Verdi weitet Warnstreiks aus: Kunden der Postbank könnten vor geschlossenen Schaltern stehen.

Köln - Kunden der Postbank könnten in der kommenden Woche vor geschlossenen Schaltern stehen: Die Gewerkschaft Verdi will ihre Warnstreiks auf die Filialen ausweiten. Von Montag an würden Filialen in die Protestaktionen mit einbezogen.

Im Weihnachtsgeschäft könnte es eng werden

Dies kündigte Verdi-Chef Frank Bsirske am Freitag bei einer Kundgebung in Köln an. "Wir werden uns Regionen aussuchen, wo das beginnt", sagte er. Auch Postkunden könnten betroffen sein. Die Aktionen sollen Druck auf die Tarifverhandlungen machen, die am Montag und Dienstag im hessischen Bad Nauheim fortgesetzt werden.

"Wir werden eine Situation herbeiführen, wo Kunden, auch große Kunden, sagen: Was machen die da eigentlich, mitten im Weihnachtsgeschäft?", sagte Bsirske. Zunächst werde es punktuell in einigen der 850 großen Filialen - den sogenannten Postbank-Finanzcentern - Solidaritätsstreiks und -aktionen geben, die dann "systematisch reihum gesteigert" würden. An welchen Orten dies geschehen soll, war zunächst unklar.

Die Postbank hatte in den vergangenen Jahren alle großen Postfilialen von der früheren Mutter Deutsche Post übernommen. Die Mitarbeiter an den Schaltern erledigen nun sowohl Bank- als auch Postdienstleistungen. Ingesamt hat die Postbank 22.000 Beschäftigte, von denen fast die Hälfte Beamte sind, die nicht streiken dürfen.

Protest gegen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen

Am Freitag beteiligten sich laut Verdi erneut bundesweit rund 3500 Beschäftigte an Warnstreiks. Dabei handelte es sich den Angaben zufolge um Mitarbeiter der elf Postbank-Standorte mit sogenannten Backoffices, in denen Aufträge von Kunden abgewickelt werden. Bisher habe es keine wesentlichen Beeinträchtigungen für Kunden gegeben, sagte ein Postbank-Sprecher. "Die Filialen sind geöffnet, der Zahlungsverkehr läuft." Verzögerungen bei Papier-Überweisungen und bei Anrufen in Callcentern seien jedoch nicht auszuschließen.

Die Postbank-Beschäftigten protestieren gegen eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen im Zuge der Übernahme durch die Deutsche Bank. Nach Verdi-Angaben plant der Vorstand unter anderem längere Arbeitszeiten, weniger Urlaub und niedrigere Gehälter, so dass den Mitarbeitern bis zu 30 Prozent Einbußen drohten. In den Tarifverhandlungen fordert die Gewerkschaft unter anderem einen Überleitungstarifvertrag für alle betroffenen Beschäftigten.