Die Keimzelle von Rot: Das Barackenlager auf der Schlotwiese war nach dem Zweiten Weltkrieg das größte Flüchtlingslager in Stuttgart. Foto: privat

Vor 75 Jahren wurde in einem Flüchtlingslager der Grundstein für Stuttgart-Rot gelegt. Der Stadtteil steht exemplarisch für die Migrations- und Baugeschichte der Bundesrepublik.

Auch drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren dessen Folgen in Deutschland noch allgegenwärtig. Breitflächige Zerstörungen, getrennte und evakuierte Familien kennzeichneten den Alltag. Wohnraum, Arbeitsplätze und Lebensmittel waren äußerst knapp bemessen – und mussten darüber hinaus geteilt werden, denn zur eingesessenen Bevölkerung waren sehr viele neue Bewohner hinzugekommen. Als Ergebnis der NS-Herrschaft und des Krieges mussten rund 12,5 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten des Reiches und einer Reihe von Staaten Ostmitteleuropas aufgenommen werden, acht Millionen davon in den westlichen Besatzungszonen. Viele von ihnen fristeten ein Lagerdasein. Selbst zehn Jahre nach Kriegsende zählte man in der Bundesrepublik noch mehr als 3000 Lager mit mehr als einer halben Million Bewohnern.