Von Sarah TurzerSTUTTGART. Nicht Weihnachten, nicht Ostern, nicht der Geburtstag des

Von Sarah Turzer

STUTTGART. Nicht Weihnachten, nicht Ostern, nicht der Geburtstag des Bezirksvorstehers ist der höchste Feiertag in Bad Cannstatt. Es ist der schmotzige Donnerstag. Auf dem brechend vollen Marktplatz steppt zwar nicht der Bär, dafür werfen wild gewordene Marktweiber die Beine.

Die Narretei ist unübersehbar. Kindergärtnerinnen, als Marienkäfer verkleidet, zerren ihre zehn Kleinen durch die Menge. Die eine oder andere Hexe, die es mit dem Sekt aus Plastikbechern etwas zu gut meint, taumelt zur Musik. Ein Männerballett, bekleidet mit wenig Stoff, tanzt zu schwedischen Pophits - abba hallo!

Nur der Büttel des Kübelesmarkts hält sich mit gepfefferten Sprüchen zurück - obwohl er auf den Namen Wolfgang Pfeffer hört. Um scharfe Sprüche nicht verlegen ist dagegen seine Bütteline Isolde: "Heut ist Weiberfasnet, da müssen wir den alten Säcken mal zeigen, was so los ist." Gib der Meute Pfeffer. Dann kreischt sie.

Trotz eisiger Kälte und Schneefall sorgt die Rottenburger Lumpenkapelle zum Auftakt des 25. närrischen Wochenmarkts bei den Narren für Durchblutung. Hexen, Funkenmariechen und Clowns mit roten Nasen werden hitzig, was nicht nur am heißen Glühwein liegen muss. Rundum sieht es nach einem erfolgreichen Start zum Endspurt der Fasnetszeit aus.

Doch all das ist nur Vorspiel. Der eigentliche Höhepunkt steigt am Abend mit dem 38. Kübelesrennen. Die 28 Teilnehmerteams, die in ihren weißen Nachthemden kaum von Schneemännern zu unterscheiden sind, pflügen sich durch die weiße Pracht. "Zwischendurch haben wir schon überlegt, die Räder der Kübel durch Kufen zu ersetzen", sagt Panajotis Delinasakis vom Kübelesmarkt mit einem Augenzwinkern, "uns Narren fällt immer etwas ein." Vielleicht hätte er besser große Salzstreuer an die Teilnehmer des Rennens verteilt.

Sieger wurde diesmal nicht Fallschirmspringer Klaus Renz, der mit Kunstturn-Olympiasieger Valeri Belenki den Vorjahreserfolg wiederholen wollte. Für beide reichte es nur zu Platz sechs. Damit lagen sie aber noch vor Finanzbürgermeister Michael Föll, der mit Marcus Christen vom Veranstalter in.Stuttgart nach "strategischem Training" auf Rang acht kam. Klar überflügelt wurden alle aber vom Amtsgericht Cannstatt. Richter Felix Hertler und Justizsekretär Steffen Kirchherr fällten mit gut einer Minute Rennzeit ein schnelles Urteil: Sieg!