Tim Schreiber unterlief bei 0:1 ein dicker Patzer. Foto: AFP/JEAN-CHRISTOPHE VERHAEGEN

Torwart Tim Schreiber wird beim bitteren Ende des Saarbrücker Pokalmärchens zur tragischen Figur - der Frust saß tief.

Nachdem er das wichtigste Spiel seines bisherigen Lebens vermasselt hatte, nahm Tim Schreiber alle Schuld für den Schlusspunkt des Saarbrücker Pokalmärchens auf sich. „Mir persönlich tut das leid, dass es durch meinen Fehler so zu Ende geht“, sagte der Torhüter: „Das hat das Spiel entschieden. Man will im Anschluss nur im Boden versinken.“ Der vollkommen harmlose Kopfball von Marlon Ritter (53.) war Schreiber durch Hände und Beine geflutscht - und damit der greifbare größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

„Im Training hältst du von zehn Bällen zehn. Das kannst du nicht erklären“, haderte der zuvor in der Pokalsaison überragende Schreiber nach dem 0:2 (0:0) gegen den 1. FC Kaiserslautern in der ARD. „Wenn der Ball noch 100 Mal aufs Tor kommt, hält Tim den 100 Mal“, setzte Kapitän Manuel Zeitz den Maßstab gar noch höher. Während Schreiber nach Erklärungen für das Unerklärliche suchte, nahmen ihn seine Mitspieler immer wieder tröstend in den Arm - vergebens.

„Es war eine unglaubliche Reise“

Selbst Kaiserslauterns Trainer Friedhelm Funkel tat der Unglücksrabe leid. „Der Ball ist nicht mehr hochgekommen“, sagte Funkel. Wenig Mitleid hatte dagegen Torschütze Ritter: „So ist es, wenn der Rasen scheiße ist, dann geht der rein“, sagte der Mittelfeldspieler: „Wenn die einen vernünftigen Rasen gehabt hätten, hätte er ihn aufgenommen. Aber dann wären sie wahrscheinlich auch nicht mehr hier gewesen. Am Ende kommt es manchmal so, wie man es nicht erwartet.“

Nicht zu erwarten war in Gänze die Saarbrücker Pokalreise. „Insgesamt als Drittligist im Halbfinale zu stehen, das gab es die letzten Jahre nicht so oft. Wir haben Bayern, Gladbach, Frankfurt und Karlsruhe geschlagen, das passiert nicht alle Tage“, sagte Zeitz: „Es war eine unglaubliche Reise, aber halt auch mit einem unfassbar beschissenen Ende.“ Er spüre ein extremes „Gefühlschaos“.

„Enttäuschung nach dem Spiel sehr groß“

Als Drittligist bekomme man „nicht so oft“ die Chance auf ein Pokalfinale, „wie wenn wir bei Bayern oder Dortmund spielen würden. Für uns war es eine einmalige Chance - für jeden von uns. Wenn man die so in den Sand gesetzt hat, ist es bitter“, haderte Zeitz weiter. Der Stolz über das Erreichte werde erst „nach Tagen und Wochen kommen“, ergänzte Trainer Rüdiger Ziehl: „Nach dem Spiel ist die Enttäuschung aber sehr, sehr groß.“ Gerade Schreiber dürfte an dieser Halbfinalniederlage noch lange zu knabbern haben.