In einer finanziellen Schieflage vertraute eine Familie aus Leutenbach dem Angeklagten. Foto: dpa

Ein vermeintlicher Schuldnerberater entpuppt sich als Hochstapler. „Was Peter Zwegat kann, das kann ich auch“, beschreibt er seine Motivation vor Gericht, wo er wegen Betrugs angeklagt ist.

Leutenbach - Die Verteidigerin des 36-jährigen Angeklagten versucht, sein bizarr wirkendes Verhalten zu erklären: „Ihm geht es um das Agieren, nicht um das Geld. Das war in den Prozessen zuvor auch der Fall.“ Der aus Potsdam stammende Mann hat vor dem Stuttgarter Landgericht zugegeben, eine Handwerkerfamilie aus Leutenbach betrogen zu haben. Dieser spielte der gelernte Kaufmann für Bürokommunikation vor, ihr als Schuldnerberater aus der finanziellen Schieflage zu helfen, in der die Firma im Sommer 2015 steckte. „Was Peter Zwegat kann, das kann ich auch“, beschrieb der Angeklagte seine Motivlage mit Bezug auf den prominenten RTL-Schuldenberater.

Ein Leben voller Schicksalsschläge

Allerdings ist nicht ganz klar, was aus rund 40 000 Euro wurde, die der 36-Jährige zwischen Juni und August erschwindelte, nachdem er das Vertrauen der Familie – „Das sind sehr nette Leute“ – erworben hatte und in deren Büro mitarbeitete. Unter anderem brachte er einen ihrer Mieter dazu, mehrere Mieten auf sein Konto zu überweisen. Um scheinbar Fixkosten zu senken, kündigte er im Namen der Familie Versicherungen oder setzte Darlehenszahlungen aus. „Als sie die Krankenversicherungen kündigten, wussten Sie schon, was Sie damit hätten anrichten können“, fragt der Staatsanwalt nach, der wie der Berichterstatter der 8. Strafkammer von einzelnen Behauptungen des Angeklagten nicht überzeugt zu sein scheint.

Das hat einen Grund. Der Verbleib von den rund 40 000 Euro, die der Angeklagte aus Verkäufen fiktiver Limousinen an Bekannte der Familie ergaunerte, ist noch nicht klar. „Das meiste habe ich auf das Konto der Firma überwiesen, um Forderungen auszugleichen“, behauptet der Angeklagte, der zuvor einen Lebenslauf geschildert hat, der von Schicksalschlägen nur so strotzt. „Am Tag meiner Geburt hat sich mein Vater umgebracht. Den Grund habe ich erst später erfahren: Er hatte sich eine Tochter gewünscht.“

Von einem sexuellen Missbrauch in der Kindheit, den er nun schildert, hat er in vorangegangenen Strafverfahren nichts erwähnt, sagt der Vorsitzende Richter. Doch, das habe er dem Gutachter damals bereits erzählt, insistiert der Angeklagte. Auch im aktuellen Verfahren ist eine Psychiaterin als Gutachterin beteiligt. Ihr ist nach der Aussage des 36-Jährigen nicht mehr klar, ob sein früherer Freund 2015 oder 2007 ums Leben kam, ob von Berliner Neonazis erschossen oder von einem Exfreund des Mannes erschlagen.

Schwindel mit erfundenen Personen

Der 36-Jährige ist bereits einschlägig vorbestraft. „Dabei sind Sie immer nach einem ähnlichen Muster vorgegangen“, hält ihm der Berichterstatter des Gerichts vor, der gut vorbereitet ist und immer wieder hartnäckig nachhakt. Unter anderem hat der Angeklagte Schreiben gefälscht, die angeblich vom Amtsgericht Berlin Mitte stammten, in denen es um günstige Limousinen aus Insolvenzverfahren ging. Auch einen Schriftwechsel über eine Steuernachzahlung des Finanzamtes Waiblingen hatte der Mann selbst verfasst und an die Firma geschickt. Den Namen der Sachbearbeiterin habe er frei erfunden, behauptet er. „Das war ja ein Volltreffer, dass es eine Frau dieses Namens dort gibt“, kommentiert der Richter diesen Umstand.

Dieser ist überzeugt, dass der Angeklagte die Familie mit angeblichen Subventionen aus EU-Sozialfonds ködern wollte. Dazu habe er eine Belgierin erfunden, die deshalb mehrmals Kontakt mit der Familie aufgenommen habe. Das Urteil soll an diesem Dienstag gefällt werden.