italiens Ministerpräsident Mario Monti bringt unterdessen sei Sparpaket auf den Weg, mit dem er nach der Ära Berlusconi das Vertrauen der Märkte in das hoch verschuldete Land wiederherstellen will. Die Investoren honorierten das: Am Montag sank das Zinsniveau für 10-jährige Staatsanleihen erstmals seit langem wieder unter 6 Prozent - nach einem Rekord 7,45 Prozent.

Die EU-Kommission begrüßte das Sparpaket Italiens. EU-Währungskommissar Olli Rehn sprach in Brüssel von einem wichtigen Schritt zur Stützung der öffentlichen Finanzen. „Diese Maßnahmen kommen rechtzeitig und sind ambitioniert.“ So könne Italien 2013 wieder einen ausgeglichenen Haushalt erreichen. Die EU-Kommission beziffert den zusätzlichen Spareffekt auf netto rund 20 Milliarden Euro oder 1,3 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts.

Nach einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ erwägen die europäischen Regierungen, den Internationalen Währungsfonds (IWF) im großen Stil zu stärken, um die Schuldenkrise einzudämmen. Danach sollen die 17 Notenbanken der Euro-Länder einen dreistelligen Milliardenbetrag in einen Spezialfonds einzahlen, aus dem dann Programme für Krisenländer finanziert werden. Auch andere Zentralbanken wie die US-amerikanische Fed seien bereit, einen Teil der Kosten zu finanzieren. US-Finanzminister Tim Geithner führt diese Woche in Europa Gespräche mit Politikern und Notenbankern.